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Sakramentisch (German Edition)

Sakramentisch (German Edition)

Titel: Sakramentisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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hatte sich zuerst links
eingereiht. Er wunderte sich über die schiefen Blicke, das Getuschel, das
Gekichere um ihn herum. Bis ihn eine zwei Zentner schwere Trachtenpuppe mit dem
Umfang einer mittelalterlichen Dorfeiche aufklärte. Ihre Haut war behaart und
diente nur dazu, das ganze Fleisch zusammenzuhalten. Sie flüsterte und blickte
mit rollenden Augen um sich.
    »Schaun’S, dass weiterkemman«, zischte sie, während sich von Weitem
schon das Totenglöckerl hören ließ, »oder san Sie ‘leicht a Weiberleit?«
Dann packte sie Hadi mit festem Griff am Arm und schob in höchstem Hochdeutsch
nach: »Sitt und Tracht der Alten wollen wir erhalten.«
    Beim Leichentrunk ging’s anders zu. Alles durcheinander. Trotz der
Kälte draußen schwitzten die Menschen drinnen. Es gab nicht wenige, die den
Gürtel lockerten und die Reißverschlüsse an den Röcken weiter machten, um mehr
Platz zu schaffen. Es gab belegte Semmeln und was zum Trinken. Dass es kein
üppiges Essen gab, wertete Hadi nicht als Mangel an Respekt vor der Toten,
sondern als Zeichen eines schmalen Geldbeutels.
    Die Trauergäste erzählten Geschichten von und über Bernadette, die
eine oder andere hinter vorgehaltener Hand. Mehrfach brach bellendes Gelächter
aus, worüber sich Artur aufregte, aber er griff nicht ein.
    War es Zufall, dass der frisch gebackene Witwer sich auf einmal in
Gesellschaft des Kriminalromanautors befand? Hadi saß etwas abseits allein an
einem Tisch und blätterte in der Zeitung. Artur setzte sich zu ihm. Denn wer
allein an einem Tisch sitzt, muss sich wie ein Ausgestoßener fühlen, war seine
Einstellung. Also leistete er dem Herrn Gesellschaft. Artur klagte nicht und
jammerte nicht. Aber irgendwie kam das Gespräch auf seine Finanzen.
    »Ich zahl nur für meine Toten«, sagte er. »Zuerst der Dankwart, dann
die Franzi und jetzt die Berni. Die Beerdigungen, des ganze Glumpert … I hab
einfach die ganze Knete net.«
    Hadi nahm einen tiefen Schluck von seinem Weißbier. Gegessen hatte
er nichts. Wer trauert, soll auch fasten. Er sah Artur an und schlug
stirnrunzelnd die Seite neun der Zeitung auf.
    »Bankräuber erbeutet 35.000 Euro«, stand da. Im Lokalteil.
    Er als Krimiautor wusste, wie das geht. Zumindest theoretisch.
Unbedeutende Bankfiliale, Verkleidung, Mut und Zuversicht, Pistolenattrappe,
selbstbewusstes Auftreten, ein bis zwei Kassiererinnen einschüchtern. So hatte
es auch hier geklappt. Fünfunddreißigtausend Euro in einer gelben Plastiktüte
mit roter Aufschrift. Der Täter floh unerkannt zu Fuß.
    Hadi bemerkte, wie Arturs Blick an dem Artikel mit der
Phantomzeichnung des Täters kleben blieb. Sie sahen sich an. In beider Augen
zeichneten sich Euroscheine wie winzig kleine Luftballons ab.
Hundert-Euro-Scheine. Fünfhundert-Euro-Scheine.
    Hadi dachte kurz nach, den Blick immer noch auf Artur gerichtet.
    Dann schüttelte er den Kopf so, dass Artur es gerade noch wahrnehmen
konnte. »Nein!«, sagte sein Blick. »Nein, nein, nein. Zu riskant.«
    Sorgfältig, fast pedantisch, faltete er die Zeitung, schob sie unter
den abgewinkelten Arm, klopfte Artur aufmunternd auf die Schulter und
verabschiedete sich.
    »Reiche Frau heiraten«, warf er Artur im Hinausgehen zu. »Oder Zug
fahren und Geldkoffer finden.«
    Artur sah ihm noch nach, da war der andere längst verschwunden. Eine
schauderhafte Zukunft hatte er vor sich – dieses Gefühl überfiel ihn nun noch
viel stärker.
    »eigentlich finde ich das indira und jay gar nicht richtig
zusammen passen ich finde das jay und sarah sehr gut zusammen passen weil ich
dachte wo die sich ja auch zum ersten mal getroffen am flughafen das sie
vieleicht gut zusammen passen aber da habe ich mich ja wohl getäuscht also ich
mag indira ja wohl gar nicht erstens das ist ne zicke und zweitens die kann
lästern bis se umfällt die alte die ist zweiunddreißig und fühlt sich wie zwölf
oder wie vierzehn so kommt mir das jedenfalls vor also wenn sarah und jay
zusammen gekommen weren dann hätte ich mich ja gefreut aber bei jay und indira
erstens sieht indira stinkig aus und zweitens jay wird sie doch bestimmt
betrügen der sieht auch schon so aus wie so ein betrüger der hat bestmmt wo er
im dschungelcamp war ne frau oder ne freundin gehabt und hat trtzt dem mit
indira rum geknutscht«
    Hadi hatte sich vors Dschungelcamp begeben. Daheim hatte er den
Fernseher eingeschaltet und war in die Sendung mehr oder weniger
hineingestolpert. Er sah sie zum ersten Mal und blieb mehr aus

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