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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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ich sofort wieder an Radus Worte denken. ' Freiheit bedeutet
so viel mehr als du sehen kannst'. War das Freiheit? Dann war ich nicht
frei. Kaum hatte ich wieder an Radu gedacht, krampfte sich mein Brustkorb
zusammen und scheinbar konnte man mir das auch ansehen, denn Aljoscha schaute
mich besorgt an.
             „Alles in Ordnung?“
             „Ja es geht schon. Ich habe mich nur
gerade an etwas erinnert.“
             „Willst du darüber reden?“ Er ergriff
meine Hand und drückte sie sanft.
             „Nein, nicht wirklich. Ich habe nur
eine Frage: Hast du mit jemandem über mich geredet?“ Aljoscha schaute erstaunt
und im nächsten Moment mischte sich ein Ausdruck dazu, den ich bei ihm noch nie
gesehen hatte und der mir Sorge bereitete. Das war's. Ich musste ihm irgendwie
mitteilen, dass ich Radu gesehen hatte.
             „Warum fragst du?“ Seine Stimme klang
angespannt.
             „Ich habe am Bahnsteig jemanden
gesehen, den ich kannte und ich hatte das Gefühl...“ Ich war mir nicht sicher,
wie ich den Satz beenden sollte. „...Er wollte mit mir reden.“
             „Was? Bist du sicher?“ Er richtete sich
auf und sah mir fest in die Augen. Ich nickte nur vorsichtig. Im nächsten
Moment konnten wir die Bremsen des Zuges hören und Aljoscha musste sich an der
Gepäckablage festkrallen um nicht auf mich zu stürzen. Nur ein kurzer Moment,
dann standen wir. Er sah aus dem Fenster und ließ meine Hand los.
             „Was ist los?“ Ich hatte das Gefühl,
vor Anspannung gleich in Stücke zu zerspringen.
             „Komm, wir sind da.“ An seinem
Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass es eine Ausrede war. Irgendwas lief
gerade furchtbar schief und ich erkannte, was Radu vor gehabt hatte. Er wollte
mich warnen, er wollte mich aufhalten. Man wusste Bescheid und nun saßen wir in
der Falle. Aljoscha ergriff meinen Oberarm und schaute raus auf den Flur vor dem
Abteil, dann liefen wir los, zum Ende des Wagons. Er versuchte die Tür zu
öffnen, doch es tat sich nichts.
             „Scheiße!“ Ich sah mich panisch um. Die
Tür zum nächsten Wagon öffnete sich und ich wollte ihn warnen, doch man
richtete bereits eine Waffe auf uns. Es war ein Mann in der Uniform der
Schutztruppen.
             „Stehen bleiben! Hände hoch! Sofort!!“
    Aljoscha
hob langsam die Hände und ich tat es ihm gleich. Die Spannung in der Luft war
greifbar und ich realisierte nur langsam, was gerade geschah. Der Mann wartete
einen kurzen Moment und streckte dann die Hand aus, um mich zu packen. In
diesem Moment griff Aljoscha nach dem Lauf des Gewehrs und riss es ihm aus der
Hand. Er drehte die Waffe, holte aus und schlug ihn mit dem Griff nieder. Er
war so schnell, dass ich kaum mitbekam, was geschah und er schlug mit einer
solchen Kraft zu, dass das Blut des Mannes an die Wand des Zuges spritzte. Ich
konnte das Knacken seines Kiefers hören. Vor Schreck machte ich einen Satz
zurück und bevor ich begriff, was als nächstes geschah, packte Aljoscha meinen
Arm und riss mich zur Seite. Er holte erneut mit dem Griff des Gewehrs aus und
schlug eine zweite Schutztruppe hinter mir zu Boden. Ich hatte nicht einmal
bemerkt, dass jemand hinter mir war. Es ging alles so schnell. Wieder war der
Schlag so heftig, dass der Mann sich nicht mehr rührte. Ich sah den Gang runter
und ein dritter stand am anderen Ende des Wagons. Er zögerte nicht seine Waffe
zu ziehen und auf uns zu schießen, doch auch diesmal war Aljoscha schneller.
Ein gezielter Schuss und die Schutztruppe ging mit einem kurzen Aufschrei zu
Boden. In diesem Moment realisierte ich erst, dass Aljoscha ein Soldat war. Er
war genauso zum Kämpfen und Töten gedrillt, wie unsere Schutztruppen. Schon in
der nächsten Sekunde richtete er die Waffe auf eines der Fenster und fing an zu
schießen. Er zielte auf eine Ecke des Glases und feuerte das ganze Magazin
darauf, trotzdem ging es nicht zu Bruch. Ich konnte es nicht fassen. Die
Widerstandskraft des Materials war unglaublich. Er packte das Gewehr wieder am
Lauf und begann mit dem Griff immer wieder auf die kaputte Stelle
einzuschlagen. Ich sah wieder zu beiden Seiten, die ganze Zeit darauf gefasst,
dass weitere Männer den Wagon stürmen und auf uns schießen würden. Es verging
eine gefühlte Ewigkeit, da gab das Fenster endlich nach. Ich konnte es nicht
glauben, wie viel Kraft er hatte und mir wurde klar, er war nicht nur Soldat,
er war auch

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