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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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hatten, lenkten sie ihre Schritte zum Palast Hamilkars. Spendius begriff, dass es sinnlos war, Matho davon abbringen zu wollen.
    Sie gingen durch die Gerberstraße, über den Muthumbalplatz, den Gemüsemarkt und den Kreuzweg von Kynasyn. An einer Mauerecke fuhr ein Mann vor ihnen zurück, erschreckt durch den glänzenden Gegenstand, der die Finsternis durchstrahlte.
    â€žVerdeck den Zaimph!“ riet Spendius.
    Andere Leute kreuzten ihren Weg, bemerkten sie aber nicht.
    Endlich erkannten sie die Häuser von Megara.
    Der Leuchtturm auf der äußeren Mole erhellte den Himmel weithin mit rotem Schein, und der Schatten des Palastes mit seinen übereinander getürmten Terrassen fiel über die Gärten hin wie eine ungeheure Pyramide. Sie drangen durch die Judendornhecken, indem sie sich mit ihren Dolchen einen Weg bahnten.
    Ãœberall sah man noch die Spuren vom Festmahl der Söldner. Zäune waren niedergerissen, Wasserrinnen versiegt, Kerkertüren standen offen. In der Nähe der Küchen und Keller ließ sich kein Mensch blicken. Matho und Spendius wunderten sich über die Stille, die nichts unterbrach als hin und wieder das heisere Schnauben der Elefanten, die in ihren Gehegen auf und ab gingen, und das Prasseln des lohenden Feuers auf dem Leuchtturm.
    Matho wiederholte immer von neuem: „Wo ist sie? Ich will sie sehen. Führe mich zu ihr!“
    â€žEs ist Wahnsinn!“ sagte Spendius. „Sie wird schreien. Ihre Sklaven werden herbeieilen, und trotz deiner Kraft wird man dich niedermachen.“
    So gelangten sie zur Galeerentreppe. Matho blickte empor und glaubte ganz oben einen matten Lichtschimmer zu bemerken. Spendius wollte ihn zurückhalten, aber der Libyer stürmte die Stufen hinauf.
    Als er den Ort wiedersah, an dem er Hamilkars Tochter zum ersten Male gesehen hatte, schwand die ganze inzwischen verflossene Zeit aus seinem Gedächtnis. Noch eben hatte Salambo da zwischen den Tischen gesungen. Eben erst war sie weg ... und seitdem hatte er nichts getan, war nur die Treppe emporgestiegen ... Der Himmel flammte in Feuer. Das Meer erfüllte den Horizont. Bei jedem Schritt weitete sich die Unendlichkeit um ihn herum. Er stieg immer höher, mit der seltsamen Leichtigkeit, die man im Traum empfindet.
    Das Knistern des Mantels, der die Steine streifte, erinnerte ihn an seine neue Macht. Aber im Übermaß seiner Hoffnung wusste er jetzt nicht mehr, was er tun sollte, und diese Unsicherheit machte ihn scheu.
    Von Zeit zu Zeit presste er sein Gesicht gegen die viereckigen Fensteröffnungen der verschlossenen Gemächer. In mehreren glaubte er schlafende Menschen zu erkennen.
    Das oberste, schmalste Stockwerk bildete gleichsam einen Würfel auf der vorletzten Terrasse. Matho umschritt es langsam.
    Milchweißer Schein glänzte auf dem Marienglas, das die kleinen Öffnungen im Mauerwerk deckte. In ihren regelmäßigen Abständen sahen sie in der Dunkelheit wie Perlenschnüre aus. Matho erkannte die rote Tür mit dem schwarzen Kreuz. Sein Herz pochte heftig. Er hätte fliehen mögen. Er stieß gegen die Tür. Sie sprang auf.
    Eine Hängelampe in Form eines Schiffes brannte in der Tiefe des Gemachs, und drei Lichtstrahlen, die dem silbernen Kiel entglitten, zitterten über die hohe Täfelung, deren rote Bemalung von schwarzen Streifen unterbrochen war. Die Decke bestand aus lauter kleinen Balken; sie waren vergoldet und mit Amethysten und Topasen geschmückt. Von der einen Langseite des Gemaches zur anderen zog sich ein niedriges Lager aus weißem Leder hin, und darüber öffneten sich in der Wand in Muschelform gewölbte Nischen, aus denen hier und da ein Gewand bis zum Boden herabhing.
    Eine Onyxstufe umgab ein ovales Badebecken. Am Rande standen ein Paar zierliche Pantoffeln aus Schlangenhaut und ein Krug aus Alabaster. Daneben bemerkte man nasse Fußspuren. Köstlicher Wohlgeruch erfüllte die Luft.
    Matho schritt leicht über die mit Gold, Perlmutter und Glas ausgelegten Fliesen; aber obgleich er über polierten Stein hinging, war es ihm, als ob seine Füße einsänken wie in Sand.
    Hinter der silbernen Lampe hatte er ein großes viereckiges himmelblaues Hängebett erblickt, das an vier empor laufenden Ketten frei schwebte. Er schritt mit krummem Rücken und offenem Mund darauf los.
    Flamingoflügel mit Griffen aus schwarzen Korallen lagen zwischen Purpurkissen, Schildpattkämmen,

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