Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
Vom Netzwerk:
Frontscheibe. Brian versuchte durch die Baumwipfel einen Blick auf den Himmel zu finden.
    »Scheiße«, knurrte er. »Der Monsun setzt dieses Jahr sehr früh ein. Wir können uns auf einiges gefasst machen.«
    Die Tropfen wurden zahlreicher. Die Baumkronen hielten viel ab. Noch. Aber nicht mehr lange. Dann schlug die Wucht der Wassermassen durch. Die Scheibenwischer bewegten sich zu müde, um uns noch eine Sicht zu ermöglichen. Es trommelte auf das Führerhaus. Brian schaltete den Motor aus.
    »Hat momentan keinen Sinn weiterzufahren. Bald haben wir nur noch Schlammlöcher, die wir nicht sehen. Halte die Helme raus. Wir brauchen Trinkwasser. In einer halben Stunde hol ich uns etwas zu essen.«
    Etwas zu essen holen. Er sagte das so, als wolle er mal eben an einen Kiosk, der hier im Urwald herumstand.
    »Wir haben doch die Dosen.«, erinnerten ich und mein Magen sich an dieses eingemachte Fleisch.
    »Haben wir nicht. Die sind auf dem Wagen, den Ali fährt«, murmelte Brian. »Und merke dir: In der Wüste verdurstest du. Im Urwald nicht. Aber im Urwald verhungerst du, wenn du nicht weißt, was du essen und nicht essen kannst. Also muss ich warten, bis der Boden aufgeweicht ist. Dann gibt es reichlich Nahrung.«
    Die Fenster beschlugen. Wir rauchten. Der Regen trommelte weiter auf das Blech ein.
    »Könnte so weit sein. Ich gehe Futter sammeln und du lässt die Helme volllaufen. Bin gleich zurück.« Er startete den Motor und grinste. »Nicht ausmachen. Den brauchen wir zum Essen.«
    Wie zur Hölle sollte ich die beiden Helme voll Regenwasser bekommen? Sie einfach aus dem Fenster zu halten war auch nicht die Lösung. Wohin sollte ich dann mit den kugeligen Gefäßen, ohne dass sie auf die Seite rollten und ihren Inhalt wieder von sich gaben? Es half nichts. Ich musste auch in den Regen hinaus. Die Sicht betrug keine fünf Meter. Die Sintflut hatte nicht schlimmer sein können. Mit Wucht rammte ich die Helme in den aufgeweichten Boden und verkroch mich wieder im Führerhaus. Das Wasser quoll mir aus den Stiefeln. Die Stoffreste waren eins mit meinem Körper geworden. Sie klebten wie warmes Wachs an mir. Wie und was gedachte Brian da draußen zu finden? Schlangen? Mich schüttelte es bei dem Gedanken. Der Markt von Chau Doc und Kleiner Draches Schnellimbiss kamen mir hoch.
    »Halt mal.« Brian reichte mir sein Unterhemd. Es war voll mit etwas, das noch lebte. Mit dem nackten Oberkörper, auf dem die Wassertropfen abprallten, sah er wie ein Urwaldmensch aus. Weiße Augäpfel. Weißes Gebiss. Muskulös.
    »Jetzt hältst du mal einen Helm. Unsere Mahlzeit muss erst einmal gebadet werden. Dreck fressen müssen wir ja wirklich noch nicht.«
    Er leerte den Inhalt des Hemdes in den Helm. Lieber würde ich noch eine Woche hungern, bevor ich das aß.
    Es wimmelte und krabbelte. Würmer, Raupen, Käfer und was sonst noch herumkroch. Brian schwenkte den Helm. Goss alles in das Unterhemd zurück und wiederholte den Vorgang im nächsten Helm.
    »So, jetzt dürfte das Essen sauber sein.« Er hielt das Bündel in den Regen. Stapfte mit quietschenden Stiefeln um den Wagen herum. Öffnete die Motorhaube, die an jeder Seite nur mit einem Spannverschluss fixiert wurde. Ich folgte. Nasser konnte ich nicht werden.
    Brian hielt das Hemd mit Inhalt kurz auf den Auspuffkrümmer. Es zischte. Drehte das Bündel noch einmal. Die gleiche Prozedur. Es zischte wieder.
    »Magst du es medium oder durch?«
    Was würde er sagen, wenn ich lieber ganz verzichtete? Wieder Greenhorn?
    »Durch«, schluckte ich einen Würgereiz hinunter. Brian nickte. Hielt das Bündel ein paar Sekunden in den Regen und wiederholte die Prozedur.
    »Darf ich zum Essen bitten? Wie unser Greenhorn wünscht. Der Urwald einmal durch. Sollte Salz fehlen, einfach den eigenen Schweiß dazugeben. Dann ist es perfekt gewürzt.«
    Er füllte die gedünstete Masse zu gleichen Teilen in die Helme und aß mit den Fingern.
    »Mmmmh. Ist mir gut gelungen.« Er nickte zufrieden und stopfte sich das Ergebnis seiner Auspuffkochkunst in den Mund. »Die Schärfe darin geben die Feuerraupen ab. Ist eine vietnamesische Nationalkost, die du als Chips im Hotel bekommst. Nur sind sie da getrocknet. Aber diese Mahlzeit reicht proteinmäßig für zwei Tage. Das bekommst du aus Pflanzen nie heraus. Also iss endlich. Blödes Greenhorn.«
    Er murmelte noch etwas wie: Was schickt man heute nur für Idioten als Reporter? Das kann ja nichts werden ...
    Ich aß. Es schmeckte sogar, wenn man den Originalzustand

Weitere Kostenlose Bücher