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Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut

Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut

Titel: Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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eine Pause, Geduld bringt Bewährung, wie schon Paulus sagte.« Als er die Verärgerung in den Mienen der beiden Polizeibeamten sah, wurde er wieder ernst. »Ich denke, er wird alles sagen, was zu der Sache zu sagen ist, aber er braucht ein bisschen Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Wenn ihr jetzt auf ihn eindringt, wird er gar nicht mehr reden. Er scheint ziemlich fertig zu sein. Habt ihr denn in der Zwischenzeit nichts anderes zu tun?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, gab Eva spitz zurück. »Von wegen Sonntagspredigt schreiben …«
    »Oh, ich schreibe meine Predigten oft unterwegs. Im Café, in der Buchhandlung, warum nicht auch mal in der Polizeikantine?«, erwiderte er mit einem nachsichtigen Lächeln. »Oder soll ich etwa bei diesem Wetter vor die Tür gesetzt werden?«
    »Die Kantine ist einen Stock tiefer«, bemerkte Rainer pointiert. Pfarrer Herwig erlaubte sich ein boshaftes und keineswegs christlich-mildes Grinsen und verließ folgsam den Raum. Sie hörten sein leises Lachen auf der Treppe zum Erdgeschoss.
    Bevor Rainer etwas sagen konnte – seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen lag ihm eine weitere nutzlose Klage über den Geistlichen auf der Zunge –, trat Sandra Schneider ein. Auch sie war offensichtlich gerade aus dem Regen gekommen. »Was für ein Wetter«, bemerkte sie schaudernd. Draußen wuchs das Geräusch des Regens kurzzeitig zu einem lauten Stakkato an und wurde dann wieder leiser. »Bernd Kahlerts Frau hat bestätigt, dass er am Dienstagabend zu Hause gewesen ist«, erklärte sie dann. Eva nickte grimmig. Etwas anderes hatten sie nicht erwartet.
    »Das heißt«, schränkte die Kollegin ein: »Auf Nachfrage hat sie gesagt, sie habe sich nicht besonders wohl gefühlt und in ihrem Zimmer gelegen. Ihr Mann habe regelmäßig zu ihr hereingeschaut. Also, wasserdicht ist das natürlich nicht.«
    »Kennt sie die Hofmann? Hat sie was über sie gesagt?«
    »Nichts Interessantes. Alte Dame, die alleine lebt, die guten Nachbarn schauen nach ihr, dafür gießt sie die Blumen und holt die Post, wenn das Ehepaar Kahlert mal weg ist.« Ein leichtes Stirnrunzeln erschien auf dem Gesicht der Beamtin. »Allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie die alte Frau nicht wirklich leiden kann.«
    Eva zog die Brauen hoch. »Wieso? Wenn sie sich doch um sie kümmern?«
    »Das ist wohl mehr er«, erwiderte Sandra.
    »Schade, dass sie siebzig ist und er so viel jünger«, bemerkte Rainer, »sonst könnte man sich jetzt seinen Teil dazu denken und sich die interessantesten Geschichten überlegen.«
    »Ja, nur werden wir nicht dafür bezahlt, uns Geschichten auszudenken, sondern dafür, die Wahrheit herauszufinden«, rief Eva ihn überraschend milde zur Ordnung. »Also wissen wir letztlich auch nicht viel mehr als vorher. Ein wasserdichtes Alibi sieht jedenfalls anders aus. Haben die anderen Nachbarn irgendwas Hilfreiches zu sagen gehabt?«
    »Die meisten waren zu dem Zeitpunkt entweder nicht zu Hause oder haben vor dem Fernseher gesessen.«
    Rainer seufzte: »Was ist aus den ganzen neugierigen Hausfrauen geworden, die nichts anderes zu tun haben, als das Kommen und Gehen in der Nachbarschaft zu beobachten? Sind sie alle ausgestorben?«
    »Die Dings haben auch noch was für euch – die Spurensicherung, meine ich.« Sandra Schneider nahm einen Zettel aus ihrer Tasche und faltete ihn auf. »Schlafmittel – der Wirkstoff in Kronauers Blut stimmt mit dem Tranquilizer der Hofmann überein – auch die Zeit würde passen. Zweitens der Fluchtweg über’s Dach – es wäre nicht sinnvoll gewesen, wenn der ­Angreifer wieder auf derselben Seite heruntergesprungen wäre, wo er die Baarer-Weiher niedergeschlagen hat. Unsere Leute haben überprüft, welchen Weg er genommen haben könnte – und haben das hier gefunden.«
    »Äh, und was ist das?«, wollte Rainer wissen, als er den kleinen, durchsichtigen Plastikbeutel sah, der auf den ersten Blick leer zu sein schien. Eva, die etwas näher daran saß, legte die Stirn in Falten. »Ein Haar? Nein, kein Haar, ein Stück Schnur? Nylon oder so etwas?«
    »Polyäthylen, an einer Seite durchgewetzt, an einer Seite abgeschnitten.«
    »Und wie kommen wir darauf, dass das von dem Angreifer verloren wurde?« Eva sah sich das magere Beweisstück mit gemischten Gefühlen an.
    Sandra erlaubte sich ein triumphierendes Lächeln. »Weil die Tatwaffe oder ein Stück davon daneben lag. Holz«, erläuterte sie ungefragt. »Ein rundes Holzteil von etwa zehn Zentimetern

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