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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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erkennen.
             „Okay, ich gehe ihnen aus dem Weg.“
             „Nein, das reicht nicht. Du musst wirklich vorsichtig sein. Es gibt nämlich auch solche, die nicht für die Regierung
arbeiten, aber trotzdem nicht auf unserer Seite stehen. Die sperren nicht nur
Aktivisten hier ein, sondern auch richtige Verbrecher. Vergewaltiger und
Mörder. Die töten jeden und scheren sich einen Dreck um irgendwelche Seiten.“
Ein Kloß setzte sich in meiner Kehle fest, als ich darüber nachdachte. Ich
musste fast stündlich meine Überlebenschancen neu berechnen und im Moment sah
das Ergebnis mal wieder sehr unerfreulich aus. „Vertraue niemandem.“
             „Du hast doch darüber nachgedacht, dir
unter diesen Leuten Verbündete zu suchen. Dann muss es doch einen Weg geben die
wahnsinnigen Mörder von denen zu unterscheiden, die noch einigermaßen klar
denken können.“ Veit zog nur einen Mundwinkel nach oben.
             „Nimm es mir jetzt nicht übel, wenn ich
dir das sage, aber das traue ich dir nicht zu. Glaub mir einfach. Ich habe
Erfahrung mit solchen Leuten, wie die da draußen. Du nicht. Die können sehr gut
Psychospielchen mit dir spielen, das bekommst du gar nicht mit. Ich will nur
nicht, dass dir etwas passiert. Es ist besser, du gehst auf Nummer sicher und
traust einfach keinem.“ Als er den Satz beendete, atmete er wieder schwer. Es
kostete ihn viel Kraft. Ich nickte einfach, obwohl ich nicht vollkommen
zustimmte. Zumindest eine weitere Person in dieser Stadt, hatte mein totales
Vertrauen. Leider wusste ich nicht, wo Aljoscha war, wie es ihm ging oder ob er
überhaupt noch lebte.
             „Weißt du, wie diese Stadt aufgebaut
ist?“ Ich sah es immer noch als meinen größten Nachteil an, dass ich völlig
ohne Orientierung war. Ich wusste jetzt ungefähr, wo der Fluss verlief und dass
es einen erhöhten Teil der Stadt gab und einen niedrigen, der größten Teils
unter Wasser stand. Darüber hinaus fehlte mir jegliche Information. Veit kannte
diese Stadt, zumindest theoretisch, denn er zögerte nicht, mir das Wichtigste
zu erklären.
             „Die Stadt teilt sich ganz grob in drei
Teile auf. Es gibt die Altstadt, die etwas erhöht liegt. Wir befinden uns
gerade in ihr. Dann gibt es den neuen Teil der Stadt. Dieser Teil ist jetzt
größtenteils überschwemmt. Normalerweise wäre es am klügsten, sich dort
aufzuhalten. Unter diesem Teil befinden sich die meisten U-Bahn-Tunnel und die
Gebäude sind neuer und massiver. Man findet dort leichter ein Versteck. Der
dritte Teil ist das Industriegebiet. Es liegt weiter vom Fluss entfernt und ist
vermutlich noch nicht überschwemmt. Dieser Teil ist sehr weitläufig und sich
dort aufzuhalten ist extrem gefährlich. Dort verschanzen sich auch die Permanenten .
Selbst die Schutztruppen meiden diesen Teil eher. Wer dorthin läuft, überlebt
sowieso nicht sehr lange. Von uns aus gesehen, befinden sich der neue Teil
nördlich und das Industriegebiet westlich. Die Kirche, die ich dir gezeigt
habe, befindet sich ziemlich genau auf der Grenze zwischen dem neuen Teil und
der Altstadt.“ Veit nahm seine Taschenlampe und reichte sie mir. „Du wirst sie
wahrscheinlich nötiger brauchen, aber sei sparsam, ich weiß nicht, für wie
lange sie noch Saft hat.“ Er lehnte sich zurück und wieder konnte man ihm die
Schmerzen deutlich ansehen. „Noch zwei Sachen: Halte dich bloß von der
Stadtgrenze fern und versuche unter gar keinen Umständen irgendwas Riskantes.“ Irgendwas
Riskantes ? Sofort schoss mir die Frage in den Kopf, was Veit unter riskant verstand. Jeder einzelne Schritt durch diese Stadt war riskant. Ich war mir
sogar sicher, etwas zu riskieren, würde die einzige Möglichkeit sein, um zu
überleben. Trotzdem, ohne seine Hilfe wäre ich vielleicht schon tot, es war
also das klügste seinen Rat zu befolgen. Ich stand auf und ging Richtung Tür.
Bevor ich das Dach verließ, drehte ich mich noch einmal zu ihm um.
             „Du wartest hier auf mich und ich
versuche mich zu beeilen.“
             „Du hast 24 Stunden, danach gehe ich
davon aus, dass du tot bist.“ Er sagte es mit einem Grinsen im Gesicht, doch
ich wusste, er meinte es ernst. Ich konnte auch nicht von ihm erwarten, ewig
auf mich zu warten. Würde ich länger als einen Tag brauchen, würde meine Hilfe
ihm auch nicht mehr nützen. „Falls du das Nervengas benutzt, achte darauf aus
welcher Richtung der Wind kommt und stell sicher,

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