Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
Vom Netzwerk:
konnte. Ich hatte es geahnt. Selbst wenn es nicht so
war, machte mich die Unwissenheit verrückt. Ich hatte das Gefühl völlig zu
kollabieren bei dem Gedanken, in welche Gefahr ich die anderen gerade mit
meiner bloßen Anwesenheit brachte. Ich konnte nicht hier bleiben. Auf keinen
Fall. Ich musste mich Branko alleine stellen. Wenn ich es schaffen würde, mich
gegen ihn zu behaupten, wäre ich frei. Würde ich es nicht schaffen, hätten die
anderen wenigstens noch eine Chance von hier zu entkommen. Aljoscha konnte an
meiner Stelle zur Schleuse schwimmen. Ich würde die anderen jetzt im Stich
lassen. Zumindest für den Moment. Es war besser so. Mein Entschluss stand fest
und ich stand auf. Ich versuchte so leise wie nur möglich zur Treppe und dann
hinunter zu kommen. Ich hatte keine zwei Schritte gemacht, als eine Stimme die Stille
unterbrach.
             „Wo willst du hin?“ Ich drehte mich um
und Aljoscha sah zu mir auf. Er lag noch immer ganz entspannt da, mit den
Händen auf seinem Bauch. Ich wusste, dass er nicht schlief. Im Moment verdammte
ich seine Fürsorge für mich. Ich musste ihn anlügen und war überrascht von mir
selbst, wie schnell mir eine in den Sinn kam.
             „Ich muss mal.“
             „Du musst mal was?“ Er rieb sich die
Augen und ich konnte nicht fassen, wie er das nicht verstehen konnte.
             „...aufs Klo.“ Es war eine Lüge aber
ich lief trotzdem rot an.
             „Wirklich?“ Ich rollte die Augen.
Weniger wegen dieser komischen Frage als viel mehr vor Ungeduld. Ich wusste
nicht wie viel Zeit mir blieb, ich wollte weg von ihnen.
             „Ja, wirklich.“
             „Warum hast du mich nicht vorher
geweckt.“
             „Warum soll ich dich wecken, wenn du
sowieso nicht schläfst?“ Wir flüsterten beide, aber mein letzter Satz kam
ziemlich harsch. Aljoscha lächelte mich nur an und lachte lautlos.
             „Guter Einwand. Geh nicht zu weit weg
und beeil' dich.“ Ich war kaum zwei Schritte weiter gekommen, da hörte ich ein pssst. Ich drehte mich wieder zu ihm.
             „Soll ich dich begleiten?“ Mein Kinn
klappte nach unten und ich schüttelte langsam den Kopf, während meine Lippen
ein entsetztes NEIN formten. Er lachte mich wieder lautlos an und drehte
den Kopf weg. Ich ging die Treppe runter und floh förmlich aus der Kirche. Ich
wollte weg, nur schnell ganz weit weg. Ich konnte kaum an die lauernde Gefahr
durch das Gas denken. Alles woran ich denke konnte war, dass ich um keinen
Preis der Welt noch einen guten Freund sterben sehen wollte.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    15

 
    Das
Wasser in den Straßen machte es schwer voranzukommen. Nach einer Weile kostete
mich jeder Schritt doppelt so viel Kraft, wie der davor. Ich wusste schon nicht
mehr, wo ich genau war und es war mir auch egal. Vielleicht müsste ich den Weg
zurück auch nicht mehr gehen. Es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis mich
Branko finden würde. Ich hatte keinen Plan, nicht einmal eine Idee, wie ich ihm
begegnen sollte. Woran ich auch dachte, mir vielen hundert Wege ein, wie er mir
zuvor kommen konnte. Bei einem Blick zurück stellte ich fest, dass ich die
Kirche schon nicht mehr sehen konnte und hoffte inständig, Aljoscha würde mir
nicht folgen. Er hatte die Chance zwei anderen Menschen das Leben zu retten,
wenn er bei ihnen blieb. Zwei Leben für eines, das war fair. Die anderen würden
auch ohne mich entkommen. Veit konnte in seinem Zustand nicht schwimmen aber
zumindest einer, der beiden anderen würde bis zur Schleuse kommen.
    Die
Kälte der Nacht und das eisige Wasser nagten bereits wieder an mir. Mein ganzer
Körper zitterte und ich konnte mich langsam nicht einmal mehr daran erinnern,
wie es sich anfühlte trocken und im Warmen zu sein. Ich versuchte durch den
überschwemmten Teil zurück zur Altstadt zu kommen. Dort würde ich schneller
davon laufen können. Ob mir das etwas bringen würde, wusste ich nicht. Ich
musste es einfach versuchen. Nur ein paar Schritte weiter verhakte sich mein
Fuß plötzlich in etwas und ich stürzte in das seichte Wasser. Dabei rutschte
das Gewehr von meiner Schulter und landete ebenfalls in der dunklen Suppe unter
mir.
             „Nein!“ So ein verdammter Mist! Ich
griff ins Wasser und fischte es raus. Mich überkam Panik, bei dem Gedanken, ob
es jetzt noch funktionierte. Warum

Weitere Kostenlose Bücher