SALVA (Sturmflut) (German Edition)
und er bemerkte
sofort meine Verwunderung.
„Stimmt was nicht?“
„Dein Gesicht. Es ist unverletzt.
Branko hat mir erzählt, er hätte dich verprügelt. Ich habe die Verletzungen an
seinen Händen gesehen.“ Bei dem Namen Branko verfinsterte sich Aljoschas
Gesicht kurz, nur um sofort wieder zu dem heiteren Lächeln zurück zu finden.
„Hast du schon vergessen, dass ich
anders bin? Wunden verheilen bei mir extrem schnell. Ich werde auch nie krank.
Ich nehme mal an, das versteht sich aber irgendwie von selbst.“ Bei seinen
Worten blickte Gry sofort auf, sagte aber nichts. Sie schaute Aljoscha nur für
eine Weile mit großen Augen an, als würde sie ihn studieren. Sie hatte an einer
Therapie gegen die Medikation gearbeitet. Scheinbar war ihr bewusst geworden,
was sein Körper noch leisten konnte. Ich hingegen steckte mit meinen Gedanken
in einem anderen Thema fest.
„Es tut mir Leid.“ Meine Stimme war
leise geworden.
„Wofür entschuldigst du dich?“ Er sagte
es mit einem vergnügten Grinsen und ich fühlte mich sofort noch schlechter.
„Es ist meine Schuld, dass Branko dich
verprügelt hat. Er hat irgendeine Art Obsession mit mir und hat es an dir
ausgelassen. Er dachte du wärst mein Liebhaber oder so etwas“ Aljoscha fing an
zu lachen.
„Ach was! Das war gar nichts. Ich hab
als Kind schlimmere Prügel bezogen und nur ganz nebenbei bin ich derjenige, der
sich bei dir entschuldigen muss.“ Ich sah ihn nur verwirrt an. „Ich habe dir
versprochen, dass alles glatt laufen würde und wir sind hier gelandet. Ich hab
dich hängen lassen, aber ich mache es wieder gut.“ Ich hatte nie auch nur für
eine Sekunde daran gedacht, Aljoscha an meiner Situation die Schuld zu geben.
Er war schließlich auch hier und mit ihm zu gehen war meine eigene Entscheidung
gewesen. Ich wollte diese Entscheidung selbst treffen, es war mir damals so wichtig
gewesen. Es lag in meiner Hand. Darüber hinaus beschäftigte mich noch etwas
ganz anderes. Die Frage, ob Branko noch in der Stadt war. Er würde auch wissen,
wann das Gas in die Straßen geleitet werden würde. War er sich so sicher, dass
ich es überleben würde? Kannte er meine Position so genau? Oder war er
vielleicht gerade auf dem Weg hierher um mich noch zu erledigen, bevor es das
Gas tun würde? Diese Fragen machten mir Angst. Ich fühlte mich sicher mit
Aljoscha an meiner Seite aber ich wusste nicht, wie gut sich Branko vielleicht
abgesichert hatte. Waren noch andere Männer als Unterstützung bei ihm? Oder
vielleicht brauchte er die gar nicht. Vielleicht musste er nur einen Knopf
drücken und dieses Halsband würde meinen Kopf zum Explodieren bringen. Mir lief
ein Schauer über den Rücken. Sofort fühlte ich die Kälte wieder und schlang die
Arme um meinen Körper.
„Was ist los? Nimmst du meine
Entschuldigung an oder schmollst du jetzt bis wir in Russland sind?“
„Hä? Was... nein. Ich meine, du musst
dich auch für nichts entschuldigen. Du konntest nicht wissen, was passieren
würde.“ Ich sah in nicht an. Sein freundliches Lächeln war im Moment schwer zu
ertragen für mich. Gry drehte sich zu uns. Ihr war unser Gespräch nicht
entgangen.
„Wir fliehen nach Russland?“
„Das war der Plan. Die Umsetzung ist im
Moment in der Schwebe.“ Er rieb sich die Stirn, als dachte er ernsthaft darüber
nach, wie unsere Flucht noch gelingen konnte. In diesem Moment erwachte Veit
mit einem Aufstöhnen aus seinem Dämmerschlaf.
„Ich hab geträumt, ich muss hier drin
verrecken.“ Seine Stimme klang heiser und kraftlos. Gry half ihm dabei sich
aufzusetzen und etwas Wasser zu trinken. Aljoscha sah zu ihm rüber und dann
wieder zu mir.
„Erklär' mir doch mal genau, wie euer
Fluchtplan aussieht.“ Ich wollte Aljoscha antworten, doch Veit war schneller.
„Ich habe eine Bombe gebaut. Naja, ich
bin noch dabei. Es ist im Grunde eine ganz simple Konstruktion aus ein paar
Handgranaten. Ich wollte das Ganze noch mit einem Timer versehen, aber mir
fehlen die Teile.“ Er zog mit einer Hand etwas aus seinem Rucksack, das schon
ziemlich nach Bombe aussah. „Wenn gar nichts mehr hilft, dann müssen wir es auf
die ganz altmodische Art versuchen und sie über Schnüre zünden.“
„Und was genau willst du damit
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