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Sakramentisch (German Edition)

Sakramentisch (German Edition)

Titel: Sakramentisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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keine zweihundert Meter. Hadi hatte
dafür gesorgt, dass er sicher und trocken in einer Scheune fernab jeder
Zivilisation geparkt war. Er betrieb – genau wie in seinen Romanen –
prinzipiell einen Plan B.
    Der Roller musste nur anspringen.

EINUNDZWANZIG
    Artur Josef Huber war tot. Endgültig und mausetot. Und er
war pensionierter Polizeimitarbeiter. Es hätte mit dem Teufel oder absoluter
Unfähigkeit zugehen müssen, hätte die Polizei nicht in kürzester Zeit seine
Identität mit den Überfällen in Verbindung gebracht.
    Sie tat es.
    Einerseits.
    Andererseits fanden sie eine alleinstehende Enkelin vor, die
dringend der Hilfe bedurfte.
    Ottakring las gerade das Oberbayerische Volksblatt, als das Telefon
klingelte. Jedes Mal hoffte er, dass es Lola sein könnte. Er hatte solche
Sehnsucht nach seiner Lola, egal, was sie getan hatte. Doch wieder war es nicht
Lola. Es war Rico Stahl.
    »Sie hatten recht«, sagte er nur.
    »Wie bitte?«
    »Ihre Vermutung, dass ein Pensionär der Polizei zum Täterkreis
gehört, hat sich als richtig erwiesen.«
    Im Geist sah Ottakring, wie sein verehrter Kollege sich an einer
farbig gestreift/gepunkteten Krawatte mit exotischem Muster zupfte.
    »Und? Wer ist’s?«, fragte er.
    Eine kurze Pause entstand.
    »Artur Josef Huber«, sagte Rico dann.
    Der Name traf Ottakring wie ein Peitschenhieb. Der Huber sollte ein
gesuchter Räuber sein? Der brave Huber, den alle den Huawa nannten, der immer
artig an der Pforte saß und ankommende Telefongespräche vermittelte? Er wusste
zwar von dessen krimineller Vergangenheit. Doch seine Erfahrung hatten sich die
Kollegen vom K2 reichlich zunutze gemacht.
    »Der Huawa? Da schau her«, sagte er nur. »Das is ja sakramentisch!
Und? Haben Sie ihn schon verhaftet?«
    »Ähäm. Würden wir ja gerne. Aber geht nicht.«
    »Wieso geht nicht? Ist er nach Sibirien verzogen?«
    »Schlimmer, Herr Ottakring, schlimmer. Huber ist tot. Eines
natürlichen Todes gestorben.«
    »Das tut mir aufrichtig leid. Und? Haben Sie schon Spuren sichern
können? Beute gefunden? Komplizen entdeckt? Erkenntnisse aus seinem Tod
gewonnen?«
    Es überraschte ihn, Rico lachen zu hören.
    »Hehehe, der alte Ottakring«, sagte der röchelnd. »Will immer alles
gleichzeitig. Hauptmerkmal: Ungeduld. Warum schauen Sie nicht in den nächsten
Tagen mal bei mir vorbei? Bis dahin sind wir sicher schon wesentlich weiter.
Das Aktuelle können Sie ja in der Zeitung lesen.«
    Ottakring wollte schon auflegen, da kam Rico noch einmal an.
    »Halt, hätt ich fast vergessen. Wie schätzen Sie den Huber ein? Er
war erheblich vorbestraft, ein Ex-Knacki, das ist Ihnen ja bekannt. Können Sie
ein Motiv erkennen, warum er diesen Rückfall erlitten hat? Bisher war er doch
jahrelang sauber geblieben.«
    »Ja«, sagte Ottakring mit fester Stimme und gerader Stirn. »Dazu
fällt mir schon was ein. Der Mann war absolut okay. Es muss etwas sehr
Außergewöhnliches geschehen sein, dass er wieder auf die schiefe Bahn geraten
ist. Mein Tipp: Er muss in Geldschwierigkeiten gesteckt haben. Es war bestimmt
nicht die Lust am Verbrechen. Sondern höchste Not. Geldnot.«
    »Sakramentisch! Hubers Geldnot ist vorbei«, sagte Hadi Yohl zu
Werner Stuffer. »Auf eine sehr unorthodoxe Art gelöst. Was machen wir jetzt?«
    Einerseits hatten sie ein Gefühl der Leere und der Trauer wegen
Arturs Tod. Die gemeinsamen Aktivitäten hatten sie zusammengeschweißt.
Andererseits spürten sie ein erregendes Gefühl der Erleichterung angesichts der
Tatsache, dass sie ihrem gewohnten Alltagsleben wieder näher kamen. Spannung
und Abenteuer zu erleben ist eine Sache, dabei aber ständig mit einem Fuß im
Gefängnis zu stehen, eine andere.
    Hadi hatte sich schon in der Früh in sein Auto gesetzt und war zu
Werner gefahren. Dessen Gartenhaus hatte nicht viel Abwechslung zu bieten. Sie
hätten auch zum Schmiedwirt, zum Falkensteiner oder in Hadis Haus gehen können.
Doch das Gartenhaus war ihnen als Einsatzzentrum, Operationszentrale und als
normales Besprechungszimmer so vertraut, dass sie nicht darauf verzichten
wollten.
    Gefächerte Sonnenstrahlen fielen in den Raum, die ersten Zeichen des
Frühlings, und machten den Staub auf der Oberfläche der wenigen Möbel sichtbar.
Werner ließ die Jalousetten ein paar Zentimeter herab, nahm einen nassen Lappen
und wischte den Staub weg. Auf einem Tischchen in der Ecke stand ein Tablett mit
zwei leeren Bierflaschen. Er entfernte sie. Dann setzte er sich wieder zu Hadi.
Mit Mühe quetschte er zwei

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