Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
dass es nicht wie Absicht aussieht also ohne zu zeigen was er tun will und derweil sagt er, mein lieber Salaì, gar nichts hast du verstanden, die Haare und den Bart hab ich mir selber abgeschnitten, was ist daran so seltsam? Und in Wahrheit bin ich weg aus Rom weil ich ein bisschen Zeit zum Nachdenken brauchte, denn in den Tagen davor hab ich viele Dinge erfahren, und die wollte ich auf exakte Weise untersuchen wie alle Männer der Wissenschafft es tun welche nach der neuen Metode der spekulativen Vernunft zu denken verstehn blablabla etcetera, kurzum Lionardo schwadronirt einfach drauflos wie immer wenn er nichts Genaues sagen will, und ich nicke und sag, aha gewiss natürlich klar, ich versteh Euch ganz genau, mein Vater, und er macht weiter, mein allerliebster Sohn, wie ich dir schon sagte, der wahre Grund warum ich in diesen Tag fort war ist dass ich über diese Dinge nachdenken wollt und auch über viele Probleme der Matematik und der Geometrie und über die Teorie der flüssigen Stoffe nemlich die Gewässer und die Luft, denn das könnte mir auch nützlich sein um neue Apparaturen zu entwerfen womit man Krieg führen kann indem man unter dem Meer hindurchfährt und auch um neue fliegende Geräte zu bauen, aber heute ist es zu spät um dir davon zu sprechen, also erzähl ich dir vielleicht morgen alles, jetzt möchte ich im Gasthaus de la Vacca etwas essen und dann ins Bett gehn, denn ich bin totmüde, verstehst du? Und er hat mich am Arm genommen um mich aus seinem Zimmer zu führen. Nun mag ich ja ein Igniorant sein, Signior Padrone, aber ein Trottel bin ich nicht, und so hab ich verstanden dass Lionardo was hinter meinem Rücken tun will, und mit den dreißig Jahren die ich jünger bin als er hab ich ihn reingelegt, denn hastdunichtgesehn dreh ich mich um und lauf vor ihm zu dem Tischchen wo mein Ziehvater immerfort aus dem Augenwinkel hingestarrt und nehm das Blatt das oben drauf liegt, und hier unten zeig ich’s Euch:
Kaum hab ich diesen Satz laut vorgelesen ist Lionardo vor Schreck erstarrt denn mein Gesicht hat ihm verraten was er schon geahnt nemlich dass ich den Satz zum ersten Mal lese.
Dann stehn wir uns gegenüber und sind still, und es liegt in der Luft dass Lionardo mir jetzt sagen muss was er wirklich all die Zeit gemacht die er nicht in Rom war und was zum Henker die Türcken damit zu tun haben.
Es gefällt mir überhaupt nicht wenn ich für dumm verkauft werde, Signior Padrone, darum hab ich gesagt, entschuldigt, mein Vater, wo Ihr sagt dass Ihr totmüde seid erinnert Euch das an etwas? Wann der Dieb in Euer Zimmer gekommen der mich fast umgebracht hätt, sind einige von Euren Papieren verschwunden die Ihr dann nicht mehr gefunden habt. Ja natürlich erinnre ich mich, sagt Lionardo mit einem besorgten Flackern in den Äuglein. Nunja Vater, red ich weiter, diese Papiere hab ich glaube ich gefunden. Und ich zeig ihm die Zeichnung von der Brücke die ich nach dem Besuch beim armenischen Priester in sein Zimmer zurückgebracht hatte. Er reißt sie mir aus der Hand und ruft, aber wo haben die denn gesteckt verflucht nochmal? Nun, Ihr müsst wissen, Vater, ich hab sie gleich nach dem Diebstahl in ein Buch gelegt, aber mich erst wieder dran erinnert wann Ihr aus Rom fortgegangen und verschwunden ward, es ist die Zeichnung von einer Brücke und sie gefällt mir sehr, erklärt Ihr mir jetzt wozu sie dient? Außerdem ist in der Zeit wo Ihr fort ward einer gekommen von dem Ihr eine Landkarte der Türckei gekauft und hat sie Euch gebracht, und genau die ist’s die mich wann sie gebracht wurd dran erinnert hat wo ich die Zeichnung mit der Brücke hingesteckt hatt.
Statt sich über meine Frage zu freuen bleibt mein Ziehvater stumm und steht er da mit einem Gesicht als wenn der Wundarzt ihm nach der Untersuchung gesagt hätt, ach übrigens, mein lieber Lionardo, du hast ein schönes Geschwür an der Leber eins im Gehirn und obendrein ein recht dickes am Schwanz und heut nacht wirst du sterben.
Nein jetzt ist aber Schluss Vater! schrei ich ihn da mit böser Stimme an, Ihr müsst mir endlich alles erklären, und dann frag ich ihn warum er diesen Hilferuf geschrieben und in seinem Zimmer gelassen hat, nemlich Hilfe die Türcken wollen mich entführen, denn man sieht sowieso genau dass er falsch und sogar lächerlich ist. Dann sag ich ihm dass er mir endlich erklären soll warum er tagelang aus Rom verschwunden ist und diese Karte von der Türkei gekauft und diese Zeichnung von einer Brücke gemacht hat,
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