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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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einverstanden.«
    Ich nickte. Er sah es nicht. Mir blieb angesichts meiner schriftlichen Einverständniserklärung keine andere Wahl. Mein Verlag zwang mich, weitere Berichte zu liefern oder sofort nach Hause zu kommen. Der Fluch des Erfolges hatte mich im Griff. Ich musste zurück an meine Kommunikationsmittel. Und die waren nur im Hotel.
    Der Mönch nickte. »Gut. Du widersprichst nicht. Am Sonntag in der roten Pagode. Hilf mir mal hoch.«
 
    Der Raum war stickig. Niedrig. Ich musste mich bücken. Mehrere Bettgestelle mit Reisstrohmatten. Ein paar roh gezimmerte Regale. Es sah wie eine billige Herberge aus.
    Kleiner Drache lag unter einem Moskitonetz, das Neugeborene in einer Art Wiege, die mit Tüll abgedeckt war. Fliegen. Überall waren Fliegen.
    Micky saß auf einem Bettgestell und rollte mit den Augen.
    »Dein Kleiner Drache kann nicht hier bleiben. Sie und das Kind müssen in ein Krankenhaus. Da muss ein richtiger Arzt her. Nicht so ein Möchtegern wie ich.« Sie fuchtelte mit den Armen, um die Fliegen zu verscheuchen.
    »Dann ist sie tot. Und das Kind auch«, kam es von der Tür.
    »Hier aber auch«, konterte Micky. »Was sind denn das für sanitäre Umstände für solch ein zartes Wesen, das fast an der Erstgeburt verreckt ist? Sie wird nie wieder Kinder bekommen und muss sofort operiert werden.«
    Der Mönch lehnte in der Tür und nickte. »Ja, ich rieche Blut. Aber Kleiner Drache steht auf der Liste. Man hat sie mir vorgehalten. Ich habe sie gelesen. Danach hat man mir das Augenlicht genommen.« Er tastete sich an der Wand entlang, bis er ein Bettgestell gefunden hatte. Er ließ sich fallen und atmete schwer.
    »Welche Liste?« Mein Jagdinstinkt erwachte. Der Mönch lächelte mit leeren Augen.
    »Du stehst auch drauf. Ali und viele andere, die als Staatsfeinde der Vietcong getötet werden müssen. Nein, nein, wir müssen uns mit Kleiner Drache etwas Besseres einfallen lassen. Hier sind wir noch sicher, da dieses Gelände zum Kloster gehört. Aber wie lange noch?« Er dachte einen Moment nach und suchte in seiner Kutte. Kramte einen Beutel hervor und warf ihn in den Raum.
    Ich saß auf Kleiner Draches Bettkante und hielt ihre Hand. Die dünne, zerbrechliche Hand, die so zärtlich wie gewalttätig sein konnte, wenn sie eine Waffe hielt. Sie schwitzte. Atmete unregelmäßig. Jammerte im Schlaf.
    »Das Geld müsste reichen, um nach Chau Doc zu kommen«, murmelte der Mönch. »Kleiner Drache muss aus dieser Stadtluft raus. Sie muss den Geruch der Reisfelder und des Mekong riechen. Sonst erlischt ihr Lebenswille.« Er wiegte den Kopf bedenklich und vertrieb Fliegen, die sich in seinen Augenhöhlen festsetzen wollten.
    »Außerdem ist sie dort im Bereich der Khmer. Die haben auch keine schlechten Ärzte. Die kennen sich mit schweren Geburten und der seit Generationen überlieferten Heiltechnik aus.«
    »Heiltechnik?«, brüllte Micky und sprang auf.
    »Bei einem massivem Dammriss brauchen wir keine Heiltechniken. Sie muss operiert werden. Und zwar schnell. Los, Knackarsch, besorg uns einen Wagen. Sonst läuft mehr Blut raus, als ich Serum reintropfen kann.«
 
    Zwölf Stunden später.
    Ort: 3.US-Sanitätskompanie nordwwestlich von Saigon.
    Umgebung: Der Flughafen. Militärischer Teil. Eine Barackenstadt. Hospital stand über einem Gebäude.
    Wartende: ein blinder Mönch, der ständig etwas von einem Dammbruch murmelte. »Wenn die Dämme am Mekong brechen, hat das schlimme Folgen. Dann ist die Ernte nicht mehr kontrolliert zu bewässern. Ein ganzes Jahr Arbeit umsonst.«
    Ein müder Journalist, der sich strafbar gemacht und der noch nicht einmal seine kleine Tochter in seinen Armen gehalten hatte.
    Ich hatte, um mit Kleiner Drache, dem Kind und Micky hierherzukommen, einfach einen Wagen gestohlen, der vor einer Garküche mitsamt Zündschlüssel geparkt war. Gnong Duc hatte sich mir aufgezwungen, ihn mitzunehmen. Er hatte sich unentbehrlich gemacht, indem er das Baby an sich genommen hatte und es nicht mehr hergab.
    Micky ließ sich auf die Wartebank fallen. Zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an. Atmete tief ein und wieder aus.
    »Kleiner Drache hätte keine zwei Stunden mehr gehabt.« Sie rauchte.
    »Dammbrüche sind schlimm am Mekong«, murmelte der Mönch.
    »Sie wird durchkommen. Kann aber nicht stillen. Das Kind muss künstlich ernährt werden.«
    »Wenn der Damm bricht, dann ist die ganze Arbeit für ein Jahr kaputt«, murmelte der Mönch.
    Micky schüttelte den Kopf und wedelte mit der

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