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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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befand,
sah aus wie ein Krankenhauszimmer, aber es war keins. Es gab keine Fenster und
die Tür hatte weder Knauf noch Klinke. Sie war aus Metall und neben ihr befand
sich ein Einlesegerät für die Kontrollchips in der Wand. Der Raum wurde nur
schwach von zwei Lampen an der Decke beleuchtet und neben dem Bett stand ein
Stuhl. Der Raum wirkte langsam bedrohlich auf mich. Es war definitiv kein
Krankenzimmer in einer Klinik. Wenn doch, dann wurden hier keine physischen
Leiden behandelt. Ich hatte auch keine Schmerzen, nur mein Kopf tat weh und ich
fühlte mich schwach. Abgesehen davon, war ich überraschend klar. Ich wollte
aufstehen, doch es ging nicht, meine Arme und, wie ich fühlen konnte auch meine
Beine, waren mit Lederriemen an das Bett gefesselt. Ich lag unter einer dünnen
Decke und trug nur so etwas wie ein kurzes Stoffkleidchen. Um meinen Hals
spürte ich einen dünnen Schlauch und einen leichten Schmerz in meinem Nacken.
Ich versuchte mich zu erinnern, wie ich an diesen Ort gekommen war und ganz
langsam wurde es mir wieder bewusst. Kalemegdan, unsere Flucht vor den
Schutztruppen, das Flutlicht, die Schüsse. Ihsan. Für einen Moment machte mein
Herz einen Aussetzer. Ich wollte meinen Kopf ins Kissen drücken, irgendetwas
tun um diese Schmerzen in meiner Brust zu ersticken, aber ich konnte mich nicht
rühren. Er war tot, Ihsan war tot. Ich wusste es, ich wollte es nur nicht
begreifen und fing an zu schluchzen. Eine einzelne Träne kämpfte sich nach
oben. Vielleicht war jetzt nicht die Zeit zu weinen. Wo auch immer ich war, ich
musste mit Sicherheit noch sehr stark sein. Sie hatten schon meinen besten
Freund auf dem Gewissen, ich wollte ihnen nicht die Genugtuung geben, mich
deswegen auch noch leiden zu sehen oder sie glauben zu lassen, ich wäre ein
leichtes Opfer. Wenn sie mich töten wollten, dann würde ich ihnen zumindest
jedes Vergnügen daran nehmen. Ich versuchte mich wieder umzusehen und erkannte,
dass mein Gedanke vom Sterben vielleicht etwas naiv war. Hätten sie mich zum
Schweigen bringen wollen, dann wäre ich wohl nicht hier. Sie haben mich
scheinbar medizinisch versorgt und hier untergebracht. Sie wollten mich nicht
tot, sondern lebendig. Bei diesem Gedanken bekam ich eine Gänsehaut. Es war
viel schlimmer als eine drohende Exekution, denn ich hatte keine Ahnung was sie
von mir wollten. Und sie konnten nur Leute von der Regierung sein.
Menschen, die ich verachtete und die Menschen wie mich am liebsten ausradieren
wollten. Die Ungewissheit ließ mich in wenigen Sekunden panisch werden. Ich
wollte weg. Mit aller Kraft zerrte ich an den Lederriemen, aber es nützte
nichts. Keine Chance mich aus ihnen zu befreien. Ich war ohnehin noch
geschwächt und konnte nichts anderes tun, als dazuliegen und zu warten.
    Ich
wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, vielleicht eine Stunde, vielleicht
auch fünf. Mit einem Mal wurde es heller im Raum. Ich war noch immer nicht
wieder ganz bei Kräften und leicht weggedöst, als das intensive Licht wieder
das Adrenalin durch meine Adern jagte. Ich versuchte mich ein Stück aufzusetzen
als ich auch schon ein summendes Geräusch hörte und die Tür sich öffnete. Vier
Männer und eine Krankenschwester betraten den Raum. Zwei der Männer trugen
Anzüge, die anderen beiden trugen Straßenkleidung. Ich erkannte zwei von ihnen
sofort wieder. Der erste Mann, der den Raum betrat und einen schwarzen Anzug
trug war Julian Petak. Er war Ober-Administrator unserer Region. Die höchste
Instanz auf dieser Ebene. Er stand in direktem Kontakt zur Regierung der
Vereinten Staaten. Jeder kannte sein Gesicht. Er sah jung aus, aber er war es
nicht. Die moderne Medizin ließ seinen mindestens schon 60 Jahre alten Körper
aussehen wie 30, doch es war eine unnatürlich wirkende Verjüngung. Selbst die
ausgefeilteste, medizinische Technik konnte die Natur noch nicht in jedem Punkt
schlagen. Sein Haar war von einem unnatürlich dunklen Braun und seine Zähne
noch unnatürlicher strahlend. Seine Krawatte, in einem grellen Türkis, hob es
zusätzlich hervor. An seinem Revers prangte ein Ansteckwappen der Vereinten
Staaten.   Drei massive, goldene Sterne
auf dunkelblauem Grund in einem Dreieck angeordnet und auf einem Lorbeerzweig
ruhend. Das Symbol für die drei Grundfesten unserer Staaten, die auf dem Sieg
über den damals drohenden Untergang neu gefestigt wurden: Der Staat, das Volk,
Das Recht. In meinen Augen die Verbildlichung aller Lügen. Der andere Mann, in
legerer Kleidung, war

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