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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Jeffries
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er. »Ich hab dich lieb, Salomon. Ich komme mit und pass auf, dass der Tierarzt dir nichts tut.«
    Trotz meines Zustands gelang es mir, John in die Augen zu sehen und sein mitfühlendes Wesen zu erkennen. Das Kind war von einer hellen Aura aus goldenem Licht umgeben. Ich streckte ihm, so gut ich konnte, eine meiner heilen Pfoten entgegen und tätschelte ihn sanft durch die Gitterstäbe hindurch. Er hatte mir Mut gemacht.
    Ellen und Joe sahen sich stumm an. Johns kleine liebevolle Geste hatte eine heilsame Atmosphäre geschaffen, die sich beruhigend auf die gesamte Familie auswirkte.
    »Ich fahre«, sagte Joe ruhig. »Ganz vorsichtig, das verspreche ich.«
    Ich war zu krank, um mir Sorgen zu machen. Ich lag einfach in meinem Käfig, das Kinn auf dem Samtkissen, und war ein wenig beruhigt. Der kleine John hatte die Arbeit für mich erledigt. Jetzt saß er in seinem Kindersitz neben mir und redete beruhigend auf mich ein. Er erzählte mir, dass er Tierarzt werden wollte, wenn er einmal groß war.
    Alle drei begleiteten mich bis in den OP-Raum. Dort lag ich schlaff auf dem kalten Stahltisch und war ihnen trotzdem dankbar. Der Tierarzt war diesmal eine hübsche dunkeläugige Frau namens Abby. Sie untersuchte mich vorsichtig, wobei sie leise mit mir sprach.
    »Er ist sehr krank«, erklärte sie schließlich. »Er braucht sofort eine Antibiotikaspritze. Ich gebe sie ihm gleich.«
    John streichelte meinen Kopf, während Abby mir die Spritze verabreichte.
    »Du bist ein netter Junge«, sagte sie zu John. »Einen Helfer wie dich könnte ich gut gebrauchen.«
    »Mir tut der Ellbogen weh«, sagte John. »Ich bin aus dem Wohnwagen gefallen. Aber wegen Salomon habe ich aufgehört zu weinen. Ihm hat der Kopf wehgetan.«
    Ellen und Joe standen daneben, sahen sich an und hielten sich an den Händen. Ellen war bleich. Man konnte noch die Spuren der Tränen auf ihren Wangen sehen.
    »Jetzt noch ein Schmerzmittel«, erklärte Abby und gab mir eine weitere Spritze. »Du bist ein tapferer Kater, Salomon. Ich wollte, alle Katzen wäre so wie du.«
    Dann machte sie etwas mit meiner Pfote. Der Abszess öffnete sich; ich konnte richtig spüren, wie der heiße Schmerz herausfloss. Auf einmal fühlte ich mich ganz schläfrig und ruhig.
    »Er schnurrt, Mami, er schnurrt«, sagte John aufgeregt.
    »Er weiß, dass es ihm jetzt besser gehen wird.« Das war das Letzte, was ich Ellen sagen hörte, bevor ich einschlief. Abbys Worte kamen bereits aus weiter Ferne.
    »Er braucht Wärme und Ruhe. Und er muss alle sechs Stunden eine von diesen Tabletten schlucken. Er ist ein starker junger Kater. Es sollte ihm bald besser gehen.«
    Als ich wieder erwachte, lag ich im Wohnwagen auf Ellens Schoß. Sie streichelte mich so sanft, als sei ich zerbrechlich. Ihre Hände fühlten sich warm an und verteilten Sternenstaub. Es war wunderschön. Ich gab vor weiterzuschlafen und ließ mich in meinen Träumen treiben.
    Ich hörte Musik und erinnerte mich an mein voriges Leben als Ellens Katze. Wir waren über den Rasen getanzt. Und manchmal hatte ich auf dem Klavier gesessen, wenn sie darauf spielte und mir die Musik durch den ganzen Körper floss. Was war nur geschehen, dass sich Ellen so verändert hatte? Ich fragte meinen Engel.
    »So ist das Leben«, sagte der nur.
    »Und warum bin ich krank geworden?«, fragte ich.
    »Das war ein Geschenk«, antwortete mein Engel.
    »Ein Geschenk?«
    »Manchmal kann eine Krankheit ein Geschenk sein. In der Zeit, in der dein Körper heilt, wird auch die Seele wieder gesund. Sie macht sozusagen Urlaub. Die Krankheit beruhigt und stärkt auch die Menschen, die sich um dich kümmern. Sie erinnert sie daran, freundlich und gut zu sein. So wirkt sie segensreich auf die ganze Familie.«
    Ich verstand. Ich sollte mich ausruhen, wieder gesund werden und mich von Ellen verwöhnen lassen. Aber sogar als ich einfach nur dalag und vorgab zu schlafen, hatte ich ein Auge auf Joe. Er lag in eine Ecke gelümmelt da, trank eine Dose Bier nach der anderen und warf die leeren Dosen einfach auf den Boden.
    Da stand auf einmal Nick in der offenen Wohnwagentür. Er sah sehr ernst aus.
    »Du hast anscheinend wieder getrunken, Joe.« Er sah auf die Dosen auf dem Fußboden. »Ich bin wegen der Miete gekommen. Kannst du bezahlen?«
    Joe stand auf. Ich spürte, wie Ellens Hände ganz steif wurden. Was würde als Nächstes geschehen?

7
    Die vorwitzige Mieze
    John ging ab dem Herbst zur Schule. Ellen fuhr ihn jeden Morgen mit dem Auto dorthin. Sie blieb immer

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