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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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was?» Spike rappelte sich aus dem Sessel hoch und machte Anstalten zu gehen. Er warf einen Blick durch den Raum. «Irgendwann Sie können mir vielleicht zeigen die Bilder, was dieser
gonif
sucht, wenn er schleicht heimlich durch Ihre Wohnung.»
    «Okay, vielleicht mach ich das eines Tages wirklich.» Sie empfand einen Anflug von schlechtem Gewissen, weil sie ihm nicht wenigstens die Bilder von dem Löffel gezeigt hatte, denn offenbar hatten sie auf die eine oder andere Weise mit dem Verschwinden des Bestecks zu tun. Sie zog ihren Kimono enger um den Körper und stand ebenfalls auf. «Aber im Moment», sagte sie, und der Schalk quoll aus ihrer Stimme wie die Füllung aus einem Polster, «hätte ich mehr Lust, Ihnen ein paar Schuhe zu zeigen.»
    «Schuhe?», fragte Spike unschuldig, als wäre Schuhwerk überhaupt kein Thema für ihn.
    «Mhm. Bei der Arbeit trag ich ja meistens bequeme Latschen, meine Ausgehschuhe kennen Sie gar nicht. Also, tja, ich bin zwar keine Imelda, aber ich habe schon drei oder vier Paar, die glatt den Staatshaushalt eines Dritte-Welt-Landes aufzehren könnten, und die Eingeborenen würden noch danke sagen. Meine scharfen rosaroten Kenneth-Cole-Pumps zum Beispiel könnten Manila in null Komma nichts arm machen.»
    Verdutzt, wie er war, wusste Spike nicht recht, was er sagen sollte. «Ich erinnere ein Paar rote Cassinis, was Sie trugen bei unsere Wiedereröffnung», meinte er. Sein Ton und sein ganzes Verhalten waren zurückhaltend.
    «Richtig. Diese Schuhe können brandschatzen, aber nicht plündern. Warten Sie, ich zeig Ihnen ein Paar, das keine Gefangenen macht.» Ellen Cherry kippte einen weiteren Rum und verschwand in ihrem begehbaren Kleiderschrank im Schlafzimmer. Als sie wieder auftauchte, trug sie ein Paar Pumps vor sich her wie einen verdoppelten Heiligen Gral. Sie sahen aus wie eine elegant verschnürte Mischung aus Passionsfrucht und Affengedärm, mit tief ausgeschnittenem Spann, Schleifensenkeln und Spulenabsätzen, die sich nach unten hin verbreiterten.
    «Tata», sagte sie leise und ohne jede Betonung. «Sind das nicht Schuhe, die das Östrogen tragen würde, wenn es Füße hätte? Die Farbe nenne ich ‹Neonfuchszunge›, aber das ist eine andere Geschichte.»
    «Ojojoj, herrlich, einfach umwerfend! Sehr weiblich, sehr – um ehrlich zu sein, Freunde von mir würden sagen, diese Schuhe sind
ongepotchket
: übertrieben, grässlich, eine schreckliche Mischmasch, aber mir gefallen sie.» Spike trat ein oder zwei Schritte zurück. «Ja, ich finde, zu Ihnen passen sie. Sie haben … schwer zu sagen, wenn Sie sie nur so in die Hand halten. Könnten Sie …» Er zögerte. «Könnten Sie sie nicht mal anziehen?»
    Sie lächelte erneut und musterte ihn von oben bis unten. Bekannte von ihr (an diesem Punkt ihres Lebens gab es eigentlich keine Freunde) würden sagen,
er
sei
ongepotchket
, falls sie das Wort gekannt oder hätten aussprechen können, aber die Künstlerin in ihr billigte ausgefallene Effekte, und die Frau in ihr sah darüber hinweg. Noch immer lächelnd, sagte sie: «Ich bin gleich wieder da.»
    In ihrem Wandschrank zog sie die Schuhe an. Und streifte den Kimono ab.
     
    Ihre Befürchtung, Spike könnte nervös, schockiert, ja sogar abgestoßen sein, erwies sich als unbegründet. Seit vor dreißig Jahren seine Frau verschwunden war, hatte er nur mit Prostituierten geschlafen, mit Callgirls von der Upper West Side, um genau zu sein, sodass er, als Ellen Cherry bis auf die Kenneth-Cole-Schuhe nackt (eher «nackig») in der Schlafzimmertür erschien, spontan, systematisch und entschlossen reagierte. Nun, ein paar Faxen waren schon dabei, aber die kamen erst später. Und im Augenblick war sie ganz zufrieden damit, Konversation und Vorspiel vergessen zu können. Sie waren schlicht überflüssig.
    Mit den gleichen fließenden Bewegungen, mit denen Spike Abu zufolge beim Tennis den Ball aufschlug und den Return mit der Rückhand nahm, entledigte er sich jetzt seiner Kleidung bis auf das letzte
ongepotchkete
Stück. Dann geleitete er sie zum Bett, platzierte sie darauf, spreizte ihre Beine (an denen noch immer die rosa Pumps baumelten) und schwang sich elegant in den Sattel.
    Im nächsten Augenblick hallten die Schreie ihres ersten Orgasmus durchs Zimmer. Die Höschen in der Wäscheschublade kicherten wissend und neckten Meister Daruma, der scharfsinnig konterte: «Auf einer haarigen Raupe ist Platz für
viele
Tautropfen.»
    In der relativen Stille, die auf ihren zweiten Höhepunkt

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