SALVA (Sturmflut) (German Edition)
und beim
Anblick meines Gewehrlaufs wurden seine Augen groß und füllten sich mit
Unglauben, doch mich schockierte nur das, was ich hinter ihm sah. Ein Mann in
Schwarz, sein Gesicht von einer Gasmaske verdeckt und er holte mit einer
riesigen Machete zum Schlag aus. Er war aus dem Nichts gekommen und dem
Soldaten war nicht bewusst, was ihn gleich treffen würde. Reflexartig ließ ich
mich zur Seite fallen und im nächsten Moment hörte ich einen dumpfen Schlag und
einen Aufschrei. Ich sah auf und das Blut des Mannes spritzte gegen den Baum,
während der Unbekannte immer wieder mit brutaler Kraft auf ihn einschlug, bis
sich sein Kopf vom Rest des Körpers löste. Was für eine Kraft. Ich konnte nicht
fassen, was gerade vor meinen Augen geschehen war. Wieder wurde jemand direkt
vor mir getötet. Ich sah zu dem Unbekannten mit der Gasmaske auf, der sich nun
zu mir drehte. Er war selbst für einen Mann riesig und sein Kreuz war breit und
stämmig. Er sah zu mir während das Blut langsam von seiner Machete tropfte und
kam in langsamen Schritten auf mich zu. Sein Kopf wankte immer wieder von einer
Seite zu anderen, als hätte er keine Kontrolle darüber. Seine Bewegungen
wirkten mechanisch und waren doch irgendwie lautlos. Wie konnte das sein? Wie
konnte sich so ein Koloss so leise bewegen? Er musste ein Permanenter sein.
Einer, der Killermaschinen, die sich mit einem Leben hier arrangiert hatten. Er
machte einen weiteren Schritt auf mich zu. Meine erste Befürchtung war, vor
Angst gelähmt zu sein, doch kaum hatte mich der Anblick der schwarzen Gasmaske
aus der Starre gerissen, stürzte ich los. Es ging so schnell, dass ich nicht
mal wusste, wie ich auf meine Beine gekommen war, doch ich lief zurück in die
Richtung aus der ich kam. Ich hatte das Gesicht des Mannes nicht sehen können
und ich wusste nicht, ob er mich als sein nächstes Opfer im Visier hatte, aber
ich wollte ihm keine Sekunde länger geben, um es zu zeigen. Dieser Mann war ein
Permanenter, daran bestand für mich kein Zweifel, nur warum hatte er eine
Gasmaske auf? Was geschah hier? Er war aus dem Nichts gekommen und ich hatte
ihn nicht gehört. Hätte er gewollt, hätte er bestimmt schneller sein können. Er
hätte mich gerade eben töten können, da war ich mir ganz sicher. Trotzdem hatte
er es nicht getan. Er hatte sich Zeit gelassen und mich betrachtet. Wollte er,
dass ich entkam?
Der
Schock des Augenblicks saß noch tief aber in mir war alles auf 'überleben'eingestellt.
Ich musste weg, zurück zu der Quelle der Schüsse. Alles andere musste ich
ausblenden und übertriebene Vorsicht würde mir nicht helfen, wenn ich plötzlich
von Soldaten umzingelt wäre. Sie hatte mir auch bis jetzt kaum geholfen. Ohne
Zweifel würde mich das eben Erlebte sowieso noch verfolgen. Ich konnte vor den
Bilder in meinem Kopf nicht davon laufen. Für den Moment konnte ich sie nur
verdrängen und weiter laufen.
Ich
lief die gleiche Strecke zurück, die ich gekommen war, zumindest glaubte ich,
dass es die gleiche war. In meiner Panik hatte ich alles um mich herum völlig
ausgeblendet und mittlerweile kamen mir auch alle Straßen in diesem Stadtteil
irgendwie bekannt vor. Das konnte unmöglich der Fall sein, aber sie ähnelten
sich bis zu einem gewissen Grad alle und meine Orientierung war noch nie die
Beste gewesen. Wieder einmal vielen Schüsse, nicht weit entfernt von mir und
ich lief in die Richtung, aus der sie kamen. Am Ende jeder Straße wurde ich
langsamer und sah vorsichtig um die Ecke, um sicher zu gehen, dass ich nicht
einfach in eine Exekution hinein rannte. Die Schüsse waren mittlerweile
verstummt. Ich war mir sicher, jetzt an der Straße angekommen zu sein, wo ich
nur Minuten zuvor um mein Leben gekämpft hatte. Wieder blickte ich langsam um
die Ecke, in Erwartung, zwei leblose Körper am Boden zu sehen, doch dort war
Nichts. Nur eine große und einige, kleinere Blutlachen am Boden. Mir stockte
der Atem, als ich versuchte die Ereignisse in dieser Straße in meinem Kopf zu
rekonstruieren. Was war hier passiert, nachdem ich es geschafft hatte zu
entkommen? Ich fragte mich auch, wer die Leiche des Mannes bewegt hatte, den
meine Kugel traf. Hatte er doch überlebt? Nein, er konnte das unmöglich
überlebt haben. Niemand konnte mit so einer Verletzung noch mal aufstehen und
wegmarschieren. Und wo waren die Schutztruppen? Ich hatte ihre Schüsse gehört.
Sie konnte nicht weit sein. Völlig ohne Vorwarnung wurde ich mit brutaler Wucht
von hinten gegen die Wand des
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