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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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wieder. Wenigstens falle ich hier in Jogginghose und Minni-Maus-Shirt kaum auf – das ist allerdings auch schon das Positivste, was man über dieses Lokal sagen kann. Am Tresen sitzen ein paar gelangweilte Rentner, die uns misstrauisch beäugen, aus einem Nebenraum brandet uns bierseliges Gelächter entgegen. Aha, die monatliche Sitzung der Freiwilligen Feuerwehr Drispenfeld, wie ein Schild an der Tür verrät.
    Wir verkrümeln uns an einen Ecktisch, bestellen Bier und schweigen uns erst einmal an. Bevor die Stille ungemütlich werden kann, plappert Tom drauflos: »Mensch, das mit dem Fernsehen heute war ja ein Ding. Stehen die auf einmal vor der Tür! Aber ich finde, es ist supergut gelaufen. Dwaine hat sich echt selbst übertroffen.«
    Der so Gepuschelte lehnt sich genüsslich zurück. »Tja, da muss ich Tom recht geben. Heute Abend, das war die ganz große Show, ich war einfach genial. Schade, dass du’s verpasst hast, Nina. Aber ich geb dir natürlich gern noch mal ganz persönlich eine Kostprobe meines Könnens …«
    Ich verdrehe die Augen. Fängt der schon wieder an? Da ich keine Lust habe, unseren Disput von vorhin fortzusetzen, und das erste Bier mich auch milde stimmt, grinse ich Dwaine aber nur an: »Ach, Casanova, lass mal gut sein. Jungs, was haltet ihr davon, wenn wir eine Runde Karten spielen?« Das erscheint mir jedenfalls besser, als weiterhin der Selbstbeweihräucherung von Herrn Bosworth zu lauschen. Und passt auch irgendwie in das lokale Ambiente.
    Die beiden sind begeistert. »Das ist doch mal was für echte Männer!«, urteilt Dwaine, worauf ich ihm das Spiel, das mir die Kellnerin bringt, am liebsten sofort in den Mund dreschen würde … aber: Frieden! Entspannung! Eierkuchen!
    Da ich weder Skat noch Poker kann, beschließen Tom und ich, Dwaine das gute alte Mau-Mau beizubringen. Ich kann es kaum glauben, aber wir drei haben richtig Spaß zusammen. Dwaine verabschiedet sich endlich mal von seiner dämlichen Aufreißermasche, ich glaube sogar, er lässt mich – ganz gentlemanlike – ein paar Mal gewinnen. Tom albert herum wie ein kleiner Junge und ist ganz aufgedreht.
    Nach der vierten Runde des hopfenhaltigen Kaltgetränks schaut mir mein Volontär auf einmal tief in die Augen. »Duhu, Nina, ich muss dir da noch was sagen …«
    Ach du meine Güte, was kommt denn jetzt? Doch nicht etwas wie Du bist die beste Chefin der Welt  … auch wenn das natürlich durchaus angebracht wäre.
    Aber: weit gefehlt.
    »Also, um ehrlich zu sein, die vom Fernsehen standen gar nicht so spontan vor der Tür.«
    Ich gucke Tom streng an. »Was soll das denn heißen?«
    »Äh, ich hab da einen alten Kumpel von früher, der arbeitet jetzt als Redakteur bei TeleNord«, nuschelt Tom in seinen nicht vorhandenen Bart, »den habe ich angerufen, ob Dwaines Show nicht was für seine regionalen News wäre …«
    Hab ich’s doch gewusst! Das kam mir gleich komisch vor, dass ein Kamerateam unangemeldet bei so einer Veranstaltung auftaucht. Meine gute Laune ist schlagartig wie weggeblasen. Was denkt sich dieses Bürschchen eigentlich? Heimlich hinter meinem Rücken einfach irgendwelche Entscheidungen treffen? Und wenn das wieder in die Hose gegangen wäre? Dann hätte Salchow garantiert mich einen Kopf kürzer gemacht und nicht ihn!
    Obwohl es gerade noch so ein netter Abend war, fallen mir nun die ganzen Sachen ein, die mein Gegenüber schon verbockt hat, seit wir uns kennen, und ich merke, wie ich richtig sauer werde. Jetzt ist Schluss! Sohn vom Chef hin oder her – jetzt gibt es einen ordentlichen Einlauf für Weidner junior. »Tom, damit bist du eindeutig zu weit gegangen. Über solche wichtigen Schritte musst du mich vorher informieren. Und das weißt du ganz genau.«
    »Aber …«
    Wahrscheinlich ist es das angedeutete Widerwort, das das Fass endgültig zum Überlaufen bringt. »Morgen rufe ich Susanne an und sage ihr, dass ich für meinen Teil nicht mehr mit dir zusammenarbeite. Vielleicht hast du Glück und Henning nimmt dich unter seine Fittiche.«
    »Nina!« Tom guckt mich völlig perplex an.
    »Nina«, mischt sich nun auch noch Dwaine ein, »natürlich war das nicht richtig von Tom. Er hätte dich vorher fragen müssen. Das wollte er ja auch. Aber als er mir davon erzählte, habe ich ihn überredet, das Ding ruhig ohne dich durchzuziehen. Du hast schließlich genug andere Sachen zu tun.«
    An Toms erstauntem Gesichtsausdruck sehe ich, dass Dwaine gerade flunkert, um ihn in Schutz zu

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