Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Händen findet bin ich geliefert, und ich spitz die Ohren ob jemand die Treppe raufkommt, aber nichts gottseidank, Scheiße was für ein Schreck, und sag ich mir, mein guter Salaì, jetzt verkrümelst du dich lieber, sonst steckst du hier in diesem Turm in der Falle als wie ein Trottel. Wie ich aufstehe stoß ich gegen einen Haufen Blätter der sowieso kurz vorm Runterfallen war und ist dann auch gefallen, und ich heb ihn auf, aber wann ich mich bück tret ich auf ein paar von den Blättern und sehe, dass der Abdruck von meinem Schuh darauf geblieben ist. Also leg ich ein Blatt auf den Schreibtisch und versuche es mit dem Ärmel von meiner Jacke sauber zu machen und stoß dabei gegen ein Tintenfass, wer zum Henker konnte wissen dass es da steht, und ich mache einen Tintenfleck auf das Blatt und auf ein paar andre die darunter liegen. Hölle Tod und Teuffel, was für ein verfluchtes Pech, Signior Padrone, das ist jetzt der Beweis dass jemand heimlich ins Studirzimmer vom Burkard gekommen ist und hat diese Papiere gesehn, also sag ich mir Mist, weißt du was du tust Salaì? Du lässt die Blätter einfach verschwinden, dieses Zimmer vom Burkard ist sowieso ein Schweinestall mit all der Unordnung, und vielleicht denken Sander und sein Padrone wenn sie diese Papiere nicht finden sie wären irgendwo mitten in dem ganzen Wust verrutscht.
Also stopf ich mir die Blätter in die Hosen, schließ die Tür vom Turmzimmer leise ab und schleich sofort die Treppe runter und komm in die Korridore von den unteren Stockwerken. Hier merk ich dass ich mich nicht geirrt hab denn da ist wirklich jemand der von einem Zimmer ins andre geht und scheint der Rundgang von einer Wache zu sein, denn der Mann öffnet und schließt die Türen und geht hierhin und dahin ohne einen Augenblick stehnzubleiben. Kaum hör ich wie die Schritte sich entfernen denke ich, jetzt los, das ist der Moment, und gehe den Hausrock von Sander an seinen Platz zurücklegen, nemlich auf den Boden im Speisezimmer, dieweil ich zur Jungfrau Maria bete dass Sander nicht schon vorbeigekommen ist um den Rock zu suchen.
Dann geh ich auf den Ausgang zu aber auf Zehenspitzen also mucksmäuschenstill, damit keiner mich hört. Ein schönes Stück komm ich wirklich gut voran, nemlich ohne auch nur das kleinste Geräusch zu machen, aber bei all dem Dunkel ringsum seh ich nicht wo ich die Füße hinsetze, und so stößt mein linker Fuß gegen eine Vase mit Blumen oder irgendeiner blöden Pflanze die umfällt und macht einen Heidenlärm, und ich denke, jetzt kriegen sie mich und gehe weiter aber eher schnell als leise, und ich weiß nicht ob ich’s geträumt hab aber mir scheint die Schritte von eben kommen näher. Dann tret ich gegen was Weiches und höre dass es lebendig ist und hab erst furchtbar Angst, aber dann fällt mir ein es ist die dämliche Katze von Sander, und da trete ich ein paarmal kräftig nach links und rechts und wie ich’s gehofft hab treff ich das Vieh, es macht Miaaauuuu, und jetzt werden alle denken dass sie es war wo die Vase mit der blöden Pflanze umgeworfen hat. Dann lauf ich weiter so leise ich kann und plötzlich hör ich eine Stimme die sagt, was machst du denn hier? Also haben sie wohl die Katze erwischt und ihr das Fell über die Ohren gezogen, dieweil ich schneller als wie ein Rennpferd die letzte Treppe bis zum Erdgeschoss runterlauf, und wann ich am Eingang vom Palazzo des Burkard ankomm stürz ich wie ein Irrer auf die Straße und hör nichtmal mehr den Lärm vom Tor das ins Schloss fällt, denn vorhin als ich so getan als ob ich es zumach, hab ich bemerkt dass das Tor zum Glück sehr alt ist, und wenn du’s nicht mit einem kräftgen Schwung schließt dann geht es nicht zu. Und ich war schnell wie der Blitz, Signior Padrone, ohne zu wissen wohin, und habe nur gehofft dass mir keiner aus dem Palazzo Burkard folgt und dass sie bloß der Katze das Fell über die Ohren ziehn, und werd erst langsamer als ich keine Luft mehr hab, danach kann ich nur noch gehen weil ich einen Schmerz in den Lungen spür und könnt fast umfalln vor Müdigkeit, aber Umhimmelswillen stehnbleiben tu ich nicht, denn ich denk an das was mir passirt ist, nemlich den Überfall beim Wirtshaus de la Campana, und blöd bin ich nicht, nein, wo die Straßen menschenleer sind, und diesmal hätt ich keine Dorothea die mich rettet.
Wann mir am Ende die Zunge raushängt und ich gar keine Luft mehr kriege, ist mir plötzlich wie wenn ich diese Straße kenn, und ich schau mich um und
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