Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
genau wie ich gehofft, Signior Padrone, denn der ist eine der mächtigsten Sachen auf der Welt, glaube ich, und drum rat ich meinen Freunden immer wenn sie unbedingt heiraten wollen ist’s besser zu warten bis sie und das Weib Waisen und alle vier Eltern gestorben sind, denn dann gibt’s keine Schwiegereltern mehr die einem Tag und Nacht den Nerv töten.
Aber jetzt wartet, Signior Padrone, verflucht was muss ich gähnen, entschuldigt aber ich bin saumüde und drum, wenn Ihr gestattet, schlaf ich jetzt ein paar Stunden, sonst kriege ich noch irgendeine schlimme Krankheit am rechten Daumen den ich mir mit all dem Schreiben schon fast kaputtgemacht zumal wo ich mich immer sehr beeilen muss und nicht vor Lionardo schreiben kann der gottlob jetzt schon eine Weile schläft, also bitt ich Euch, habt Getuld und wartet denn sobald es mir besser geht schreib ich Euch die Geschichte gleich weiter, wir sind nemlich noch nicht am Ende, ha ganz im Gegenteil.
Stets begierig Euer Sklave zu sein
Salaì
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1 * Nach den heute bekannten Quellen übertrug sein Vater Pietro um 1490, als Salaì etwa 10 Jahre alt war, Leonardo das Sorgerecht für den Jungen.
54.
Mein vortrefflicher und überaus gnädiger Padrone,
ich hab einen sehr guten und lobenswerten Schlaf getan, drum kann ich die Erzählung von eben fortsetzen. Also, die Alte tut zwar ganz unschuldig aber in Wahrheit macht’s ihr einen Heidenspaß uns Sachen zu berichten bei denen ihre Schwiegertochter eine schlechte Figur macht, und sie sagt es ist erstunken und erlogen dass die Frau von nichts weiß denn sie ist eine Schlange und falsch und verlogen, wo doch alle in der Gegend genau wissen dass Dorothea und ihr Vater und die kleine Magd vor zwei Tagen das Haus verlassen haben, und sind fortgegangen aber keiner weiß wohin. Die Alte sagt, auch damals als sie das Haus gemietet haben wusste keiner woher sie kamen, und der Vater von Dorothea hält nachts Zusammenkünfte mit andren Teutschen ab und hat auch sonst viel sonderbar Geschäffte und sicher hat er das Haus gemietet weil’s weit weg ist von Rom, nemlich in einem Ort wo nur dumme Bauern leben die von nichts eine Ahnung haben außer von Hühnern und Schweinen und ihrem Garten. Lionardo und ich sind seit vielen Jahren die ersten Fremden die hierher kommen und auch die einzgen die jemals nach den Teutschen gefragt, oder Moment mal, wartet, ihr seid nicht die einzgen, sagt die Alte. Ach nein?, wer ist denn gekommen und hat nach ihnen gefragt? Oh, das war vor langer Zeit, es mag vier fünf sechs Jahre her sein, ich erinnre mich nicht genau. Aus Rom ist ein Mann gekommen begleitet von sowas wie einem Schreiber und sie wollten wissen wer in dem Haus wohnt das dann später das von Dorothea war, aber damals wohnte ein andrer Teutscher darin, denn in dem Haus haben immer nur Teutsche gewohnt, Leute die aus Rom kamen und gingen, und es hieß dass sie alle für den Papst gearbeitet haben. Aber hör zu, mein lieber Junge, ich hab niemals Fragen gestellt, denn ich will mich nur um meinen eignen Kram kümmern, ich bin eine anständige Frau, nicht so eine die ihre Nase in andrer Leute Wirtschaft steckt, meine Schwiegertochter dagegen wo eine Klatschbase ist die könnte euch noch weiß Gott mehr erzähln, aber es hat sowieso keinen Zweck zu ihr zu gehn, sie erzählt ja nur Lügen, und wie die Alte das sagt hebt sie die Augen zum Himmel wie wenn sie sagen will, tja, meine Lieben, hier in der Gegend sind die Frauen alle Schlangen und gibt nur eine einzige anständige, und das bin ich.
Ich versteh die alten Weiber gut, sie sind alle listig und beklagen sich gern, und so frag ich sie, gute Frau, sag uns bitte wer der andre Mann war der aus Rom gekommen um die Teutschen zu suchen? Naja, ich weiß nicht ob ich mich genau erinnre, und außerdem müsst ihr wissen es war auch eine zimlich hässliche Geschichte, denn der Mann aus Rom wollt mit einem der Bauern aus dem Dorf sprechen, weil der kennt die Teutschen von hier gut. Aber dieser Bauer war grad nicht da und so hat der Mann aus Rom seinen Namen dagelassen und gebeten dass er ihn in Rom besuchen kommt. Und ein paar Wochen später wann der Bauer nach Rom fährt findet er raus dass der Mann tot ist, und es heißt sein Diener hat ihn mit dem Beil erschlagen, und so ist der Bauer ganz verängstigt ins Dorf zurückgekommen und hat gesagt, mamma mia, in was für eine üble Geschichte wär ich da fast reingeraten. Jedenfalls mein ich dass der Bauer diesem Fremden aus Rom sowieso nicht hätte
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