Sahnehäubchen: Roman
landen.«
»Uuh, ich mag es, wenn du dich wehrst.« Und ehe ich mich versehe, hat er mich gepackt – und küsst mich!
Zugegeben: Es fühlt sich nicht schlecht an. Vor allem, wenn man sehr, sehr lange nicht mehr geküsst worden ist. Aber als er mich wieder loslässt, habe ich trotzdem keine Wahl: Mein schöner Gin Tonic verlässt das Glas und fliegt in Richtung Dwaine. Der ist so verdutzt, dass er sich nicht mal wegduckt. Seine weitere Reaktion bekomme ich nicht mit, denn in diesem Moment stehe ich schon vor der Tür und winke ein Taxi heran.
12. Kapitel
I ch werde von einem Presslufthammer geweckt. Aus unerfindlichen Gründen kommt dieser offensichtlich direkt neben dem Kopfende meines Betts zum Einsatz. Mühsam rapple ich mich hoch. Aua! Mein Kopf ist offensichtlich doppelt so schwer wie sonst, ich kann ihn kaum aufrecht halten. Wo kommt nun dieser nervige Lärm her? Ich öffne erst ein Auge, dann das zweite und schaue mich um. Ganz langsam, damit mein Hirn nicht so sehr gegen die Schädeldecke drückt. Auf meinem Nachttisch liegt mein Handy und bimmelt um sein Leben. Das heißt, es bimmelt nicht, sondern vibriert. Seit wann ist der Vibrationsalarm bloß so laut? Gibt’s ja gar nicht.
Ich greife nach dem Handy, erwische es aber nicht richtig und lasse es dabei zu Boden fallen. Bei dem Versuch, es von selbigem aufzuklauben, wird mir unglaublich schlecht. Ich lege mich wieder hin. So viel habe ich nun auch wieder nicht getrunken … oder? Ist Rotwein mit Gin Tonic doch keine so gute Mischung? Wieso bin ich mit Dwaine bloß ins 439? Ich hätte bei Finja schön brav noch ein stilles Wasser trinken und dann gleich nach Hause fahren sollen. Wenigstens habe ich nicht noch Unsinn angestellt. Ich bin ein bisschen stolz auf die Tatsache, dass ich Dwaine nach seinem Annäherungsversuch einfach so habe sitzenlassen. Und das, obwohl ich ihn gestern Nacht aus mir heute unerklärlichen Gründen irgendwie attraktiv fand. Ja, das war eine sehr erwachsene Entscheidung.
Gut, vielleicht hätte ich ihm nicht den Gin Tonic ins Gesicht kippen müssen, um meinen Standpunkt klarzumachen. Aber wenn ich den ganz ausgetrunken hätte, ginge es mir jetzt bestimmt noch schlechter. Und davon abgesehen: So eine kleine Dusche wird einen selbsternannten »richtigen Mann« wie Dwaine nicht umbringen. Das kann doch einen Cowboy nicht erschüttern, denke ich breit grinsend und bezahle dafür mit einem stechenden Schmerz hinter den Augen; offensichtlich ist das Anheben der Mundwinkel schon zu viel Gesichtsakrobatik in meinem derzeitigen Zustand.
Das Handy brummt noch einmal sehr entschlossen. Offensichtlich hat mir jemand auf die Mailbox gesprochen oder eine SMS geschickt. Leider kann ich das Telefon nicht vom Boden aufheben und bin auch sonst gelähmt. Ich werde also nie erfahren, wer mich zu dieser frühen Stunde behelligen wollte.
Apropos frühe Stunde: Ich drehe den Kopf ein wenig, um auf meinen Wecker sehen zu können. 11:53 Uhr. Na gut. Dann könnte ich vielleicht doch mal aufstehen und duschen. Obwohl: warum? Gibt es ein Gesetz, welches mich dazu zwingt, an einem Sonntag vor zwölf in Erscheinung zu treten? Eben. Ich drehe mich noch mal im Bett rum und dämmere friedlich weg.
Wieder weckt mich mein Handy. Das Vibrieren klingt allerdings nicht mehr ganz so scheußlich. Entweder weil ich mich langsam erhole oder weil das Telefon auf meinem flauschigen Bettvorleger liegt. Ist letztendlich auch egal – wach ist wach. Ein Blick auf den Wecker zeigt: 12:45 Uhr. Ich angle noch einmal nach dem Handy und bekomme es schließlich zu fassen.
»Ja?« Ich klinge wahrscheinlich wie aus dem Gully.
»Hallo Nina, hier ist Tom. Endlich erwische ich dich!«
»Hallo. Tust du mir einen Gefallen?«
»Ja?«
»Kannst du bitte nicht so laut und so schnell sprechen? Ich habe ziemliche Kopfschmerzen.«
»Oh, tut mir leid. Aber gleich wird es dir bessergehen – und zwar, wenn du meine sensationellen Neuigkeiten gehört hast!«
Was hat er diesmal verbockt – noch ein Fernsehteam? Oder Dwaine bei Sandra Maischberger in einer Talkrunde mit den führenden Frauenrechtlerinnen Deutschlands untergebracht? »Lass hören«, ergebe ich mich in mein Schicksal.
»Ich sag nur eine Zahl: 1005.«
»Aha.« Sollte es jetzt bei mir klingeln? Tut es leider nicht.
»Verstehst du nicht? Okay, dann jetzt im ganzen Satz: 1005 Personen gefällt das. «
»Gefällt was? Wovon redest du? Ich verstehe nur Bahnhof.«
»Na – Facebook!«
»1005 Leuten gefällt
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