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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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Branko. Als ich ihn sah überkam mich eine unbändige Wut.
Ich wollte mich auf ihn stürzen, aber die Fesseln drückten mich zurück ins
Bett. Der andere Mann im Anzug war mir unbekannt. Er war groß und schon fast
unnatürlich dünn. Der Anzug saß nicht recht an ihm und sein dünnes Haar hing
ihm in gewachsten Strähnen ins Gesicht. Sein Kopf stand etwas vor, so als würde
er die ganze Zeit seinen Unterkiefer nach vorne strecken und eine dicke
Hornbrille ließ auch den Rest von ihm befremdlich wirken. Die Brille war
definitiv nur ein modisches Accessoire, nach dem schon vor etlichen Jahrzehnten
auch die letzten Augenkrankheiten operativ korrigiert werden konnten.
Nichtsdestotrotz war es ein absoluter Fehlgriff. Er hatte so etwas
reptilienartiges, wie eine Schlange und löste in mir leichten Ekel aus. Der
letzte Mann wirkte auf mich völlig deplatziert zwischen den anderen. Er war
jünger, ungefähr in Brankos Alter, vermutete ich, aber das war es nicht. Im
Gegensatz zu den anderen schien er kraftvoll. Irgendwie viel lebendiger. Seine
Haltung war natürlich, so wie der Rest von ihm. Die Haare hatten keinen
perfekten Schnitt und waren gebleicht. Es machte den Eindruck, als wollte er
gar nicht, dass man es für seine Naturfarbe hielt. Seine Augen hatten ein
helles Grün. Eine Farbe, die sofort auffiel, da sie fast ausgestorben und daher
extrem selten war. Er lächelte nicht und dennoch wirkte sein Gesicht herzlich
und warm. Er sah mir direkt in die Augen und in seinem Blick war etwas, was ich
nicht genau deuten konnte. War es Mitleid?
             „So, Fräulein Ludmilla Kovasana,
endlich wach?“ Es war Julian Petak, der zu mir sprach. Seine Stimme klang ganz
anders als in den Fernsehübertragungen. Hell und unmännlich. Er kam noch etwas
näher und stellte sich an die Seite meines Bettes. In seinem Gesicht ein schmieriges
Lächeln. „Wir habe nur darauf gewartet, dass Sie endlich aus ihrem
Dornröschenschlaf erwachen. Wir müssen wirklich dringen mit Ihnen reden.“ Er
betonte jedes einzelne Wort. Es klang wie ein auswendig gelernter Singsang.
             „Wir?“ Meine Stimme klang kraftlos,
also wendete ich den Blick von ihm ab, um nicht schwach sondern abweisend zu
wirken. Es schien zu funktionieren, für einen Moment hatte ich das Gefühl, er
war irritiert von meinem Verhalten. Er war die höchste Instanz in dieser Gegend
und an uneingeschränkten Respekt gewöhnt, jedoch würde er den von mir nur über
meine Leiche bekommen. Er verkörperte die Unterdrückung und an seinem ganzen
Sein konnte man erkennen, dass er es liebte. Ich verachtete ihn aus tiefstem
Inneren.
             „Wie unhöflich von mir. Natürlich
sollten wir mit einer kleinen Vorstellungsrunde anfangen. Also nun, wir kennen
alle Sie und ich bin sicher Sie kennen auch diesen Herren und mich natürlich.“
Er zeigte kurz auf Branko, doch ich folgte der Gäste nicht. Brankos Gesicht war
momentan mein rotes Tuch. Ich wollte diesen Bastard keines Blickes würdigen.
„Dieser junge Mann ist Gregor Sabar, meine rechte Hand und Assistent.“ Er
zeigte auf den Reptilienmann, der mich für einen Moment ansah, als müsste man
mich zerquetschen und danach so schnell wie möglich entsorgen. „Und zu guter
Letzt, Aljoscha Manyuk, stellvertretender Leiter unserer Schutztruppen. Er ist
noch sehr jung für solch eine Position, aber auch sehr kompetent.“ Mir gefror
das Blut in den Adern. Er   sollte zu den
Anführern dieser Verbrechertruppe gehören? Er war einer von denen, die Radu und
all den anderen die Befehle zum Töten gaben? Er gab ihnen das Recht Ihsan zu
töten? Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich wollte auf ihn einschlagen, so
lange bis ich kein Gefühl mehr in den Händen hätte. In mir loderte ein
Feuersturm aus Hass.
             „Zur Sache Fräulein Kovasana. Vor drei
Tagen wurde ihr, zugegeben kläglicher Versuch, sich der Staatsgewalt zu
entziehen, vereitelt. Das macht sie nach dem Gesetzt zu einer Terroristin.“
             „Terroristin?“ Ich wollte laut
loslachen, aber die Erinnerung an Ihsan hämmerte in meinem Schädel und ließ
mich kaum klar denken, geschweige denn viel Widerstand zeigen.
             „Sie mögen es für absurd halten, wir
sind uns durchaus bewusst, dass Leute mit ihrem Gedankengut es eher umgekehrt
empfinden, aber das ändert auch nichts an ihrer Lage.“
             „Ich habe niemandem etwas getan. Ihre
Männer haben allerdings meinen besten Freund auf dem

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