Salambo
über den Rand und schaute hinab, wie erstaunt über sein eigenes Werk.
Dann richtete er sich hoch auf und lieà seinen Blick stolz über den Horizont schweifen, als wolle er sagen: âDas alles ist jetzt mein!â Die Karthager, die ihr Unglück voll begriffen, heulten vor Verzweiflung. Da begann Spendius auf der Plattform von einem Rande zum anderen zu laufen, und wie ein Wagenlenker, der bei den olympischen Spielen triumphiert, hob er im Rausch seines Stolzes die Arme gegen den Himmel.
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Kapitel 13
Moloch
Nach dem Innern des Landes zu brauchten die Barbaren keinen Wall. Das Hinterland war in ihrer Gewalt. Um aber leichter an die Mauern der Stadt heranzukommen, zerstörte man die vor dem Wallgraben angelegte Brustwehr. Die Stellungen seiner Truppen ordnete Matho in einem groÃen Halbkreis an und schloss damit Karthago an der Landseite vollständig ab. Das schwere FuÃvolk der Söldner stellte er in die vordersten Reihen, weiter hinten die Schleuderer und die Reiterei und ganz hinten das Gepäck, die Wagen und die Pferde. Vor der ganzen Heeresmasse, dreihundert Schritte von den Türmen Karthagos entfernt, standen die Geschütze und Belagerungsmaschinen.
Bei der Vielzahl ihrer Benennungen, die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach gewechselt hatten, konnte man die Geschütze immerhin noch in zwei Systeme gliedern: in Geschütze mit Horizontalspannung und in solche mit Winkelspannung. Die ersteren, die Katapulte oder Pfeilgeschütze, schossen lediglich Pfeile, auch Brandpfeile. Die anderen, die Ballisten oder Steinschleudern, schleuderten Steinkugeln oder nach ihrem Gewicht genau abgemessene Steine, auch mächtige balkenartige Pfeile. Die Katapulte hieÃen auch Skorpione.
Daneben gab es noch Schleudergeschütze, die Onager, so genannt nach den Wildeseln, die mit ihren Hinterhufen Steine schleudern.
Die Konstruktion aller dieser schweren Geschütze erforderte wissenschaftliche Berechnungen. Das Holz musste von den härtesten Sorten sein. Sämtliche feineren Teile waren aus Erz. Die gröÃeren Kaliber wurden nicht mit der Hand gespannt, sondern durch Flaschenzüge. Die grobe Seitenrichtung der groÃen Geschütze wurde durch lange Richtbäume gepeilt. Die Fortbewegung erfolgte auf Walzen. Die gröÃten, die man stückweise herbeischaffte, wurden erst in der Nähe des Feindes zusammengesetzt.
Spendius richtete seine drei gröÃten Maschinen gegen die drei Hauptvorsprünge der Mauer. Vor jedes Tor stellte er einen Widder, vor jeden Turm ein Pfeilgeschütz. Die Karroballisten, das waren die Geschütze auf fahrbaren Lafetten, fuhren weiter hinten auf. Sie schossen über die vorderen hinweg. An den Stellen, wo man die Geschütze aus den Schanzen heraus schob, musste man vorher den Graben zuschütten.
Alle diese Maschinen musste man gegen das Feuer der Belagerten schützen. Man schob Lauben aus Reisig und sogenannte Schildkröten aus Eichenholz vor, die riesigen Schilden glichen und auf drei Rädern liefen. Kleine, mit frischen Häuten überzogene und mit Seegras gepolsterte Hütten deckten die Bedienungsmannschaft. Die Katapulte und Ballisten schützte man durch Seilvorhänge, die in Essig getaucht waren, um sie unbrennbar zu machen. Frauen und selbst Kinder halfen den Geschützbedienungen, indem sie die nötigen Steine suchten und herbeischleppten.
Die Karthager rüsteten sich gleichfalls.
Hamilkar hatte sie rasch beruhigt, indem er erklärte, dass in den Zisternen Wasser für hundertdreiundzwanzig Tage vorhanden sei. Diese Versicherung, seine Gegenwart und vor allem die des heiligen Mantels gaben der Stadt neuen Mut. Sie erholte sich von ihrer Bestürzung, und auch die Einwohner nicht kanaanitischer Herkunft wurden durch den Eifer der anderen mit fortgerissen.
Man bewaffnete die Sklaven. Man leerte die Zeughäuser. Jeder Bürger erhielt sein Amt und seinen Posten. Von den Ãberläufern waren noch zwölfhundert da. Der Sufet ernannte sie zu Unteroffizieren. Die Waffen-, Grob- und Goldschmiede wurden in den Geschützwerkstätten angestellt. Die Karthager besaÃen noch einige schwere Geschütze, trotz der Friedensbedingungen mit den Römern. Man setzte sie wieder instand. Die Handwerker verstanden sich darauf.
Die Nord- und Ostseite der Stadt, durch das Meer und den Golf geschützt, waren uneinnehmbar. Auf die von den Barbaren belagerte Mauer auf der Landenge schaffte man
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