SALVA (Sturmflut) (German Edition)
dir das an. Das Miststück will
uns fertig machen.“ Der andere Soldat lachte auf und schüttelte den Kopf, als
würde er mich bedauern. Ich suchte verzweifelt nach einem Weg, um aus dieser
Situation zu entkommen, doch mir fiel einfach nichts ein. Ich saß wieder in der
Falle. Der Soldat verpasste mir einen Tritt. Ich prallte mit dem Oberkörper
gegen den hinteren Teil des Wagens und stürzte zu Boden. Der Schmerz strahlte
in alle Richtungen aus. Ich schnappte nach Luft und umklammerte verzweifelt den
Riemen des Rucksacks. Mein Blick wanderte wieder zu dem Soldaten, der immer
noch seine Waffe auf mich richtete und jetzt genau auf mein Herz zielte. Er
kniff ein Auge zu und setzte das Ende des Laufs auf meine Brust. Ich hielt die
Luft an und plötzlich hallte wieder ein Schuss durch die Straßen, doch ich
brauchte nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen, dass er
nicht auf mich abgefeuert wurde. Mit einem Stöhnen ging der hintere Soldat zu
Boden. Der andere riss den Lauf seiner Waffe hoch und zielte in die Richtung,
aus der der Schuss kam. Ohne wirklich darüber nachzudenken was ich tat, zog ich
das Messer, stürzte nach vorne und schnitt mit der Klinge durch seine Kehle.
Ich hörte nur noch ein Röcheln und das Blut spritze über mein Gesicht. Er ließ
die Waffe fallen und stürzte zu Boden. Seine Hände griffen an die klaffende
Wunde an seinem Hals, dann blieb er regungslos liegen. Ich war wie elektrisiert
und konnte kaum fassen, was gerade geschehen war. Vor mir vermischte sich das
Blut des Mannes mit dem Regenwasser auf dem Boden und bahnte sich langsam
seinen Weg zu den Spitzen meiner Schuhe. Ich machte einen Schritt zurück. Mein
eine Hand umklammerte den Griff des Messers so fest, dass es schmerzte und die
andere hielt noch immer den Riemen des Rucksacks fest. Es war ganz so, als
hätte mein Unterbewusstsein einen Schalter umgelegt und plötzlich war ich
wieder in der Realität. Ich wischte mir das Blut mit dem Ärmel aus dem Gesicht
und steckte hastig das Messer weg. Dann ergriff ich die Waffe des Soldaten und
lief zurück zu Veit. Er lehnte an der Wand und die Schusswaffe in seinen Händen
zitterte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und ich konnte ihm die Anspannung
ansehen. Meine erste Vermutung bestätigte sich, als ich das Blut an der Wand
sah. Eine Kugel hatte ihn an der Schulter getroffen. Bevor ich mir etwas
überlegen konnte, um ihm zu helfen, lief er bereits los. Ich konnte nichts
anders tun, als ihm zu folgen. Er lief in ein nicht weit entferntes,
unauffälliges Gebäude mit einem Flachdach. Es musste einmal eine staatliche
Einrichtung gewesen sein, denn es war definitiv nicht so alt, wie die anderen
Häuser in der Straße und wohl auch weniger vom Einsturz gefährdet. Es war ein
solider, grauer Betonbau und neben dem Eingang erkannte man die völlig verrosteten
Reste einer Regierungsplakette. Wir nahmen die Treppen bis ganz nach oben.
Bereits auf dem Weg dorthin überkam mich wieder ein Schwindelgefühl. Ich wusste
nicht, wie hoch das Gebäude war, aber es brauchte nicht viel, damit meine
Höhenangst zuschlug. Ich mochte Tiefen. Alles, was unter dem Meeresspiegel lag
war noch besser als angenehm. Je weiter es darüber hinausging, desto schwerer
wurde es für mich. Wir erreichten den letzten Treppenaufgang, doch eine
Stahltür versperrte uns den Weg aufs Dach. Ich sah zu Veit, der bereits die
Waffe in den Anschlag nahm und auf das Schloss zielte. Er feuerte ein paar
gezielte Schüsse ab und ein metallisches Klicken war zu hören. Bevor er
irgendetwas tun konnte, warf ich mich mit meinem ganzen Körper gegen die Tür und
als sie nicht nachgab, versuchte ich es gleich noch ein zweites Mal. Die Tür
sprang auf und ich stürzte fast zu Boden. Mit viel Mühe konnte ich es
verhindern und fiel nur auf ein Knie. Meine Schulter schmerzte, aber ich
ignorierte es einfach. Auf keinen Fall hätte ich zugelassen, dass Veit in
seinem Zustand auch noch diese Schmerzen in Kauf genommen hätte. Er sah mich an
und schüttelte mal wieder den Kopf, während er durch die Tür ging. Ich senkte
den Kopf und lächelte kurz, als ich mich wieder aufrichtete. Ich sah sein
Kopfschütteln als Teil einer gemeinsamen Dynamik, die wir langsam entwickelten
und ich mochte es. Es gab unserer Allianz etwas von Freundschaft. Ich war mir
nicht sicher, ob es eine gute Idee war auf das Dach zu gehen. Es regnete immer
noch und Veit war verletzt. Sein Zustand bereitete mir mittlerweile wirklich
Sorgen. Es war mittlerweile
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