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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Krüppel zurück.« Wir schwiegen und rauchten. Der Urwald erwachte langsam wieder. Wir zogen ins Kasino um. Mir war nach einem Drink.
    »Jetzt musst du zahlen. Ich bin nicht mehr bei der Armee«, meinte die dicke, fette und liebe Negernanny lächelnd.
    Ich zahlte. Es war kein einziger Amerikaner mehr im Kasino.
    »In zwei Wochen geht es zurück in die Heimat. Und dann studiere ich.«
    Micky füllte mit ihrer Leibesfülle einen ganzen Sessel aus und lächelte versonnen in ihren Whiskey.
    »Weißt du, Knackarsch, ich habe dir jetzt schon zweimal das Leben gerettet. Irgendwann wirst du mich retten müssen. So sind die Regeln. Ich bin ab morgen auf eine andere Basis verlegt. Und du kannst auch wieder nach Saigon zurück. Dein Zustand ist stabil.«
    Sie zuckte mit den Schultern und wackelte mit ihrem Puddinggesicht.
    »Na ja. Zumindest oberflächlich betrachtet. In deine Psyche kann ich nicht hineinsehen. Aber eine Malaria hast du dir mindestens eingefangen. Dein Blutbild gefällt mir nicht. Geh nach Europa zurück und lass dich dort gründlich untersuchen. Hier haben wir die Mittel nicht.«
    Mit einem dicken Kuss und einem »So long, Baby Knackarsch!« verabschiedete sie sich. Ließ mich mit dem Rest der Flasche allein.
 
    »Wo ist mein Kleiner Drache?«
    Der Barkeeper im Hotel zuckte mit den Schultern und polierte Gläser.
    »Thieu, du hast einige von uns verraten. Ich weiß das. Rede, sonst bringe ich dich hier auf der Stelle um.«
    Der Barkeeper lächelte und polierte weiter.
    »Mr. Stösser, sehen Sie sich doch mal um. Es sind kaum noch Militärs und Journalisten im Hotel. Der Krieg neigt sich dem Ende zu. Für euch werden wir langsam uninteressant. Keine ausländischen Kunden, kein Trinkgeld. Kein Arbeitsplatz mehr. Und da beschweren Sie sich? Die meisten Journalisten sind weg. Damit auch ihre Mädels. Da suchen Sie noch nach einer Viet? Ich kann Ihnen ein paar hundert neue besorgen. Woher soll ich wissen, wo diese schießwütige Amazone ist? Suchen Sie die selbst. Wahrscheinlich in Cholon, im Nuttenviertel. Da, wo sie alle landen. Möchten Sie noch einen Whiskey?«
 
    Es wurde langsam teuer, Kleiner Drache zu suchen. Die Telexe vom Verlag mahnten mich zu einem neuen Einsatz. Meine Story über das Gefangenenlager hatte mir und ihnen wieder den Umsatz erhöht. Ich war im Geschäft. Aber irgendwie in einer Falle, die sich nicht zeigen wollte. Noch nicht.
    Tagelang durchstreifte ich Cholon zu den unmöglichsten Tageszeiten. Bezahlte jeden Informanten, der mich nur anhörte. Warum wollte ich dieses rabiate Weib wieder? Setz dich in den Flieger und ab nach Hause, mahnte meine logische Gehirnhälfte. Die andere Gehirnhälfte war damit nicht ganz einverstanden. Sie tröstete mich, das ich nur Geduld haben müsse, um Kleiner Drache wiederzufinden.
    Du hast jetzt genug Leute bestochen. Das spricht sich herum. Setzt dich in das Lokal in Cholon. Das Lokal, wo du etwas für den zweiten Polizeichef unterschrieben hast. Und warte. Die Zeit arbeitet für dich.
    Ich gab diesem Rat nach. Und wartete. Seit zwei Wochen war ich nun der beste Stammgast in diesem Lokal. Abgerissen. Unrasiert. Verwahrlost. Der Wirt hatte Mitleid mit mir. Er tröstete mich. Nahm mich in seine Familie auf. Das Essen war inzwischen gratis. Dafür trank ich mehr. Was wollte ich hier eigentlich noch? Das Lager hatte mich aus der Bahn geworfen. Ich war nicht mehr ich selbst. Und wartete.
    Und wartete.
 
    Es waren bereits sechs Monate vergangen. Dazwischen hatte ich noch kleinere Aufträge übernommen. Dazu musste ich kaum noch das Hotel verlassen. Die Vietcong fielen nachts in Saigon ein, wie es ihnen passte. Die Basis von Colonel Nguen war inzwischen überrannt worden. Die Nationalarmee zog sich auf einen Verteidigungsring um die Stadt zurück. Dem Vernehmen nach dezimierte sie sich täglich selbst durch Fahnenflucht. Die Reisfelder waren zu bestellen.
    »Sie warten auf Chu, die Sie Kleiner Drache nennen?«
    Mein müder Blick wanderte an dem Fragenden hoch. Er war es, auf den ich die ganze Zeit gewartet hatte. Goldene Ringe, weißer Seidenanzug. Der Kerl, dem ich etwas unterschrieben hatte, damit er Polizeichef wurde. Wie lange war das her?
    Der Mann setzte sich ohne zu fragen. Winkte den Wirt herbei. »Alles, was dieser Mann verzehrt hat, geht auf meine Rechnung.«
    Er hielt mir die Hand hin. Lächelte.
    »Sie haben damals etwas unterschrieben, was nicht ganz legal war. Entschuldigen Sie.« Er bestellte neue Getränke und lächelte freundlich. »Aber ich

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