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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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schwer für mich zu sagen, ob es Regen oder der
blanke Schweiß war, der ihm auf dem Gesicht stand, denn es war eine Menge.
Seine Lippen hatten schon wesentlich an Farbe verloren und jeder Schritt schien
ihm Schmerzen zu bereiten. Er setzte sich vor die Reste eines Wasserspeichers,
als Schutz im Rücken, und behielt dabei die Tür im Auge. Ich setzte mich zu
ihm, mit der Tür im Rücken, dafür behielt ich die Dächer der anderen Gebäude
und die oberen Fenster im Auge. Es war gut, dass wir uns sehr mittig auf dem
Dach befanden. Müsste ich über den Rand schauen, würde ich in meinem jetzigen
Zustand wohl das Bewusstsein verlieren. Ich atmete ein paar Mal tief durch um mich
zu beruhigen. Es konnte nichts passieren.
             „Lass mal sehen, was wir erbeutet
haben.“ Seine Stimme klang noch kraftvoll, doch er beendete den Satz mit einem
leichten Stöhnen. Ich öffnete den Rucksack und ließ ihn einen Blick hinein
werfen. Seine Augen wurden groß und er zog die Luft scharf zwischen den Zähnen
ein.
             „Heilige Scheiße!“ und er fing an unter
Schmerzen zu lachen. Ich sah ihn verwundert an. Er zog eine der Dosen mit dem
gelben Verschluss heraus und rollte sie vorsichtig in seiner Hand hin und her.
„Hast du eine Ahnung, was das hier ist?“ Seine Stimme war freudig erregt und
ich schüttelte nur langsam den Kopf. Sein Grinsen wurde noch breiter. „Das ist
Nervengas! Der Teufel weiß, was die damit vorhatten! Aber jetzt haben wir es.“
Er gab mir einen leichten Schlag gegen die Schulter und ich ließ mich von
seinem Enthusiasmus anstecken. Ich lachte auch kurz. Ich wusste noch nicht
genau, was wir mit diesem Gas sollten aber, es war definitiv besser, dass die
Piranhas jetzt weniger davon hatten. „Du bist der Wahnsinn Ludmilla. Wenn du so
weiter machst, dann verliebe ich mich noch in dich.“ Er kicherte verspielt,
bevor sein Gesicht sich unter Schmerzen verzog. Ich lief rot an, konnte aber
nichts darauf erwidern. Ich bezweifelte, dass Veit es wirklich ernst gemeint
hatte und im Moment waren meine Gedanken ganz bei seinen Verletzungen. Er
brauchte Hilfe. Seine Wunden mussten versorgt werden und ich hatte keine Ahnung
davon.
             „Du brauchst Medikation und wir müssen
irgendwas mit dieser Verletzung an der Schulter machen, sonst verblutest du
noch.“ Ich kramte vorsichtig im Rucksack nach einer Injektion. Sie musste
irgendwo darin sein, denn ich hatte ganz sicher welche eingesteckt.
             „Ach was! Jeder weiß, Verletzungen an
der Schulter sind halb so wild. Da kann eine Kugel dich nicht lebensgefährlich
verletzen.“ Ich wusste das auch. Trotzdem ließ es meine Sorgen nicht weniger
werden. Würde sie sich erst einmal entzünden, wären seine Überlebenschancen
stündlich geringer. Das durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir
hatten nicht einmal etwas um die Verletzung zu desinfizieren. Es wäre das
mindeste an Versorgung, was seine Schulter jetzt brauchte. Für diesen Moment
konnte ich ihm nur mit etwas von der Medikation weiter helfen. Ich holte die
Injektion raus und legte seinen Kopf zur Seite.
             „Das mag sein, aber was ist, wenn es
sich entzündet?“ Ich setzte das Injektionsgerät an seinen Hals, drückte aber
noch nicht ab. „Wie lange ist deine letzte Medikation her?“
             „Keine Ahnung. Ich war die letzte Zeit
nicht immer voll bei Bewusstsein. Ich denke so fünf oder sechs Tage.“ Ich
drückte den Knopf und Veit stöhnte erleichtert auf. Es waren vermutlich mehr
als sechs Tage gewesen. Dafür war er in einem verhältnismäßig guten Zustand.
Auch er gehört wohl zu denen, die besser mit dem Entzug klar kamen als andere.
Vermutlich sogar weitaus besser als ich selbst. Ich legte die Kanüle bei Seite,
öffnete vorsichtig seine Jacke und legte seine Schulter frei. Veit kämpfte
gegen die Schmerzen an und stöhnte immer wieder leise auf. Mir fehlte auch
jegliche Erfahrung bei der Versorgung schwerer Wunden. Allein der Anblick
sorgte bei mir für Phantomschmerzen und ich musste die Zähne zusammenbeißen.
Was jetzt? Ich hatte sie gesehen und war immer noch hilflos.
             „Da muss ein Druckverband drauf.“ Ich
kam mir so dumm vor. Ich hätte schon aus purer Vernunft schauen müssen, ob die
Soldaten Verbandszeug bei sich hatten, aber ich hatte es nicht getan. Wie
konnte ich nur so kopflos sein? Es war auf jeden Fall zu spät noch einmal
zurück zu gehen. Ich öffnete meine Jacke, riss ein

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