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Sakramentisch (German Edition)

Sakramentisch (German Edition)

Titel: Sakramentisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Glockenzug
in Betrieb gewesen war.
    Das Dielenlicht ging an, Hadi öffnete.
    An seinem Gesicht war nicht abzulesen, in welcher Laune er war. Er
trug wieder dieses schmutzgrüne Borstensakko und eine hellbraune
Wildlederjeans.
    »Komm rein.« Hadi winkte ihn herein. »Bitte.«
    Drinnen wartete Werner, ein Weißbier vor sich. Er saß in einem
Sessel mit Armlehnen, die Beine von sich gestreckt. Vor sich auf einem runden
Tischchen ein Backgammon-Set.
    »Noch sieben Tage.«
    Hadi. Wirkte er besorgt? Er sah schlecht aus. Falten, Flecken im
Gesicht, Ringe unter den Augen.
    »Setz dich, Artur. Und sag uns, wie weit du bist. Hast du Fotos
dabei?«
    Artur hatte. Er hatte zwei Hände voll Fotos. Alle zeigten
Riesenautos und Zuhälterschlitten vor einem Tiroler Puff.
    »Spinnst du?«, schimpfte Hadi. »So einen willst du uns vorführen?
Mit dem sollen wir nachher unbemerkt entkommen? Da könnten wir grad so auf rot
umwickelten Stelzen weglaufen. Spinnst du, Artur?«
    So nicht, kamen sie überein. Artur musste seinen Stolz über die
geilen Energy-Cars beerdigen. Am Freitag, dem Tag vor dem Überfall, sollte er
ein unauffälliges Auto – aber nicht so unauffällig, dass es auffiel –
beschaffen und vorführen.
    An diesem Abend erfuhr er weitere Details, wie was und wann
geschehen sollte. Hadi hatte in Erfahrung gebracht, dass nur sieben Teilnehmer
mit dem Bus fahren würden. Die Zahl hatte sich drastisch verringert. Den Grund
dafür konnte Hadi nicht nennen. Auch ob einer von ihnen ein Sicherheitsmann
sein würde, war nicht klar.
    Mit ihm waren es also acht Personen, die in einem umgetauften
Flughafentaxi nach München fahren würden. Das machte die Sache einfacher. Auch
die Route, die der Bus nehmen würde, hatte sich bestätigt. Er konnte wie
telefonisch besprochen am Maxlrainer Forst zusteigen. Sie wollten wieder
fröhliche Masken benutzen und ähnlich wie beim Dirndl-Gachinger vorgehen. Nur
ganz anders. Im Verhältnis ungefähr so wie ein Eisenwarengeschäft zu einem fahrenden
Zirkus.
    Eine kurze Diskussion kam auf, als Artur die Frage stellte, ob der
Bus nicht schon bei der Hinfahrt gekapert werden sollte.
    »Was machen wir dann mit den ganzen Wertsachen?«, gab Werner zu
bedenken. »Mit dem Schmuck, den sie mitführen werden, mit den Juwelen, den
Uhren? Wir sind doch nicht in der Lage, dieses Zeug zu verhökern.«
    Hadi nickte. »Werner hat recht. Dazu kommt, dass unsere Freunde ihre
Wertsachen sicher nicht in der Jackentasche transportieren werden. Sie werden
gesicherte Transportkoffer, sozusagen kleine Safes, dabeihaben. Die müssten wir
wegschaffen und extra knacken.«
    Damit war die Diskussion erledigt.
    Zum Schluss legten alle drei die Hände übereinander und wünschten
sich Glück. Der Bargeldüberfall auf dem Rückweg war beschlossene Sache. Und
Werner, der gelernte Friseur, sollte aus Hadi Yohl einen perfekten
oberbayerischen Schmuckhändler machen.

DREIZEHN
    Es war eine warme, feuchte Nacht gewesen. Schwere Wolken
verhüllten Mond und Sterne. Es war sehr dunkel, und es nieselte, als die Scheinwerfer
des neun- bis zehnsitzigen schneeweißen Opel Vivaro die dunklen Fichten hinter
dem Mann ausleuchteten, der mit aufgespanntem Regenschirm, einem Rucksack und
einer gewaltig aufgeblähten Sporttasche an der Einbuchtung der Bushaltestelle
wartete. Der Opel hielt. »Flughafentaxi« stand quer über die Außenseite
geschrieben.
    Der Fahrer war ein hoch aufgeschossener Dreißigjähriger mit dünnem
Haar, ohne Baseballkappe und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er stieg
aus, ließ sich von dem Mann die Internet-Bestätigung zeigen, öffnete die
Heckklappe und stapelte die Sporttasche auf die anderen Gepäckstücke. In dem
kleinen Laster lagen bereits eine zweite Tasche mit einer abgerissenen
Schlaufe, mehrere mittelgroße Schalenkoffer und Musterkoffer, eine mittelgroße
Kühlbox, die auch ein Safe sein konnte, ein Gitarrenkoffer, mehrere Stangen
Zigaretten und eine bauchige Chiantiflasche vom Umfang eines Getreidesilos.
    Man hätte es riechen können, dass es ein nagelneues Fahrzeug war,
hätten nicht die Ausdünstungen der Fahrgäste nach Knoblauch, Tabak und
Rasierwasser diesen Geruch unterdrückt. Der Zugestiegene verzog das Gesicht,
als er einen Guten Morgen wünschte und einstieg. Mit lautem Aaahhh und Oohh,
mit Armeschwingen und Klatschen wurde er von den Italienern begrüßt.
    Der Mann hatte eine Mordswampe, einen grauen Siebentagebart im
Gesicht, einen grünen Jägerhut mit Gamsbart auf dem Kopf, und er trug

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