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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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sprengen?“
Aljoscha sah noch nicht besonders überzeugt aus und Gry war bei dem Anblick der
Bombe zur Salzsäule erstarrt.
             „Der Plan war es, die Schleuse zu
sprengen und uns rausspülen zu lassen.“ Aljoscha rieb sich den Nacken und
schwieg für eine ganze Weile.
             „Das könnte tatsächlich klappen. Dann
bleibt nur eine Frage: Wer bringt die Bombe bis zur Schleuse? Wir können sie
nicht einfach ins Wasser schmeißen und hoffen, dass sie an der richtigen Stelle
landet.“
             „Recht hast du. Jemand muss schon mit
dem Ding bis zur Schleuse schwimmen. Ich scheide ganz klar aus. Mit der
Schulter würde das nur in einem Desaster enden aber Milla soll eine gute
Schwimmerin sein.“ Veit sah mich an und zwinkerte. Jetzt war ich diejenige, die
wie gelähmt da saß. Dieser Teil des Plans war mir neu. Es war mir schon
bewusst, dass ich schwimmen musste, aber erst jetzt wurde mir klar, es bezog
sich nicht nur auf die eigentliche Flucht. Ich atmete einmal tief durch und
nickte. Meine Erfahrung als Schwimmerin qualifizierte mich eindeutig zum Ausführen
dieses Plans und es gab keinen Grund, es jemand anders tun zu lassen. Aljoscha
holte ein Tablet aus seinem Rucksack und reichte es Veit.
             „Wird das helfen um eine Fernzündung zu
bauen?“ Veit sah das Tablet skeptisch an.
             „Vermutlich nicht, aber ich seh', was
ich machen kann.“ Aljoscha zeigte auf meinen Hals.
             „Was ist damit? Kannst du das irgendwie
entfernen?“ Ich sah zu Veit mit einem Funken von Hoffnung in mir aber sein
Blick versprach keine guten Neuigkeiten.
             „Ich kann auch das versuchen, aber ich
würde es ehrlich gesagt lieber nicht machen. Diese Dinger werden mit einem
speziellen Kontrollgerät geschlossen und geöffnet. Meistens ist das der Chip
einer bestimmten Person. Ich kann nicht sagen was passiert, wenn man daran
herum fummelt. Ich könnte sie aus Versehen umbringen.“ Es war genau die
Antwort, die ich vermutet hatte und doch wurde meine Verzweiflung noch ein
Stück größer. Dieses Kontrollgerät war Brankos Chip. Er hatte es damals
eigenhändig verschlossen. Solange er noch atmete, würde ich dieses Halsband
nicht loswerden. Veit machte sich sofort daran, das Tablet auseinander zu
nehmen und weiter an der Bombe zu arbeiten, aber im schwachen Licht der
Taschenlampe kam er nicht wirklich voran. Wir entschieden uns etwas zu schlafen
und uns mit der Wache abzuwechseln. Es waren keine Soldaten oder Schutztruppen
mehr in der Stadt, trotzdem durften wir nicht unvorsichtig sein. Erst nach
einer vehementen Diskussion, ließ mich Aljoscha die erste Wache übernehmen,
obwohl ich mir sicher war, dass er sowieso nicht schlafen würde. Ich lehnte
mich mit dem Rücken gegen die Wand und hielt mich damit wach, im Kopf
Multiplikationen zu lösen. Gry und Veit schienen fest zu schlafen. Auch
Aljoscha lag ganz still da, doch es wirkte mehr wie Meditation als wie Schlaf.
Ich hörte auf zu rechnen und sah zu ihm runter. Ich fragte mich, warum ich so
viel Vertrauen in ihn hatte. Er hatte nie etwas Bestimmtes getan, was dieses
Gefühl in mir ausgelöst hatte. Zumindest konnte ich mich an keinen bestimmten
Moment erinnern. Es war vielleicht einfach die Tatsache, dass ich ihn mit einer
anderen, einer besseren Welt außerhalb von Europa verbinden konnte. Vermutlich
hatte er den Befehl Menschen aus Europa zu schleusen, trotzdem hatte sein
Handeln etwas Selbstloses für mich. Für eine Sekunde erwischte ich mich dabei,
sein Handeln mit dem meines Vaters zu vergleichen, aber blockte diese Gedanken
sofort aus. Dies war nicht die Zeit und dies war nicht der Ort. Ich hatte es
mir selbst geschworen. Ich würde nicht mehr an meine Vergangenheit denken,
solange ich nicht in Sicherheit war. Der Tod meines Vaters lag hinter mir und
ich durfte nicht ständig wieder daran denken. Ich fing wieder an zu rechnen.
Ich war bei der gefühlt fünfzigsten Aufgabe, als ich ein leises, kaum
wahrnehmbares Geräusch hörte. Es klang wie ein dumpfes Piep. Und es kam
von meinem Halsband. Ich war mir ganz sicher. Sofort fing mein Herz an zu
hämmern und Panik stieg wieder in mir auf. Was immer es bedeutete, es war
nichts Gutes. Wer weiß, wie oft es diesen Laut schon von sich gegeben hatte,
ohne, dass ich es gehört hatte. Für mich gab es nur eine Erklärung für dieses
Piep: Branko war auf dem Weg zu mir. Er wollte es zu Ende bringen und das noch
bevor das Gas mich töten

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