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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Zedernholzkästchen und Elfenbeinspateln umher. An Antilopenhörnern steckten Fingerringe und Armreifen. Tongefäße, die in der Maueröffnung auf einem Rohrgeflecht standen, kühlten im Winde ab. Manchmal stieß Matho mit den Füßen an, denn der Fußboden bestand aus Flächen von ungleicher Höhe, die den Raum gewissermaßen in eine Gruppe von Zimmern zerlegten. Im Hintergrund umgab ein silbernes Geländer einen mit Blumen bemalten Teppich. Endlich gelangte er an das Hängebett, neben dem ein Ebenholzschemel zum Hinaufsteigen stand.
    Der Lichtschein hörte am Bettrand auf. Schatten lag wie ein großer Vorhang darüber. Man konnte nur einen Zipfel der roten Matratze erkennen und die Spitze eines kleinen bloßen Fußes, der auf dem Knöchel ruhte. Matho nahm behutsam die Lampe herab.
    Salambo schlief. Eine Hand lag an ihrer Wange, den anderen Arm hatte sie ausgestreckt. Ihr Haar umwallte sie in solcher Lockenfülle, dass sie auf schwarzen Federn zu ruhen schien. Ihr weites weißes Gewand schmiegte sich in weichen Falten den Biegungen ihres Körpers an und reichte bis zu den Füßen hinab. Unter den halb geschlossenen Lidern sah man ein wenig von den Augen. Senkrecht herabfallende Vorhänge hüllten die Schlummernde in bläuliche Dämmerung. Ihre Bewegungen beim Atmen teilten sich den Ketten mit, so dass sie in der Luft kaum sichtbar hin und her schaukelten. Eine große Stechmücke summte um das Lager.
    Matho stand unbeweglich, die silberne Lampe weit vorgestreckt. Da fing das Mückennetz mit einem Mal Feuer. Es verflog. Salambo erwachte.
    Die Flamme war von selbst erloschen. Die Erwachte sprach kein Wort. Die Lampe warf lange, wie Wellen rieselnde Lichtstreifen auf die Täfelung.
    â€žWas ist das?“ fragte Salambo.
    â€žDer Mantel der Göttin!“
    â€žDer Mantel der Göttin!“ rief sie aus.
    Und auf beide Hände gestützt, neigte sie sich über den Rand ihres Lagers. Sie bebte am ganzen Körper.
    â€žIch habe ihn für dich aus dem Allerheiligsten geholt!“ fuhr er fort. „Schau!“
    Der Zaimph funkelte wie ein Strahlenmeer.
    â€žEntsinnst du dich?“ fragte Matho. „Nachts erschienst du mir im Traum, doch ich erriet den stummen Befehl deiner Augen nicht!“ Sie setzte einen Fuß auf den Ebenholzschemel. „Hätte ich ihn verstanden, so wäre ich herbeigeeilt. Ich hätte das Heer verlassen und wäre nicht aus Karthago gewichen. Um dir zu gehorchen, stiege ich durch die Höhle von Hadrumet ins Schattenreich hinab! Vergib! Wie Berge lastete es auf meinem Leben, und dennoch riss es mich fort! Ich versuchte zu dir zu gelangen! Hätte ich das ohne die Götter je gewagt? ... Komm! Du musst mir folgen! Oder, wenn du nicht willst, so bleib ich! Mir ist es gleichgültig ... Ersticke meine Seele im Hauch deines Atems! Mögen meine Lippen vergehen in den Küssen, die ich auf deine Hände drücke!“
    â€žLass mich sehen!“ rief sie. „Komm näher, ganz nahe!“
    Es begann zu tagen, und weinroter Schimmer lief über das Marienglas der Fenster. Salambo sank halb ohnmächtig in die Kissen ihres Lagers zurück.
    â€žIch liebe dich!“ schrie Matho.
    â€žGib ihn her!“ stammelte sie.
    Sie näherten sich.
    Sie schritt auf ihn zu in ihrem weißen schleppenden Gewand. Ihre großen Augen starrten auf den Mantel. Matho betrachtete sie einen Augenblick, vom Glanz ihres Hauptes geblendet. Dann streckte er ihr den Zaimph entgegen und wollte sie umschlingen. Sie breitete die Arme aus. Plötzlich stand sie still, und beide schauten einander eine Weile fest in die Augen.
    Ohne zu verstehen, was er begehrte, durchzuckte sie ein Schauder. Ihre feinen Augenbrauen zogen sich empor, ihre Lippen öffneten sich. Sie zitterte.
    Dann aber schlug sie auf eine der Metallscheiben, die an den Zipfeln der roten Matratze herabhingen, und rief: „Zu Hilfe! Zu Hilfe! Zurück! Tempelräuber! Ruchloser! Verfluchter! Her zu mir, Taanach! Krohum! Eva! Mizipsa! Schahul!“
    Spendius, dessen erschrockenes Gesicht in der Luke zwischen den Tonkrügen auftauchte, zischelte: „Flieh! Sie kommen!“
    Lauter Lärm erscholl und kam näher. Die Treppen hallten. Ein Strom von Menschen: Frauen, Lakaien und Sklaven stürzten in das Gemach mit Spießen, Keulen, Messern und Dolchen. Sie waren vor Entrüstung wie gelähmt, als sie einen Mann erblickten.

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