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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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dass von dem Fresko eine Kopie zu diffamatorischen Zwecken hergestellt wurde, eine Fälschung, die jene schmale, den Fuß stützende Hand durch das Bildnis des Papstes ergänzt. Von dieser Vorlage ist dann die Kopie aus Mantua hergestellt worden. Doch wer war die ursprüngliche Figur? Hier liegt das Problem.
    In der Darstellungstradition werden die Füße des Jesuskindes ausschließlich von der Madonna berührt. Es gibt nur eine Ausnahme, jedenfalls was erwachsene Personen betrifft: den ältesten der Heiligen Drei Könige, der häufig dargestellt wird, wie er mit der Hand den Fuß des Erlösers streift.
    Ist das Kind als Rex Mundi Teil einer Anbetung der Könige? Die Kunsthistorikerin Cristina Acidini Luchinat (Pinturicchio , Florenz 1999) vermutet, dass das Fragment aus der verlorenen Anbetung der Könige stammt, die Pinturicchio im Kreuzgang von Santa Maria del Popolo malte. 1811 ließ Valadier ihn abreißen, um die heutige Piazza del Popolo zu erbauen.

    Doch das Fragment enthält eine noch größere Sonderbarkeit: Die Hand, die den Fuß des Kindes berührt, ist eine linke Hand. Eine reale, schwerwiegende Blasphemie, die zudem ein ikonographisches Unikum darstellt. Der älteste der Heiligen Drei Könige berührt Jesus selbstverständlich immer nur mit der rechten Hand. Und allen Gemälden sieht man an, wie sorgfältig die Maler darauf bedacht waren, den König nichts mit der linken Hand ausführen zu lassen, weder die Überreichung des Geschenks, noch die Berührung des Fußes. Botticelli zum Beispiel lässt den König das Geschenk auf dem Boden abstellen, während er den Fuß des Heilands liebkost, ebenso Gentile da Fabriano und Sogliani auf seiner Anbetung der Könige in der Kirche San Domenico in Fiesole. Bei Ghirlandaio, außerdem bei Filippo Lippi und Beato Angelico in dem Tondo, den sie wahrscheinlich zusammen gemalt haben, ergreift der König den Fuß mit der rechten Hand, und die Maler stellen das Geschenk nicht dar, sondern überlassen es dem Betrachter, es sich an irgendeiner Stelle im Bild verborgen vorzustellen. Bei Perugino hingegen überreicht der König das Geschenk mit der rechten, aber er vermeidet es, das Kind mit der linken Hand anzufassen. Kein Maler wagt es, eine Figur darzustellen, die den Heiland mit der linken Hand berührt.
    Hinzu kommt ein weiteres Problem. Es ist zwar richtig, dass die Könige den Rex Mundi suchten, und das würde zu der Darstellung des Kindes passen, das den Reichsapfel in der Hand hält. Doch es existiert keine einzige Anbetung der Könige, wo das Kind mit dem Reichsapfel abgebildet wird. Allenfalls ist es manchmal einer der Könige, der dem Jesuskind einen geschlossenen Pokal als Geschenk darreicht.
    Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen aus dem Hochmittelalter wie der Madonna in der Metropolitanbasilika Santa Severina (11. Jahrhundert) findet sich der Reichsapfel das ganze fünfzehnte und sechzehnte Jahrhundert hindurch nur auf den Gemälden, in denen die Madonna als Regina Mundi dargestellt wird, auch «Madonna in maestà» genannt, was bedeutet, dass sie auf einem Thron sitzt, eine Krone auf dem Kopf trägt und das Kind auf dem Schoß hat. Am häufigsten taucht dieser Darstellungstyp gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf (vgl. die «Madonna in Maestà» von Craveggia, die «Regina Mundi» von Gentile Bellini aus den Jahren 1475-1485, die hölzerne Madonnenstatue in Aufkirchen, die «Regina Mundi» von Collepardo, die Madonna der Passionistenpatres in Pugliano, die «Madonna mit dem Granatapfel», heute in der Londoner National Gallery, die «Regina Mundi» von Filippino Lippi aus dem Jahr 1498, die von Macrino d’Alba von 1499 etc.). Mit diesen Werken lässt sich auch die spätere «Regina Mundi» von Silvestro Amorti aus dem Jahr 1597 vergleichen. Doch erst 1650 wird man eine Madonna auf dem Thron ohne Krone und mit dem Kind auf dem Schoß finden, das einen Reichsapfel trägt (die Statue des Bildhauers Tomaso Ortolino im Kloster Santa Chiara in Genua). Die Kugel ist manchmal aus Gold und trägt oben ein Kreuz (das macht sie zum Reichsapfel, dem Symbol der göttlichen Königsherrschaft, aber nicht zufällig auch des Heiligen Römischen Reiches), manchmal ist es eine Kugel ohne Kreuz, manchmal nimmt sie die Form des Granatapfels an, des Sinnbilds für die Wunden des Gekreuzigten, also der Passion.
    Diese Darstellung der Madonna findet sich jedoch nie auf den Gemälden mit der Anbetung der Könige. Die Vermutung, dass die Hand einem der Heiligen Drei Könige

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