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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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kommt.«
    Â»Ã„h, ich habe das Handy nicht dabei«, gab Mario zu.
    Â»Was?«, fauchte Irfan genervt.
    Â»Na ja, wir sind so schnell aufgebrochen. Genau.«
    Irfan dachte nach und kam offenbar zu einem Schluss: »Egal. Dann so.«
    Er holte sein Portemonnaie hervor und nahm eine Plastikkarte heraus. Mario konnte sich nicht vorstellen, dass das klappen würde, aber Irfan benötigte keine Minute, bis die Wohnungstür plötzlich offen stand.
    Spitze, jetzt wurde er auch noch zum Einbrecher.
    Der Flur war aufgeräumt und führte links und rechts in ein paar Zimmer. Seit er mit Irfan unterwegs war, hatte Mario seinen Graskonsum deutlich heruntergeschraubt. Jetzt hätte er gern eine große Tüte durchgezogen, um sein vor Aufregung heftig schlagendes Herz zu beruhigen. Es war ja beileibe nicht so, dass er keine illegalen Dinger drehte, aber in eine Wohnung einzubrechen, schien ihm eine Grenze zu überschreiten. Das leichte Unwohlsein in seinem Magen ignorierend, griff er nach einer hölzernen Schildkröte, die neben dem Telefon stand.
    Â»Nichts anfassen«, knurrte Irfan.
    Mario stellte die Schildkröte wieder auf die Zettel, die sie offenbar beschweren sollte.
    Â»Wir durchsuchen jetzt den Laden nach Postkarten. Aber zuerst brauchen wir Handschuhe.« Irfan schien nicht zum ersten Mal in seinem Leben auf der Suche nach Handschuhen zu sein, denn er hielt schnurstracks auf die Küche zu, in der auf dem Tisch noch die Reste des Frühstücks standen. Neben der Spüle häuften sich Kaffeetassen, ein paar Teller und zwei Töpfe samt einigem Besteck. Spülen gehörte offenbar nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen dieses Schlageter. Irfan hielt auf die Spüle zu und öffnete den Unterschrank. Neben den Putzmitteln fand er eine offene Packung mit Plastikhandschuhen.
    Â»So Dinger liegen in fast jeder Wohnung herum«, sagte er und reichte Mario ein Paar der Handschuhe, die nach Talkumpuder rochen.
    Â»Alles klar?«, fragte Irfan.
    Mario nickte, obwohl er gar nicht der Meinung war, dass alles klar sei. Jeden Moment konnte sich die Tür öffnen und der Eigentümer der Wohnung eintreten. Was würde Irfan dann tun? Ihn kaltblütig umlegen? Sosehr er gestern Abend begonnen hatte, den musikalischen und freundlichen privaten Irfan sympathisch zu finden, sosehr fürchtete er sich vor dem, was dessen anderes Ich tun mochte.
    Â»Trödel nicht rum. Ich will hier schnell wieder raus«, zischte Irfan, als er sich nicht rührte, und kramte bereits in einem Zeitungsstapel auf dem Küchentisch herum.
    Â»Was soll ich machen?«, fragte Mario flüsternd.
    Â»Nimm dir ein Zimmer vor.«
    Mario ging zum Wohnzimmer. Ein ganz normales Wohnzimmer, mochte man meinen. Ein Sofa, ein Fernseher, eine Schrankwand, zwei Fenster, die auf den Garten hinausgingen, an der Wand hing ein großes Columbo-Poster, auf dem der Darsteller des Polizisten, Peter Falk, freundlich lachend und mysteriös wissend zugleich und mit einer Zigarette in der Hand in den Raum blickte. Auf dem Couchtisch lagen ebenfalls Zeitungen. Die Badische, die Ausgabe von gestern. Da war etwas angestrichen worden. Mario überflog die markierten Texte. Es handelte sich um Polizeimeldungen über zwei Unfallfluchten. Mario fand keine Erklärung, warum jemand so etwas anstreichen sollte. Unter den Zeitungsteilen befand sich ein Zettel, auf dem verschiedene Partyservice-Anbieter standen, die aber alle durchgestrichen worden waren. Beim Letzten konnte man sehen, dass hier richtig wütend und fest mehrfach über den Namen hin- und hergekritzelt worden war. Das Papier war sogar gerissen. Mario wandte sich dem Schrank zu und öffnete die linke Schublade. Chips und Süßigkeiten. Er schloss die Schublade wieder. Doch dann hatte er das Gefühl, dass ihm ein Stück Schokolade vielleicht guttun würde, und er nahm eine Milkatafel heraus. Er brach sich ein Stück ab, das aber irgendwie nach dem Talkumpuder der Handschuhe schmeckte.
    Â»Verdammt, was machst du da?«, kam überraschend Irfans Stimme von hinten.
    Â»Auch ein Stück?«, bot ihm Mario die Tafel an. Doch Irfan schlug sie ihm aus der Hand.
    Â»Heb das auf und leg es wieder zurück. Ich will möglichst keine Spuren hinterlassen.«
    Mario bückte sich nach der gefallenen Schokolade, und plötzlich wieder einmal rebellierte sein Magen. Der Krampf drückte das Frühstück hoch, und nicht einmal das

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