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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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ausgegeben? In dieser Höhe war mein Limit vom Verlag ausgestellt. Eine unvorstellbare Summe. Das waren vierzigtausend Mark in Deutschland. Scheiße!, war alles, was mir momentan dazu einfiel. Ich musste das Telex der Washington Post oder der Times im oberen Stock benutzen, um im Verlag um mehr Geld zu betteln. Zu liefern hatte ich noch nichts. Außer ein paar nichts sagenden Szenen von meinem missglückten Einsatz.
    Vielleicht sollte ich der schwarzen Schwester das Foto von meinem weißen Arsch abkaufen. Die Leser hätten dann wenigstens etwas zu lachen. Die Redaktion weniger.
    Ich verwarf den Gedanken. Fand ihn aber sehr menschlich und hinkte in die Büros der amerikanischen Presse. Ich brauchte Geld. Jetzt war all mein Lügenpotential gefragt.
    Zwei Stunden musste ich warten. Es klappte. Die Gegenbestätigung kam per Lochstreifen. Der Verlag hatte mir noch mal zehntausend bewilligt. Der Originalbrief folgte per Kurier.
 
    »Großer Drache ...« Ich war eingeschlafen.
    »Das Bad ist jetzt für dich da. Ich habe es geputzt. Komm endlich. Diese Chinesinnen werden langsam unerträglich. Lange kann ich es nicht mehr verteidigen.«
    Sie ging durch die Korridore voraus. Unter dem linken Arm ein Bündel Kleider, unter dem rechten eine Tüte. Auf dem Rücken ein Buschmesser in Ninja-Version. Ich hinkte hinterher. »Was nimmst du da mit ins Bad?«
    Kleiner Drache drehte sich nur kurz um, als habe ich die dümmste Frage der Welt gestellt. »Wenn du badest, muss auch deine Wäsche gewaschen werden. Und Waschpulver ist knapp und teuer. Das muss alles zur gleichen Zeit passieren.«
    Alles zur gleichen Zeit. Ich würde in Waschpulver baden. Auf die Idee wäre noch nicht einmal meine Mutter gekommen, und die war eine sehr sparsame Frau gewesen.
 
    Kleiner Drache verriegelte die Tür mit dem Buschmesser. Es fehlte der Schlüssel zum Bad. Sie zog sich aus, half mir aus den Kleidern und in die Badewanne. Wir waren nackt. Sie hatte einen schönen kleinen Körper. Als wenn sie es geübt hätte, regulierte sie die Temperatur der Dusche über die beiden Wasserhähne. Die Wäsche lag mit in der Badewanne, die aus dem 19. Jahrhundert stammen musste. Aus dem sich stauenden Gemisch von Wasser und Waschpulver feuchtete sie einen überdimensionalen Schwamm an und wusch mich und sich. Dabei stapfte sie auf der Wäsche herum, aus der eine schwarze Brühe quoll. Mir wurde ganz anders. Vorwiegend in dem Bereich, den die Splitter knapp verfehlt hatten.
 
    Es war eine unruhige Nacht.
    Neujahr in Saigon. Ein neues Jahr war angebrochen.
    Die Vietnamesen sahen unbeteiligt zu. Ihr buddhistisches Fest lag dieses Mal sechs Wochen später. Wer feierte, war Ausländer. Und die schossen mit allem in den Himmel, was der Krieg an Pyrotechnik hergab. Ob es hell oder schon dunkel war, war egal. Hauptsache Lärm. Als würde der Krieg nicht reichen. Ich hatte nur ein Bedürfnis: Ruhe zu haben.
    Die Nacht war anstrengend gewesen. Solch einen Wildfang hatte ich im Bett noch nicht erlebt. So, als legte sie es darauf an, sofort ein Kind von mir zu bekommen. Dabei war sie so leicht, dass meine Wunde es kaum spürte.
    Es duftete nach Kaffee. Mühsam öffnete ich die Augen.
    Kleiner Drache hatte alles im Griff. Das Zimmer sah wie eine Trockenkammer in einer Wäscherei aus. Meine und ihre Kleider hingen auf Schnüren, die sie vom Fenster zum Kleiderschrank gespannt hatte. Schon war sie wieder in Aktion.
    »Ich muss mir deine Wunde ansehen«, erklärte sie und befahl mir, mich auf den Bauch zu drehen. Sie rupfte die Pflaster ab. Es tat weh.
    »Das ist nicht gut gemacht. Es ist entzündet«, kommentierte sie das Ergebnis, das ich nicht sehen konnte. »Wir werden gleich zu meiner Mutter fahren. Die kennt sich besser damit aus.«
 
    Vor dem Hotel wartete ein Simca, der seine besten Zeiten schon längst hinter sich hatte. Rost hatte sich durch alle Kotflügel gefressen. Im Krieg schien der Wagen auch gewesen zu sein. Einschusslöcher, um die die Farbe abgeplatzt war, zeugten von einem langen Autoleben.
    »Mein jüngster Bruder«, stellte mir Kleiner Drache den jungen Mann vor, der uns als Fahrer dienen sollte.
    Der junge Mann war noch keine dreizehn. Und der fuhr Auto? Das konnte was werden. Kleiner Drache sah meine geringschätzigen Blicke.
    »Er ist noch sehr jung. Aber so können ihn die Vietcong noch nicht gebrauchen. Fahren kann er aber sehr gut. Die älteren Brüder haben sie alle mitgenommen und Krieger daraus gemacht.«
    »Wie bitte?« Jetzt musste ich mich setzen

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