Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
Vom Netzwerk:
Sein Atem verfiel in einen langsamen, flachen Rhythmus. Er schlief im Sitzen. Ich war mit der Feldflasche allein. Von den Soldaten bei den Fahrzeugen drang leises Gemurmel herüber.
    »Mit Guerillaeinheiten verminen. Die USA hinterlassen menschliche Minen.«
    Damit schlief ich ein.
 
    »Du scheinst gut geschlafen zu haben?« Brian und Ali grinsten. Ich schlug auf mich ein. Tanzte wie bei einem Beschwörungstanz von Zulus.
    Brian hielt die Feldflasche nach unten. Sie war leer.
    »Wenn man sich mit einem halben Liter Whiskey neben ein Waldameisennest zum Schlafen legt ...«
    » ... der braucht sich nicht zu wundern«, vollendete Ali den Satz und krümmte sich vor Lachen.
    Mir war nicht danach. Ich klopfte mich hektisch ab. Jede Ameise, die sich irgendwo in meinen Kleidern verkrochen hatte, quittierte ihren Tod mit einem Biss.
    »Können wir endlich? Wir müssen weiter.«
    »Wo sind die Jeeps?«
    Ali half mir auf die Ladefläche. »Sind schon vor Stunden voraus gefahren, um die Strecke zu sichern.«
    Einige Kisten waren leer. Waffen hatten die paar Soldaten nun genug. Mir war nach einer Dusche und neuen Kleidern. Es juckte. Meine Haut blühte an jeder zugänglichen Stelle.
    Ali riss im Vorbeifahren Blätter von bestimmten Bäumen.
    »Kau sie und dann legst du sie auf die entzündeten Stellen. Sie lindern den Juckreiz und desinfizieren sofort.«
    Meinen Fluch quittierte er mit einem breiten Grinsen. »Bist eben ein Greenhorn. Nur durch Erfahrung wird man klug.«
    Die Blätter schmeckten mit meinem Speichel vermischt wie Galle. Aber die Paste auf der von Ameisen geschundenen Haut wirkte sofort.
    Ali ging den Bestand der verbliebenen Kisten durch. Öffnete die geschlossenen mit seinem Messer.
    »Sie haben nicht mehr mitgenommen, als sie tragen konnten. Nimm das ...« Er lud eine automatische Waffe und warf sie mir zu. Selbst setzte er mit wenigen Griffen ein Maschinengewehr zusammen, führte einen Patronengurt, den er aus einer anderen Kiste genommen hatte, in das Schloss ein und verriegelte es.
    »Was wird das, wenn es fertig ist?« Hilflos wendete ich die Kalaschnikow in den Händen.
    Ali verdrehte die Augen. »Jetzt sag bloß, du kannst mit so einem Ding nicht umgehen?«
    Können würde ich das schon. Das hatte ich inzwischen oft genug gesehen. »Wozu sollte ich damit umgehen? Ich bin Journalist. Fotograf. Und kein Kämpfer.« Angewidert legte ich das Blechding auf den stampfenden und rüttelnden Boden der Ladefläche.
    Ali verlor kurz das Gleichgewicht. Strauchelte. Fing sich auf dem Deckel einer der Kisten. Er sah aus, als sitze er auf seinem eigenen Sarg.
    »Sag mal, kapierst du nicht, was hier läuft?« Ich schüttelte den Kopf. Ali hatte sich den MG-Gurt wie eine messingfarbene Schlange um den Hals gewunden. Die Waffe hatte er quer über die Oberschenkel gelegt.
    »Bist du so blöd, oder tust du nur so? Aus euch Deutschen bin ich ohnehin noch nie schlau geworden.« Er zündete uns zwei Zigaretten an. Gab mir eine. »Die Jeeps hatten einen vereinbarten Vorsprung von maximal vier Stunden. Dann sollte wenigstens einer auf uns warten, damit die Funkgeräte nicht benutzt werden müssen. Und? Wie viele Stunden sind wir nun unterwegs?«
    Ohne Uhr hatte ich kein Zeitgefühl.
    »Da stimmt was nicht«, quittierte Ali meinen fragenden Blick. »Die Jeeps haben sich selbst in die Büsche geschlagen. Da fährt keiner mehr voraus. Und Brian ist so verbohrt, dass er nur noch eines sieht ... sich an La Troux zu rächen, von dem er glaubt, dass er seinen Sohn auf dem Gewissen hat.«
    »Warum unterbindest du das nicht? Du bist doch auch Colonel?« Die Frage war unpassend. Das fiel mir im selben Moment ein. Brian war CIA und Ali der französische Geheimdienst. Beide waren Kämpfer mit höchster militärischer Erfahrung. Aber Brian war der Höherrangige. Vom Alter, der Erfahrung und dem Stellenwert der Geheimdienste her. Mir war mulmig. Irgendwo waren mir menschliche Anhaltspunkte abhandengekommen. Punkte, an denen ich noch den Sinn meines Einsatzes festmachen konnte. Nur rein, dokumentieren und möglichst unbeschadet wieder rauskommen, schien hier nicht möglich zu sein.
    Jemand benutze mich. Aber wozu?
    »Warum bin ich hier?«
    Ali schmunzelte auf seiner Kiste und versuchte das Gleichgewicht zu halten.
    »Woher soll ich das wissen? Frag Brian oder La Troux oder den nächsten vorbeikommenden Baum. Einer wird es schon wissen. Nur, ob er es dir vor dem dir zugedachten Ziel sagen wird ... das bezweifle ich.«
    Er nahm meine Kalaschnikow

Weitere Kostenlose Bücher