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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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Taschendiebs.
Om wooga nam.
» Seine Batterien begannen zu summen. Ellen Cherry nahm eine Strumpfhose heraus, schlüpfte in einen Wollrock und hüllte ihren Oberkörper in einen weiten Baumwollpullover. Erst als sie sich ein Paar Schuhe aussuchen wollte und ihr Blick unschlüssig über diejenigen wanderte, die nicht mit
sauce de Spike
besudelt waren, wurde ihr klar, dass sie sich mehr für die Straße als für die Staffelei angezogen hatte.
    Die Tüncharbeit wurde nicht fortgesetzt, aber das Bild auch nicht wieder gegen die Wand gelehnt. Den Rest dieses Morgens über starrte sie auf eine halbe Bohnendose, sofern sie nicht gerade nervöse Blicke aus dem Fenster warf.
Wahrscheinlich bin ich noch nicht so weit, dachte sie. Ich bin noch nicht bereit zu malen. Wäre ich bereit, wäre ich in der richtigen Stimmung, brauchte es mehr als diesen Zwischenfall, um mich davon abzuhalten. Uncle Bud könnte ohne Unterhosen und mit einer päppelnden Kröte in der Hand vor der Tür stehen, und ich würde seelenruhig weitermalen. Ich dachte, ich wäre schon so weit, aber das war ein Irrtum.
    Kurz nach Mittag läutete versöhnlich das Telefon. Es war Abu. Er und Spike seien im I & I, ob es ihr etwas ausmachen würde, auf einen Sprung vorbeizukommen. Man brauche ihren Rat. Es habe nichts mit dem Restaurant zu tun, erklärte Abu, es gehe um etwas anderes. Ellen Cherry war schnurzpiepe, um was es ging. «Ich bin da, bevor Sie einhängen können», sagte sie und rauschte so schnell aus der Tür, dass sie ihre Jacke vergaß und noch einmal umkehren musste.
    Im Vorbeigehen griff sie nach der Blumenschachtel. Der angeblichen Blumenschachtel.
Ich nehm sie mit
, dachte sie.
Spike und Mr. Hadee werden schon wissen, was zu tun ist.
Die Schachtel war leicht. Sie tickte nicht. Sie roch nach Kälte.
     
    Im Nahen Osten mischt man Sand in die letzte Schicht des Verputzes. Der Sand verleiht ihm Struktur, vor allem aber Festigkeit. Sand ist für den Putz dasselbe, was Bildung fürs Herz ist. Im Isaac & Ishmael’s hatten sich die Maurer an diese levantinische Regel gehalten. So sah das Ganze mehr nach Jerusalem aus. Als sie am Mittwoch gegen Mittag Feierabend machten, waren sie noch nicht ganz fertig. Die Wand hinter dem Podium war sandlos und glatt wie zuvor. «Sie kommen Montagmorgen, um die Arbeit zu beenden», sagte Abu. «Deshalb fällt der Lunch am Montagmittag aus. Und Sie, meine Liebe, haben einen extra Tag frei.»
    «Prima. Allerdings muss ich sagen, dass ich die glatte Wand am besten finde. Sie ist irgendwie freundlicher.»
    «Deshalb sind raue Wände eben authentischer», sagte Abu.
    «Willst du Mr. Nice zum Nachbarn, geh nicht nach Jerusalem», setzte Spike hinzu. «Jerusalem ist keine Stadt für Howdy Doody.»
    «Jerusalem ist die Stadt tiefer Freundschaften», erklärte Abu. «Aber die Maurerkelle der Geschichte hat hier selbst die Gefühle ein bisschen rau werden lassen. In Jerusalem wird man sein Leben für Sie riskieren, aber Sie werden niemanden hören, der Ihnen
Have a nice day
zuruft.»
    Normalerweise hätten sich Abu und Spike, hatten sie sich erst einmal auf Jerusalem eingestimmt, eher die Zunge abgebissen, als so schnell wieder aufgehört. Heute aber schoben sie Ellen Cherry, nachdem sie den kurzen Rundgang durch die frisch verputzten Räume abgeschlossen hatten, ins Büro, wo das bunt bemalte Modell eines Monuments auf dem Tisch stand. Es konnte sich nur um das gemeinsame Projekt von Petway und Zif handeln.
     
    Der Attrappe nach zu urteilen bestand das Fundament der Skulptur genauso, wie Ultima und Boomer es beschrieben hatten, aus einem Haufen Felsblöcke, über dem sich eine freistehende, dreidimensionale, vertikale Landkarte des alten Palästina (oder Kanaan) erhob. Auf dieser Karte balancierte eine gewaltige und ziemlich außergewöhnliche Figur, deren Füße unbekümmert über der Stadt Dan im Norden des Landes baumelten. Es war eine zusammengeschweißte und grell bemalte Mischung aus Stahl und Aluminium. Man hätte sagen können, dass die Figur den Körper eines Menschen und den Kopf eines Esels besaß, nur hatte der Körper einen Schwanz, und der Kopf war eher anthropomorph. Die Ohren, eins aufgestellt, das andere heruntergeklappt, waren lang und haarig; die Augen quollen aberwitzig heraus; die dicken Lippen seines Pferdemauls teilten sich zu einem anmaßenden Grinsen und legten ein Dominoset von Zähnen frei: hervorstehende Zähne, krumme Zähne, schiefe Zähne, Zähne, vor der selbst die Zange Salpeters, des

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