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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Bildhauer aus Frankfurt, die ich für Sie als Dank bei einer Auktion ersteigern konnte.
    Herzliche Grüße,
    Ihr Albert Maria Schlaicher«
    Â»Du hast diese blöde Schildkröte angefasst«, erinnerte sich Irfan nun und warf den Brief auf den Boden. »Wir müssen die Fingerabdrücke wegwischen. Hast du sonst noch etwas ohne Handschuhe angefasst?«
    Mario verneinte.
    Â»Dann haben die nur die Spuren, die du auf dem Teppich hinterlassen hast«, meinte Irfan sarkastisch. »Hol dir aus der Küche ein Tuch, mach es feucht und mach viel Spülmittel drauf. Dann wisch die blöde Schildkröte ab.«
    Mario tat, wie ihm geheißen. Als er die Schildkröte anhob, fielen ihm die Zettelchen und ein kleines Büchlein auf den Boden. Er putzte die Skulptur gründlich ab und warf das Handtuch auf den Boden neben die Zettel. Die schaute er sich genauer an, fand aber nichts wirklich Interessantes. Aber das Büchlein erwies sich als Volltreffer. Es enthielt – alphabetisch sortiert – Namen, Adressen und Telefonnummern. Beim Durchblättern entdeckte er schnell zwei Einträge unter dem Namen »Schlaicher«. Eben den von Albert Maria, der mit der Absenderadresse auf dem Brief übereinstimmte, und einen zweiten Eintrag eines Rainer Maria Schlaicher, der in Maulburg lebte.
    Â»Ich glaube, ich hab was«, rief er.
    Irfan kam sofort und legte warnend einen behandschuhten Finger auf die Lippen. Er schaute sich das Büchlein an und meinte: »Das könnte er sein. Lass uns abziehen.«
    Er ging voraus, öffnete vorsichtig die Wohnungstür und spähte hinaus, doch der kleine Flur war leer. Beim Rausgehen zogen sie die Wohnungstür leise hinter sich leise ins Schloss, und Mario ahmte Irfan nach, der seine Handschuhe auszog und sie in seiner Jackentasche verschwinden ließ. Sie verließen das Haus, ohne dass ihnen jemand begegnete, und liefen einmal um den Block, bevor sie von der anderen Seite her wieder zum BMW kamen. Sie stiegen ein und fuhren los.
    * * *
    Â»Schönhorst.«
    Â»Emil, grüß dich, hier spricht der Hanspeter.« Schlageter hatte seinen liebenswürdigsten Tonfall aufgesetzt.
    Â»Ah, äh, hallo.« Schönhorst klang nicht begeistert. Schlageter wusste, dass er ihm übel nahm, sich nach dem Wellenbrink-Debakel dafür ausgesprochen zu haben, Schönhorst zu feuern. Ihr Verhältnis war seither nicht das beste.
    Â»Du weißt doch bestimmt, dass ich morgen verabschiedet werde«, sagte Schlageter fröhlich.
    Â»Ja. Und?«
    Â»Ich habe eben die Gästeliste durchgeschaut und gesehen, dass du darauf fehlst. Dabei wollte ich doch alle alten Kameraden am letzten dienstlichen Moment meiner Laufbahn teilhaben lassen«, log Schlageter. In Wirklichkeit hatte er Helbach beim Versenden der Einladungen ermahnt, Schönhorst unbedingt außen vor zu lassen. »Es tut mir wirklich leid. Ich hoffe, es ist jetzt nicht zu kurzfristig. Was ist, kommst du? Du kannst auch gerne jemanden mitbringen.«
    Â»Ã„h, das ist total nett von dir.« Hörte Schlageter da ein leichtes Lallen heraus? Nein, das bildete er sich wohl ein. Es war ja erst halb neun. »Ich kann aber leider nicht mehr. Zu kurzfristig.«
    Â»Mensch, das ist schade«, bedauerte Schlageter mehr mit dem Tonfall, als dass er es meinte. »Aber ich versteh das natürlich. Sag mal, du warst doch gestern bei dieser Allergiesache dabei.«
    Â»Im Krankenhaus? Die Frau, die gestorben ist?«
    Â»Ja, genau. Also nicht dass ich da irgendwie ermittle, das ist ja nicht mein Fall, aber ich wundere mich, dass so ein bisschen Salbe jemanden umbringen kann.«
    Â»Das kann es allerdings«, gab Schönhorst zurück. »Krustentiere und Erdnüsse sind so ziemlich das Gefährlichste für hyperallergische Patienten. Da kann alles passieren. Zweifelst du etwa an meinem Befund?« Den letzten Satz brachte er fast feindselig vor. Schlageter beschloss, weiter ganz freundlich zu bleiben.
    Â»Nein, gar nicht. Wie gesagt, ich habe mich nur gewundert. Weißt du, ich habe ja noch nicht mal Heuschnupfen.«
    Â»Ja, dann kann man sich das vermutlich nur schlecht vorstellen.« Er klang wieder etwas beruhigter.
    Â»Und sonst? Wenn du morgen nicht kannst, können wir uns die Tage ja vielleicht mal treffen und zusammen ein Bierchen trinken.«
    Â»Ã„h, von mir aus … Äh, ich meine, du weißt aber, dass ich nichts mehr trinke. Das

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