Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
Vom Netzwerk:
Facebook? Und deswegen rufst du mich am Wochenende an?« Es mag an meiner dicken Birne liegen, aber ich kann die Sensation dieser Nachricht nicht erkennen. Ich hätte ehrlicherweise auch gedacht, dass mehr Leute auf Facebook unterwegs sind. Schlappe tausend – dafür lohnt sich der Aufwand der Programmierung einer solchen Plattform doch gar nicht. Tom schnaubt unwirsch.
    »Nein, nicht 1005 Leuten gefällt Facebook. 1005 Leute haben sich in den letzten Tagen als Fans von Dwaine eintragen lassen! Oder genauer gesagt 1003. Denn dich und mich sollte man nicht unbedingt dazurechnen. Stell dir das mal vor: über tausend Fans! Das ist phänomenal!«
    Jetzt bin ich auf einmal hellwach. »Das ist wirklich toll!«
    »Ja, aber es kommt noch besser: Ich hatte eben den Buchhändler aus Üxleben am Telefon – du weißt schon, das ist der nächste Lesungsort. Er hat bereits über dreihundert Vorbestellungen für Karten – dabei passen in seine Buchhandlung nur hundert Zuhörer, und das auch nur dicht an dicht. Er will jetzt das Gemeindezentrum anmieten.«
    »Wahnsinn!«, entfährt es mir.
    »Tja, meine Idee mit dem Fernsehen war dann wohl doch nicht so schlecht, oder?« War ja klar, dass Tom jetzt damit ankommt. Aber Ehre, wem Ehre gebührt.
    »Gut. Vielleicht hattest du tatsächlich recht, und ich habe neulich ein bisschen überreagiert.«
    »Ein bisschen überreagiert?« Tom lacht. »Du wolltest mich rausschmeißen. Dwaine hat mich gerettet.«
    Ja, so kann man das natürlich auch sehen … »Okay. Es tut mir leid. Ich war nicht besonders nett zu dir. Aber ich hatte Angst, dass die Geschichte genauso nach hinten losgeht wie die Reportage im Spiegel der Frau. Und dann habe ich mir natürlich auch gesagt, dass ich dich nach der Erfahrung an dem Abend in Drispenfeld nicht hätte allein lassen dürfen. Ich bin schließlich verantwortlich für die ganze Geschichte. Wenn du so willst, habe ich mich also auch über mich selbst geärgert«, gebe ich zu. »Mea culpa!«
    »Schon gut. Du hast ja recht. Hätte auch schiefgehen können. Aber sag mal … also … es gibt noch einen anderen Grund für meinen Anruf.« Tom macht eine Kunstpause. »Darf ich dich von meinem schmalen Volontärsgehalt vielleicht heute Abend zum Essen einladen? Ich weiß, es ist sehr spontan, aber wir haben doch etwas zu feiern, findest du nicht?«
    O nein. Bitte heute keine Abendveranstaltung! Ich habe zwar noch nicht in den Spiegel geschaut, aber ich bin mir sicher, dass ich wie ein alter Bretterhaufen aussehe. Außerdem wollte ich das Wochenende eigentlich ohne die lieben Kollegen genießen und mich von ihnen erholen. Das wird natürlich nichts, wenn ich an Abend Nr. 1 mit Dwaine und an Abend Nr. 2 mit Tom losziehe. Außerdem bin ich als seine Ausbilderin sowieso nicht das richtige Date für ihn.
    »Danke für die Einladung, aber ich bin heute wirklich entschlossen, nur auf dem Sofa rumzuliegen«, gebe ich ihm einen Korb.
    »Dann komme ich einfach mit etwas Leckerem vorbei?«, lässt er nicht locker. Okay, muss ich anscheinend deutlicher werden.
    »Tom, das ist wirklich sehr nett. Aber ich möchte heute einfach allein sein. Ich brauche mal ein bisschen Ruhe.« Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Bist du jetzt sauer?«
    »Nein. Ich frage mich nur, ob du generell Ruhe brauchst – oder vor mir.« Das klingt gekränkt. Sollte mich Tom mehr in sein Herz geschlossen haben, als mir lieb ist? Ich überlege kurz. Ein betrübter Volontär ist das Letzte, was ich in den nächsten Wochen auf unserer Tournee gebrauchen kann.
    »So war das nicht gemeint. Ich bin nur sehr erschöpft von den letzten Tagen und möchte mal ausspannen.«
    »In der schicken Jogginghose und dem Mäuseshirt?«
    Aha, der Herr wird schon wieder frech – dann wird er meinen Korb wohl überleben.
    »Ja. Genau in diesem Aufzug.«
    »Dann schon dich, Chefin. Wir sehen uns am Montag.«
    Als ich aufgelegt habe, werfe ich noch einen Blick auf das Display. War da gerade nicht noch etwas? Tatsächlich, ich habe auch eine SMS bekommen. Von Dwaine.
    baby, du bist ein harter brocken, aber so schnell wirst du mich nicht los
    Auch gut. Wenigstens ist er nicht nachtragend. Und jetzt mache ich mir erst einmal einen richtig starken Kaffee. Vielleicht erweckt der meine Lebensgeister wieder. Außerdem will ich mich selbst von unserem sensationellen Erfolg im Internet überzeugen. Mit dem Kaffeepott in der Hand und dem Laptop unterm Arm verziehe ich mich wieder ins Bett.
    Auf meiner Startseite ist

Weitere Kostenlose Bücher