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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Ich beugte mich zu Kleiner Drache hinüber. Sie zuckte mit den Schultern. Der Holzdrache tropfte aus seinen vielen Holzschuppen.
    »Sie geht mit einem Buschmesser auf die anderen Frauen los, nur damit das Bad zu einer bestimmten Zeit für Sie frei ist. Zwei hat sie schon so schwer verletzt, dass sie ins Lazarett mussten. So geht das nicht. Haben wir nicht schon Krieg genug? Da will ich nicht noch einen hier im Hotel haben.«
    »Wie ich höre, gehen Ihnen langsam die Gäste aus«, sagte ich und beugte mich über den Tresen. »Wenn sie hier nicht mehr bleiben kann, dann gehe ich auch. Und zwar sofort und fordere die abgebuchte Summe zurück. Oder soll ich die Militärpolizei zur Klärung rufen?«
 
    »Du hast noch eine Stunde, bis das Bad frei ist. Gib mir Geld. Ich besorge uns ein Auto. Wir sind bei meiner Mutter eingeladen. Da muss ich etwas mitbringen.«
    Kein Lächeln. Kein Danke. Sie hatte es als selbstverständlich gesehen, dass ich ihre vermeintlichen Rechte als mein Mädchen verteidigt und durchgesetzt hatte. Dafür, dass sie mit Waffen das Bad für mich freigekämpft hatte. Ob ich da war oder nicht. Das sollte verstehen, wer wollte. War ich nun ihr Besitz oder sie meiner? Meine westlichen Vorstellungen waren hier fehl am Platz. Hier galt nur Haben und Nichthaben, Sein oder Nichtsein.
    »Ich bin zur Badezeit wieder zurück. Mit der Wunde kannst du nicht baden. Wir müssen eine andere Lösung finden.«
    Sie hatte mir den Drachen als Pfand überlassen. Dann war sie weg.
    Ich hatte ihr hundert Dollar gegeben. Das war eine Menge Geld für dieses Land, und ich grübelte, wie ich meine belichteten Filme nach Deutschland bekommen konnte. Das hatte mir bisher noch niemand verraten.
 
    Es klopfte. Ich war auf dem Bett eingedöst.
    »Du bist zurück?« Brian Eppstein setzte sich aufs Bett und wedelte mit einer Whiskeyflasche.
    »Tut mir leid, dass du gleich so eine schlechte Erfahrung in deinem ersten Einsatz machen musstest.« Er grinste. »Aber nun weißt du, wozu ein Helm alles gut ist. Besser jetzt, als ...« Er brach ab und entkorkte die Flasche.
    »Dein Schikowski«, fuhr er fort, »ist nicht von seinem Einsatz zurückgekommen. Sein Mädchen, die Chinesin Chi, läuft langsam Amok. Du solltest ihr aus dem Weg gehen. Sie macht dich für alles verantwortlich, weil du zu spät gekommen bist, um ihn abzulösen.«
    »Interessiert mich nicht. Die Weiber hier spinnen doch alle«, knurrte ich und trank einen Schluck. »Sag mir lieber, wie ich meine Filme an den Verlag loswerde.«
    Brian lächelte und zeigte noch oben.
    »Einen Stock höher. Da findest du zwei komplett ausgestattete Büros der Washington Post und der Times . Die haben Telex, über das du mit deinem Verlag korrespondieren kannst, und Kuriere, die die Filme an ihre Bestimmungsorte transferieren. Hat dir das dein Verlag nicht gesagt?«
    Nein. Das hatte man mir nicht gesagt. Ich war auch für den Verlag ein Milchbart, der sich entweder selbst durchkämpfte, oder kein großer Verlust sein würde, wenn die Kugeln lebensnotwendigere Teile als einen weißen Arsch trafen.
    »Gib mir die Filme. Ich sorge dafür, dass dein Verlag sie bekommt.« Brian lächelte erstmals ohne die zynischen Falten um seine Mundwinkel.
    »Weißt du was?« Der schwarze Koloss erhob sich von der Bettkante und steckte zehn Filmdosen von mir ein. »Du überlebst hier nur mit Kleiner Drache. Geh den Chinesen aus dem Weg. Sie sind zu hart für dein Gemüt. Die Vietnamesinnen sind fordernder, aber weicher im Gefühl. Auch wenn sie es nicht zeigen. Dein Kleiner Drache kämpft, wie ich gehört habe, schon ums Bad für dich.« Er nahm noch einen Schluck und stellte die Flasche neben das Bett. »Vertraue ihr einfach. Eine andere Chance hast du hier nicht. Ich kümmere mich um einen neuen Auftrag.« In der Tür drehte er sich noch einmal um. »Du solltest dich mal um die Auffüllung deines Kreditbriefes kümmern. Wirst noch 'ne Menge Geld brauchen.«
    »Woher weißt du von meinem Kreditbrief?«, rief ich ihm nach.
    Er grinste. »Ich bin dein Pate hier, bis ich meinen Sohn gefunden habe. Hast du das vergessen?« Brian zog die Tür leise hinter sich zu. Mit meinen Filmen. Meiner ersten und einzigen Ausbeute hier als Kriegsreporter. Und das mit einer Wunde an einer sensiblen Stelle. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Was hatte ich mir überhaupt vorgestellt? Wenn ich es mal gewusst hatte, dann hatte es mein Gehirn ersatzlos gestrichen.
    Kreditbrief auffüllen. Hatte ich schon zehntausend Dollar

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