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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Schwesterlein, gibt es da etwas, das ich wissen sollte? Noch alles in Ordnung bei Alexander und dir?«
    »Also bitte!« Finja lacht laut auf, etwas schrill, wie mir scheint. »Natürlich ist bei uns alles in Ordnung. Ich fand den gestrigen Abend nur bei allem Chaos auch irgendwie erfrischend.«
    Erfrischend  – wenn Finja so redet, klingt sie, als ob sie mindestens sechzig Jahre alt ist. Das ist wahrscheinlich das Los älterer Geschwister: mentales Altern vor der Zeit.
    »Und dann wart ihr noch auf dem Kiez?«
    »Jepp. Genauer gesagt im Schanzenviertel. Ich muss es doch mal ausnutzen, wenn ich Deutschlands größten Frauenhelden im Schlepptau habe.« Ich grinse matt.
    »Da hättet ihr mich ruhig mitnehmen können.«
    Also, irgendwie ist Finja komisch heute. Auch wenn sie das Gegenteil behauptet: Sie ist definitiv anders als sonst. Irgendetwas stimmt da nicht.
    »Meinst du das im Ernst? Da hätten deine Gäste aber nicht schlecht geguckt, wenn ihnen auf einmal die Gastgeberin abhandengekommen wäre.«
    Dazu sagt Finja nichts, stattdessen steht sie auf und wandert mit ihrer Tasse in der Hand in meiner Wohnung umher. Dabei entdeckt sie auch Dwaines Buch.
    »Darf ich das mal mitnehmen?«
    Ich schüttle den Kopf. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Ach komm, ich muss doch wissen, womit meine Schwester sich nun so intensiv beschäftigt.« Sie grinst mich an.
    »Na, wenn du willst – bitte.« Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, was Finja mit dem Buch will, aber mir soll’s recht sein.
    »So, ich muss dann mal wieder los.«
    »Wie jetzt – willst du sofort losschmökern, oder was?«, frage ich, leicht verdattert über diesen abrupten Aufbruch.
    »Ach was. Ich habe den Kindern versprochen, noch mit ihnen in diesen neuen Laden zu gehen, wo man selbst Keramik bemalen kann. Das wird bestimmt lustig.«
    »Ja, bestimmt.« Ehrlicherweise ist das etwas, was ich nur tun würde, wenn man mich mit vorgehaltener Waffe dazu zwänge, aber jedem das, was ihm gefällt. Und ich kann doch noch mal ins Bett und ein bisschen schlafen – hurra!

    Bevor ich mit den Jungs wieder auf Tour gehe, lege ich einen Bürotag ein. Kaum zu glauben – aber ich freue mich richtig darauf, und entsprechend gutgelaunt springe ich durch die große Drehtür im Erdgeschoss. Zeitgleich mit mir trudelt auch Susanne ein.
    »Grüß dich, Nina! Wow – du strahlst ja eine Power aus! Die Lesereise scheint dir gutzutun. Macht Spaß, was?«
    »Wie man’s nimmt. Wenn man eigentlich schon immer Kindergärtnerin werden wollte – dann ja.«
    Susanne lacht. »Das nehme ich dir nicht ab. Dafür siehst du viel zu gutgelaunt aus. Es gibt aber auch einen Grund, um zu feiern – Herr Salchow hat mich heute schon um halb neun auf dem Handy angerufen: Die jüngsten Abverkäufe von Dwaines Buch sind richtig gut! Der Verlag ist begeistert, unsere Strategie scheint also voll aufzugehen.«
    Strategie würde ich unser Vorgehen zwar nicht nennen, denn das würde ja planvolles Handeln unterstellen – aber dass ein großer Teil unserer Pressearbeit bisher auf dem eigenmächtigen Vorgehen unseres Volontärs beruht, muss ich weder Susanne noch dem Kunden auf die Nase binden.
    »Komm doch gleich mal bei mir vorbei – dann erzähle ich dir, was hier passiert ist, während du auf Tournee warst. Und umgekehrt interessieren mich natürlich auch die Details eurer Lesereise.«
    »Klar, mach ich.«
    Zwanzig Minuten später sitze ich vor Susannes Schreibtisch und lausche den Lobeshymnen, die sie für mein tolles konzeptionelles Vorgehen findet. »Also die Idee mit den Workshops – super, Nina! Und dass ihr dann noch diesen Regionalsender angeschleppt habt, war eine tolle Idee.«
    »Genau genommen war die von Tom«, räume ich ein. Fremde Federn stehen mir nicht so gut.
    »Na, siehst du: Mit einer Spitzenausbilderin wie dir kriegt sogar unser Verlegersöhnchen langsam was auf die Reihe.« Sie kichert. Und ich merke, dass ich mich über diese Bemerkung ärgere. Obwohl sie nett gemeint war.
    »Lass mal, Tom ist gar nicht verkehrt.«
    Susanne zieht die Augenbrauen hoch. »Ganz neue Töne – neulich wolltest du ihn doch noch hochkant rausschmeißen. Eigentlich wolltest du ihn überhaupt nicht einstellen.«
    »Ich habe meine Meinung eben geändert. Tom ist mit Feuereifer dabei und hatte schon viele gute Ideen«, verteidige ich ihn und bemerke zum ersten Mal so richtig, dass ich das auch wirklich meine.
    »Aha.« Mehr sagt Susanne nicht, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass

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