Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
…«
»Sir Leigh«, meldete Sophie sich erneut zu Wort, sichtlich verärgert, einfach übergangen zu werden. »Dürfte ich auch mal einen Blick auf die Zeilen werfen?«
»Aber gewiss, meine Liebe«, sagte Teabing und schob ihr den Kasten hin, ohne ihr einen Blick zu gönnen, als wolle er damit andeuten, dass Sophie Lichtjahre an Kompetenz und Wissen fehlten. Wenn nicht einmal ein Historiker der britischen Royal Society und ein Harvard-Professor die Sprache des Vierzeilers identifizieren konnten …
»Aha«, sagte Sophie, nachdem sie einen kurzen Blick auf die Inschrift geworfen hatte. »Das dachte ich mir gleich.«
Teabing und Langdon blickten sie mit großen Augen an.
» Was dachten Sie sich gleich?«, fragte Teabing.
»Dass mein Großvater diese Schrift und diese Sprache benutzt hat.«
»Wollen Sie etwa behaupten, Sie könnten das lesen?«
»Mühelos«, sagte Sophie, die diese Situation sichtlich genoss, mit fröhlichem Lächeln. »Mein Großvater hat mich diese Schrift gelehrt, als ich noch keine sechs Jahre alt war. Ich kann sie vorwärts und rückwärts.« Sie lächelte Teabing an. »Ehrlich gesagt, Sir Leigh, hätte ich mehr von Ihnen erwartet. Ein Mann, der mit der Royal Society auf so vertrautem Fuß steht wie Sie … ich bin überrascht, dass Sie nicht von allein auf die Lösung gekommen sind.«
Plötzlich fiel es Langdon wie Schuppen von den Augen. Kein Wunder, dass diese Schrift ihm so merkwürdig vertraut vorkam! Einige Jahre zuvor hatte er eine Veranstaltung im Fogg Museum von Harvard besucht. Der Studienabbrecher Bill Gates war an seine alte Alma Mater zurückgekehrt, um dem Museum eine seiner unschätzbaren Erwerbungen als Leihgabe zu überlassen – achtzehn Blätter, die er auf einer Auktion aus den Beständen von Armand Hammer erworben hatte.
Sein Gebot, das ihm den Zuschlag gebracht hatte, belief sich auf 30,8 Millionen Dollar.
Der Autor des Manuskripts war Leonardo da Vinci.
Die achtzehn Blätter, die nach ihrem Besitzer, dem Earl von Leicester, unter der Bezeichnung Codex Leicester bekannt sind, waren der Rest eines der faszinierendsten Werkbücher des Künstlers, das Anmerkungen und Zeichnungen seiner überaus fortschrittlichen Überlegungen zur Astronomie, Geologie, Archäologie und Hydrologie enthielt.
Doch die Blätter waren nicht ohne weiteres zu entziffern. Sie waren zwar tadellos erhalten und trugen eine saubere und klare Handschrift in karmesinroter Tinte auf cremefarbenem Papier, doch es sah wie sinnloses Geschreibsel aus. Wer hoffte, auch nur ein einziges italienisches Wort entziffern zu können, sah sich enttäuscht.
Des Rätsels Lösung bestand darin, dass da Vinci eine Spiegelschrift beherrscht hatte, die für den normalen Betrachter unleserlich war. Die Gelehrten diskutierten noch immer darüber, ob da Vinci diese Schrift lediglich zum eigenen Vergnügen benutzt hatte oder weil er verhindern wollte, dass jemand seine Ideen stahl.
»Ich habe die erste Zeile schon entziffert«, sagte Sophie. »Der Text ist englisch.«
»Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr!«, stieß Teabing unwirsch hervor.
»Spiegelschrift«, sagte Langdon knapp. »Wir brauchen einen Handspiegel.«
»Nein, den brauchen wir nicht«, sagte Sophie. »Dieses Furnier dürfte dünn genug sein.« Sie hielt den Deckel des Rosenholzkästchens vor einen Punktstrahler, der in die Wandverkleidung eingelassen war, und betrachtete die Innenseite. Jacques Saunière hatte nicht in Spiegelschrift schreiben können. Er hatte stets gemogelt, indem er die Unterseite des Papiers in Normalschrift beschrieben, das Blatt umgedreht und den durchscheinenden Text auf der anderen Seite nachgezeichnet hatte. Sophie vermutete, dass er die vier Zeilen in ein Brettchen eingebrannt und es dann so lange dünn geschliffen hatte, bis die eingebrannten Zeilen sich durchs Holz hindurch schwarz abzeichneten. Dann hatte er das Brettchen einfach umgedreht, zugeschnitten, die Schrift nachgezogen und in die Vertiefung eingelegt.
Sophie hielt den Deckel noch näher ans Licht. Sie hatte sich nicht getäuscht. Im hellen Licht des Strahlers, das durchs papierdünne Holz drang, erschien der Text klar und deutlich in normaler Schrift auf der Innenseite des Deckels.
»Englisch!«, stieß Teabing hervor. »Meine Muttersprache!«
Rémy Legaludec, der Butler, spitzte die Ohren, um im Heck der Kabine trotz des Lärms der Triebwerke etwas vom Gespräch im vorderen Teil der Maschine mitzubekommen, jedoch vergeblich. Der Lauf der Ereignisse in
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