Salomes siebter Schleier (German Edition)
verloren.
«Wir hätten es kommen sehen müssen», sagte Can o’ Beans.
«Stimmt», nickte Conch Shell. «Fromme Dogmen werden, wenn man sie nicht daran hindert, ins Kraut zu schießen, stets die Magie vertreiben.»
I & I
Ellen Cherry hatte Boomer geschrieben, um ihn über Buddy Winklers Intentionen zu unterrichten. Da sie über Ultima Sommervells Intentionen weniger gut Bescheid wusste, vermied sie jede Anspielung auf die Kunsthändlerin. Erst als Boomer einen Monat später antwortete, erfuhr sie, dass Buddy nur zehn Tage in Jerusalem geblieben war und Ultima bloß halb so lang. Über ihre Besuche hatte Boomers Brief Folgendes zu berichten:
In Jerusalem hab ich immer das Gefühl, der Geschichte heimlich unter den Rock zu sehen. Da formt sich was Wichtiges, da am Zwickel der Welt, und wenn das Licht richtig einfällt, kannst du die Konturen ihres Slips erahnen, wenn du auch keinen Schimmer hast, welche Farbe das Ding hat, und ob es aus Seide, Baumwolle, Gummi oder Jute ist. Auf alle Fälle spricht es den Handwerker in mir an, und so hocke ich da und kneif die Augen zusammen, um es mir besser ansehen oder gar hindurchsehen zu können, als wenn es ein Schleier wär, hinter dem sich eine sagenhafte Möse verbirgt, eine Pussy aus Gold oder so, und dann taucht Bud hier auf, und es stellt sich raus, dass ihm das Ding noch mehr zu schaffen macht als mir. Er ist aufgekratzt und munter und lässt einen Schwall kryptisches Geschwafel los und tut so, als hätte er mehr Geheimnisse als eine Promenadenmischung Flöhe. Scheint, als hätte er irgendein Eisen im Feuer, und ich soll ihm damit helfen, nur will er nicht sagen, was es ist. Er lässt durchblicken, dass ich möglicherweise meine Schweißerausrüstung brauchen könnte, nicht um was zusammenzuschweißen, sondern um was durchzubrennen, und weiter, dass ich und ein paar andere Typen, die unter meinem Kommando stehen, irgendwo einsteigen sollen, wo es Metalltore oder vielleicht Gitter vor den Fenstern gibt. Ich hatte deinen Brief noch nicht bekommen, daher konnte ich mir nicht vorstellen, wo das sein sollte. Ich meine, ich hab nicht geglaubt, dass er im Namen Gottes eine Bank ausrauben will, also sag ich ihm, tja, vielleicht mach ich mit, solang es mich nicht von meiner Arbeit an der Skulptur abhält. Worauf er sich natürlich eine Predigt über Götzenbilder nicht verkneifen konnte.
Na, wie auch immer, Schnuckiputzi, nach ungefähr einer Woche sagt Bud zu mir, dass der ganze Deal verschoben wird, und will wissen, ob ich im Januar immer noch in Jerusalem bin, was tatsächlich der Fall ist, denn dann soll die Skulptur, an der wir arbeiten, enthüllt werden. Ultima, die zur gleichen Zeit fünf Tage hier war und mich dazu bringen wollte, mir irgendwelche New-York-Kunst aus den Rippen zu schwitzen, hat Informationen über unser Monument gesehen, und ich hab sie gebeten, dir alles drüber zu erzählen, falls du dich dafür interessierst. Ruf sie doch mal an.
Dass die Sprengung des Felsendoms verschoben wurde (falls du recht hast und Buddy tatsächlich mit diesem Gedanken spielt), liegt an der israelischen Innenpolitik. Zwar haben die rechten, religiösen Parteien bei den letzten Wahlen eine Menge Boden gewonnen, aber es war nicht genug, um das Blatt zu wenden, und Israel ist wieder mal mit einer Koalitionsregierung geendet, in der die Betonköpfe aus dem konservativen Likud-Block, der auf gutem Fuß mit den alten Knackern von den rechtsradikalen Splittergruppen steht, sich die Macht mit den Liberalen von der Labor Party teilen. Nun, das war vor fast vier Jahren, und jeder redet davon, dass trotz der Zugeständnisse von der PLO und allem bei der nächsten Wahl, die im November ansteht, die Rechten den ganzen Kuchen einsacken werden, inklusive Bisquitt (Biskuit?) und allem. Also geht Bud davon aus, dass er es bedeutend leichter haben wird, wenn die Ultrarechten am Ruder sind, und will warten, bis sie im Januar in ihre Ämter eingesetzt sind, um seine miese Posse in die Tat umzusetzen. Alles klar, Zuckerpfläumchen?
Alles klar. Und weit und breit kein Teppich in Sicht.
I & I
Der Luftdruck in einer Champagnerflasche ist fast identisch mit dem in einem großen Lastwagenreifen, acht oder neun atü, um genau zu sein, aber damit hat die Ähnlichkeit auch schon ein Ende. Die Unterschiede im Ambiente sind jedenfalls enorm.
Die meiste Zeit, die Ellen Cherry in New York verbracht hatte, etwa seit Verkauf des Airstream-Truthahns, hatte sie das Gefühl, innerlich unter Druck zu
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