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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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musste das nur passieren? Es war ganz so,
als hätte mein Schicksal zugeschlagen. Ich war nicht abergläubisch, aber das
gab mir einfach den Rest. Ich wollte schreien, schlug stattdessen aber nur mit
der Faust ins Wasser. Würde ich versuchen einen Probeschuss abzufeuern, wüsste
Aljoscha sofort wo ich bin, falls er tatsächlich nach mir suchte. Ich legte das
Gewehr an und tauchte das Ende des Laufs ins Wasser, dann betätigte ich den
Abzug. Sofort spürte ich den Rückstoß der Waffe und ein Gefühl von
Erleichterung überkam mich. Die Waffe funktionierte noch. Ich stand auf und
ging weiter. Es regnete immer noch, doch von Minute zu Minute schwächer. Es war
noch kein trockener Boden in Sicht und mich überkam wieder der Gedanke im Kreis
zu laufen. Es war so düster, dass ich kaum erkennen konnte, ob ein Weg vor mir
lag oder eine Hauswand. Allerdings war es auch ein gutes Zeichen. Solange keine
Suchscheinwerfer zu sehen waren, lief ich nicht Gefahr aus Versehen der
Grenzmauer zu nahe zu kommen. Ich hatte das Gefühl, der Wasserspiegel wäre
etwas niedriger geworden. Ich musste auf dem richtigen Weg sein, als   die seltsamen Umrisse eines Objektes meine
Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ich versuchte genauer zu erkennen, was es war
und als es mir dämmerte, war mit einem Mal das Licht eines Scheinwerfers auf
mich gerichtet. Es wurde so grell, dass ich für einen Moment völlig geblendet
war. Ich versuchte meine Augen mit einer Hand zu schützen und sah in die
Richtung, aus der das Licht kam. Mit meiner Vermutung lag ich richtig. Dort,
nur wenige Meter von mir entfernt, stand ein Fahrzeug und der Scheinwerfer auf
dem Dach war auf mich gerichtet. Plötzlich packte mich jemand am Genick und
riss mir die Waffe aus der Hand, nur um mir im nächsten Moment mit dem Griff in
die Magengrube zu schlagen. Der Schmerz war so heftig, dass ich auf die Knie
sackte und verzweifelt nach Luft rang. Mein Angreifer stellte sich genau vor
mich und richtete den Lauf einer Waffe auf mich. Ich musste nicht aufsehen, ich
wusste es war Branko. Ein mechanisches Klicken war zu hören und das Licht des
Scheinwerfers wurde schwächer. Ich konnte nun wieder erkennen was um mich herum
war. Ich sah auf und blickte in sein Gesicht. Er lächelte, es war ein
siegessicheres, arrogantes Lächeln. Er hatte gewonnen, ich hatte verloren. Als
es mir bewusst wurde, blieben meine Gedanken stehen und mein Körper war wie
gelähmt.
             „Ich habe dir ein Versprechen gegeben
und ich bin hier, um es einzulösen meine Schöne.“ Ich schwieg und versuchte die
Fassung zu bewahren. Mehr konnte ich in diesem Augenblick nicht tun. Mein
Körper war starr bis in jede einzelne Fingerspitze und meine Augen auf ihn
fixiert. Branko sah auf seine Armbanduhr und dann wieder zu mir.
             „Du musst dich noch ein bisschen
gedulden, bevor ich dich von deinem Dasein in dieser Stadt erlöse.“ Ich konnte
ihm ansehen, wie sehr er diesen Moment genoss. Er holte kräftig aus und
schleuderte mein Gewehr in die Dunkelheit.
             „Und versuch ja nichts Dummes, ich habe
nämlich Gesellschaft.“ Er machte eine kurze Kopfbewegung nach hinten und ich
sah ein weiteres Fahrzeug. Auf der Ladefläche saßen zwei Männer, wahrscheinlich
Schutztruppen, und beobachteten Brankos Schauspiel gelassen aus der Ferne. Was
mit mir geschah schien ihnen völlig egal und mich überkam wieder Wut und
Verzweiflung bei dem Gedanken, wie wertlos ein Menschenleben für sie war.
             „Nicht, dass ich sie bräuchte um mit
dir fertig zu werden, aber du kannst schon ziemlich gerissen sein, wenn du
willst. Das muss ich dir lassen. Ich gehe also lieber auf Nummer sicher und
gebe dir erst gar keine Gelegenheit irgendetwas zu versuchen.“
    Ich
sah wieder zu Branko und Minuten vergingen, ohne dass etwas geschah. Die
Anspannung zerriss mich fast. War das seine Art mich zu quälen? Ich konnte
nicht mehr länger schweigen.
             „Worauf warten wir?“ Ich war froh, dass
meine Stimme noch kraftvoll klang, denn ich fühlte die Tränen unter der
Oberfläche meines starren Blickes hoch kommen.
             „Nett, dass du fragst, meine Schöne.“
Er löste etwas von seinem Gürtel und hängte es sich um den Hals. Es war eine
Gasmaske. Mein Blut gefror mir in den Adern. „Wir warten auf das Gas. Ich will
sehen, wie du dich windest und dir das Blut aus allen Körperöffnungen läuft,
bevor ich dir den Gnadenschuss gebe.“ Er meinte es todernst und

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