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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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einzelnen Bahnsteigen.
Außer diesen gab es hier auch nichts. Früher gab es in der Nähe des großen
Wartesaals im Eingangsbereich noch verschiedene Läden, doch sie wurden alle
geschlossen. Nun, wirkte der ganze Ort noch trostloser und auf mich auch noch
etwas bedrohlicher. Ich blieb immer dicht hinter Aljoscha und versuchte den
Blick gesenkt zu halten. Nur aus den Augenwinkeln beobachtete ich weiter die
Menschen um uns herum. Plötzlich wieder von meiner Menschenmasse umgeben zu
sein, machte mich zusehends nervöser. Es waren immer viele Schutztruppen am
Bahnhof. Ein so überfüllter Ort stellte ein relativ hohes Sicherheitsrisiko
dar. Ich erkannte keinen von ihnen wieder, aber ich konnte mich auch nicht
wirklich an ihre Gesichter erinnern. Ich hatte zwar damals jedem einzelnen ins
Gesicht gesehen, doch nur um Radu unter ihnen zu finden. Ein schwarzer
Rapid-Zug fuhr ein. Es gab auch weiße Regionalzüge, diese verbanden die
größeren Städte mit den kleineren in der Umgebung. Die schwarzen Züge legten
nur längere Strecken zurück. Sie fuhren mit extrem hohen Geschwindigkeiten. Man
konnte mit ihnen in weniger als einem Tag von einem Ende Europas zum anderen
gelangen. Sie fuhren auf einem speziellen Schienennetz, das fast ausschließlich
auf extra angelegten, erhöhten Plateaus verlief. Einige wenige Teile verliefen
unterirdisch. Vom Boden aus war es also so gut wie unmöglich, auf die Schienen
zu gelangen. Wer es doch schaffte über die Trägersäulen auf die Plateaus zu
gelangen, wurde von einem Zaun aufgehalten der Tag und Nacht unter Strom stand.
Die Bürger sollten davor geschützt werden, aus Versehen vom Rapid überrollt zu
werden, denn bei diesen Geschwindigkeiten hatte man kaum eine Chance zu
reagieren. Das war natürlich nur die halbe Wahrheit. Vor allem wollte man das
teure Schienennetz und die Züge vor Anschlägen oder anderen Übergriffen
schützen. Das war zumindest meine erste Vermutung gewesen. Ich war noch nie mit
einem Rapid gefahren, aber allein der Anblick bereitete mir Unbehagen. Dieser
schwarze Zug war mir nicht geheuer. Fliegen war praktisch unbezahlbar, wegen
der hohen Preise für den Treibstoff, doch die Alternative konnten sich auch
nicht alle leisten. Ehrlich gesagt war ich noch nie wirklich weit weg von zu
Hause gewesen. Das bedeutete, nie weiter als 100 Kilometer von meiner
Heimatstadt entfernt. Alles, was dahinter lag, war mir fremd. Ich kannte den
Rest von Europa nur aus dem Fernsehen. Aljoscha ging zum Gleis des Rapids und
das mulmige Gefühl wurde noch schlimmer. Lag es wirklich am Zug? Irgendetwas
ließ mich unruhig werden. War es die ganze Situation?
             „Ich habe unsere Fahrkarten gestern
geordert, sie müssten schon auf unseren Chips registriert sein. Wir können
direkt einsteigen.“ Ich war mir nicht sicher, ob das mit dem gefälschten Chip
wirklich funktionierte. Zwar war ich nicht die erste Person, die Aljoscha aus
Europa raus brachte, dennoch war ich nervös. Ich hatte das gleiche ungute
Gefühl, wie damals vor Kalemegdan. Etwas in mir wollte nicht glauben, dass
alles so einfach klappen würde. Wir stiegen in den Zug und setzten uns in eins
der abgetrennten Abteile. Ich sah nach draußen und beobachtete die Menschen.
Ich brauchte ein paar Sekunden, bis mir wieder einfiel, dass die Fenster des
Zuges sich erst verdunkelten, wenn der Zug losfuhr. Während der Fahrt konnte
man nach draußen schauen aber nicht rein. Solange der Zug im Bahnhof war,
konnte man noch raus sehen. Ich lehnte mich zurück und sah in die andere
Richtung. Mein Herz raste. Ich hatte noch nie verstanden, wozu die Scheiben
sich überhaupt verdunkelten.
             „Warum verdunkeln sich die Scheiben,
wenn der Zug losfährt?“ Ich wollte die Antwort wirklich wissen und ich musste
mich auch ablenken. Aljoscha sah mich verblüfft an, zögerte aber nicht mir zu
antworten.
             „Das ist ein Schutz vor der Sonne und
so wird auch mehr Fläche auf dem Zug geschaffen, um Sonnenenergie zu sammeln.
Die Fenster sind aus speziellem Material, das Solarenergie aufnimmt, die
genutzt wird um den Zug anzutreiben.“
             „Aber die Sonne scheint nicht.“
             „Der Vorgang ist automatisch und das
Material nimmt auch das kleinste bisschen Sonne auf. Der Zug ist so
konstruiert, dass er gewisse Mengen der Energie speichert.“ Das erstaunte mich
wirklich. Ich kannte mich zwar im technischen Bereich aus, aber diese
Information war mir neu. Immer, wenn neue

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