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Sakramentisch (German Edition)

Sakramentisch (German Edition)

Titel: Sakramentisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Finger in seinen Kragen, um sich den Schweiß
wegzuwischen.
    Vor ihnen auf der Tischplatte stand – mächtig und elegant wie eine
silbrige Kaaba von Mekka – die Metallbox aus dem untergegangenen Salon Kitty.
Die Abdeckplatte stand offen. Fotos und Videos von klar definierbarer Herkunft
und unschätzbarem Wert. Ordner mit dünnen Klarsichtmappen, in denen einzeln die
Personenfotos steckten. Nicht gerade König Carl Gustav von Schweden, Dominique
Strauss-Kahn oder Jörg Kachelmann, aber es waren doch Männer vertreten, die im
Rosenheimer Land Rang und Namen hatten. Nackt fotografiert, gebückt, gespreizt,
gestreckt, genervt. Liegend auf dem Rücken, auf dem Bauch, kniend, sitzend,
hängend. Mit einer nackten Frau, mit zweien, mit Frau und Mann. Der einzige des
halben Dutzends Videofilme, den sie sich angesehen hatten, zeigte ähnliche
Wahrheiten.
    »Genug, um bis ans Ende unserer Tage auf Hawaii zu leben«, meinte
Hadi.
    »Sollen wir?«, fragte Werner.
    »Sollen wir was? Diese Freier erpressen?«
    »Warum nicht?«
    »M-m. Das meinst du doch nicht im Ernst? Willst du als Rechtsanwalt
den Abgeordneten Meixa erpressen? Ihr kennt euch doch ganz gut, oder? Im Grunde
kennen wir doch alle Kandidaten ganz gut, nicht?«
    Innerhalb von Minuten waren sie sich einig. Bargeld hatten sie sich
zwar erhofft, aber im Großen und Ganzen hatten sie das Unternehmen eh rein
sportiv betrachtet. Einen Hattrick hatten sie abliefern wollen, wie im Fußball.
Dass sie dabei auf eine Goldader stoßen würden, war nie in ihrem Sinn gewesen.
    »Also lassmers?«
    »Lassmers bleiben!«
    Arturs plötzlicher Tod hatte alles verändert. Das wichtigste Motiv
war weg, der Elan war weg, die Lust war weg.
    Es dauerte weitere eineinhalb Stunden, bis sie zu einem Endergebnis
kamen. Vielerlei Möglichkeiten wendeten sie hin und her. Dass sie sich auf
kriminelles Glatteis begeben hatten, lag nicht nur daran, dass sie einem
unverschuldet in Not Geratenem aus der Patsche helfen wollten.
    »Du wolltest schließlich auch so etwas wie eine Stoffsammlung für
deine zukünftige Karriere als Kriminalschriftsteller betreiben«, sagte Hadi mit
gerunzelter Stirn.
    »Und dein Motiv war, einzutauchen in die Welt des raffinierten
Verbrechens in der realen Welt. Ein Abbild deines Romanuniversums zu schaffen«,
sagte Werner. Als Anwalt war er es gewohnt, seine Argumente zu durchdenken und
ihnen scharfe Kanten zu verleihen.
    »Und? Wie weit sind wir gekommen?«
    »Wir haben drei Überfälle mit ansprechender Beute verübt und sind
bis jetzt noch nicht gefasst. Das spricht dafür, dass wir fehlerfrei gearbeitet
haben.«
    »Das wird sich ändern«, warf Hadi ein und trank den Rest Kaffee aus
seiner Tasse. »Sie haben Artur. Sie werden sein Leben seit dem ersten Überfall
nacharbeiten. Und somit werden sie bald auf seine Komplizen stoßen. Auf uns.
Ich rechne stündlich damit, dass sie uns die Bude hier einrennen.«
    Verschwörerisch sah er sich um.
    »Unser Antrieb ist weg«, meinte Werner. Kleine Fältchen hatten sich
in seinen Augenwinkeln gebildet. »Wir haben kein Motiv mehr und somit auch
keine Motivation. Dann bietet sich eine höchst elegante Lösung ja förmlich an.«
    Er kam auf die Füße und stellte sich in Pose, als hielte er ein
geschliffenes Plädoyer vor Gericht. »Was machen wir mit dem ganzen Geld?«, rief
er pathetisch in den Sitzungssaal.
    Nur einen einzigen Richter hatte er vor sich. Einen Richter, der
gleichzeitig Schöffe war.
    Hadi lag ausgestreckt mit geschlossenen Augen in seinem Korbsessel
und ließ die Arme baumeln.
    »Okay«, sagte er. »Ich höre heraus, was du mit eleganter Lösung
meinst. Dann sind wir ja beide einer Meinung. Schreiten wir also zur Tat.«
    »Alle Bezugspersonen abgecheckt«, sagte Chili Toledo in flottem
Ton. »Der Huawa war wirklich eine arme Sau.«
    Im selben Augenblick, als ihr die Sau über die Lippen kam, war ihr
der Ausdruck sichtbar peinlich. Sie sackte in sich zusammen, verschränkte die
Arme vor der Brust, starrte in das leere Glas vor sich und presste die Lippen
zusammen. Dann wühlte sie eine Zeit lang in ihren Notizzetteln, bis es Rico
Stahl zu bunt wurde.
    »Sie haben wieder eine Wahnsinnsuniform an«, spöttelte er. »Passt
ideal zu Ihrer Ausdrucksweise.«
    Dabei hatte sich Chili ausgerechnet heute, um sich dem miesen Wetter
anzupassen, um etwas Zurückhaltung und Diskretion bemüht. Eine Jeans ohne
zerrissene Stellen und ausgefranste Nähte, eine brave hellblaue Bluse und eine
Jeansjacke darüber, die allerdings

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