Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
nicht meine Schuld denn Lionardo ist verschwunden, und ich weiß nicht wo zum Henker er steckt, und das Geld hat er. Darauf lass ich einen Furz, sagt der Mensch, das Geld hast du mir versprochen, also reiß ich dir jetzt den Kopf ab, nicht ihm. Ist ja gut, sag ich, aber die Arbeit hast du nicht gemacht, und er, natürlich hab ich sie gemacht, du elendes Stück Scheiße, und schlägt mir wieder ins Gesicht, dass mein Kopf sich fast einmal ganz rumdreht.
Dann gibt er mir ein paar Papiere und sagt dass er sie sich von einem Spitzel aus der päpstlichen Kanzlei hat besorgen lassen und dass es offizielle Kopien von den Bullen des Papstes sind, und ich kann das von wem ich will kontrolliren lassen, nemlich sind echte Dokumente aus der Kanzlei von seiner Heiligkeit, und wenn ich sie nicht mehr brauch muss ich sie ihm alle vollständig und unversehrt zurückgeben, damit sie wieder an ihren Platz kommen, weil es stimmt zwar dass bei der Kanzlei vom Papst jeden Tag so viel Papiere raus und reingehn dass nichtmal der Herrgott sie alle zählen könnt, aber man weiß ja nie, Vorsicht ist besser als Nachsicht, und wenn ich jemandem sag wer mir die Papiere gegeben dann schneidet er mir erst den Kopf ab, spielt damit Ball mit seinen Freunden und wirft ihn zuletzt zu den Fischen in den Tiber, und in drei Tagen kommt er wieder vorbei um sich das Geld abzuholen was ich ihm versprochen, sonst passirt die Sache mit dem Kopf, verstanden, Arschloch? Natürlich hab ich seine Rede kapirt, sie scheint mir sehr gut verständlich, und ich sag, klar doch, gewiss, wir sind uns einig, doch dieweil denke ich, verflucht nochmal, wo nehm ich bloß das Geld her, wenn Lionardo nicht da ist?
Dann ist er weg und ich bin allein geblieben mit der Nase wo Blut rauskam, und meine Augen konnten nichts sehn und hab eine Zeit gebraucht um zu erkennen in welche Richtung ich gehen muss, und die Leute haben mich angeschaut und gesagt, nun seht euch bloß den Ärmsten an, wie übel man dem mitgespielt hat, und wie ich einen Brunnen finde, hab ich mich gewaschen und mein Gesicht ein bisschen gekühlt, nemlich das muss ausgesehen haben wie wenn drei Pferde drüber gelaufen wärn. In der Hand halte ich noch die Papiere wo mir der Mensch mit den verbeulten Eiern gegeben, aber ich kann sie nicht lesen weil mir die Augen wehtun wegen dem Marmorstaub den er mir reingeblasen hat um mich zu blenden, und verdammt das ist ihm gelungen.
Am Ende bin ich mit viel Müh und Not da angekommen wo ich hinwollte, nemlich bei dem Wirt den ich bei meinem ersten Gang durch Rom kennengelernt, ich weiß nicht ob Ihr Euch erinnert, Signior Padrone, das war der mit dem guten Wein und der mich gefragt hat, kommst du vielleicht aus Siena? Wann ich ankomm, frag ich ihn, Hallo, erinnerst du dich an mich? und er, ja, aber was ist los, hat man dich vielleicht geschlagen, denn dein Gesicht sieht aus als wären drei Pferde drüber gelaufen. Kümmer dich nicht darum, hab ich gesagt, ich wollte nur wissen ob du den guten Wein von neulich noch hast, und dann hätt ich noch eine Frage: wo du mir erzählt hattest dass immer ein Haufen Leute aus dem Orient hierher nach Rom kommen, kannst du mir vielleicht auch jemanden sagen der Konzstantinopel kennt, weil ich muss den was fragen. Er sagt, ich denk, da solltest du zu den armenischen Patres in die Kirche Sancta Maria Egiziaca gehn, die sieht aus als wie ein römischer Tempel und ist nah bei der Tiberinsel San Bartolomeo. Die Armenier wissen nemlich alles über die Türcken, denn von den Türcken sind sie aus ihrem Land vertrieben worden, und sind drum gar nicht gut auf sie zu sprechen.
Auf dem Weg hab ich trotzdem mir die Augen schmerzen scharenweise scharfe Weiber gesehn, nemlich eine die Artischocken verkauft, eine andre die mit ihren Kindern spazirngeht und noch eine die am Fenster steht um die Leute zu betrachten die vorübergehn, aber ich muss Euch gestehn, Signior Padrone, dass mir bei all den hässlichen Sachen die passirt sind die Lust vergangen ist, und drum sagt mein Schwengel mir nicht mehr, heh, guck mal da, sondern ist winzig klein geworden als wollt er sagen, mein lieber Salaì, versuch du erstmal deine Haut zu retten, vorher will ich von der Sache gar nichts mehr hören.
Ich hab lange gebraucht um zur Kirche Sancta Maria Egiziaca zu kommen, denn die Augen taten mir noch mordsmäßig weh. Drum erzähl ich Euch nichtmal dass mir unterwegs schon wieder war als würd mir einer folgen, aber wo ich praktisch blind bin, hab ich mir gesagt,
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