SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Hauses gedrückt. Mir entwich ein kurzer
Aufschrei. Ich war so überrascht, dass ich keine Zeit hatte, irgendwie auf
diesen Angriff zu reagieren, bevor man mir die Waffe aus der Hand riss und mich
zu Boden warf. Mein Körper war kaum auf den Asphalt aufgeschlagen, da schnürte
mir eine Kilo schwere Last auf der Brust die Luft ab. Ich sah panisch auf und
blickte in das Gesicht des Mannes, der nur Minuten zuvor schon versucht hatte
mich zu töten. Ich schlug um mich, versuchte, irgendwie frei zu kommen, aber es
war aussichtslos. Er war mir körperlich überlegen und ich hatte keine
Möglichkeit an meine Waffen zu kommen. Er würde alles tun um fertig zu bringen,
was er angefangen hatte.
„Du denkst, ich würde dich jetzt
einfach abknallen. Du hast dich geirrt!“ Er sah auf mich runter, mit einem
verrückten Funkeln in seinen Augen und einem verzerrten Lächeln auf seinen
Lippen. Von seiner verletzten Hand hingen ein paar Hautfetzen und das Blut
tropfte auf meine Brust. Das Gefühl war unerträglich. Er warf das Gewehr von
sich und griff mit beiden Händen an meine Hüften. Er fing an schneller zu
atmen, als er meine Kleidung nach oben schob und meinen Bauch entblößte. Ich
konnte es nicht mehr zurückhalten und fing an zu schreien. Es war ein Reflex,
gegen den ich nicht ankämpfen konnte. Mit ganzer Kraft versuchte ich, seine
Hände von mir zu schlagen und bäumte mich immer wieder auf. Er fuhr mit seiner
Hand am Bund meiner Hose entlang und da wurde mir erst klar, was er wirklich
vorhatte. Seine Finger glitten über den Griff meines Messers und kaum hatte er
es gepackt, zog er es heraus und drückte die Klinge an meinen Hals. Mir stockte
der Atem.
„Du spielst also gern mit Messern, ja?
Du magst es, anderen Leuten die Klinge ins Fleisch zu jagen? Mal sehen, ob es
dir noch gefällt, wenn jemand das mit deinem Gesicht macht.“ Er lachte
hysterisch, hob die Klinge und drückte sie gegen meine Wange. Ich erstarrte
augenblicklich. Angst lähmte meinen Körper, bei dem Gedanken, was gleich
geschehen würde. „Du wirst bereuen, was du mit meiner Hand gemacht hast.“ Ich
konnte spüren, wie sich die Klinge langsam in die Haut meiner Wange arbeitete.
Der Schmerz gab mir den Impuls mich zu wehren, doch ich wusste nicht, was ich
tun konnte. Verzweifelt griff ich mit beiden Händen nach seinem Arm und
versuchte die Klinge von meinem Gesicht weg zudrücken. Er griff mit seiner
blutigen Hand nach meinem rechten Arm und drückte ihn zu Boden. Ich konnte
sehen, wie er mit dem Messer ausholte, um mit meiner Hand das zu tun, was ich
mit seiner getan hatte. Ich schrie wieder auf und meine Versuche, mich
loszureißen wurden immer verzweifelter. Ein Schuss war zu hören und im nächsten
Moment war er eingefroren in seiner Bewegung. Ich verstummte und starrte ihm
direkt in seine weit aufgerissenen Augen. Das Messer fiel aus seiner Hand und
ein roter Fleck wuchs auf seiner Brust, genau dort, wo sein Herz war. Im nächsten
Moment sackte er auf mir zusammen. Für Sekunden lag ich nur so da, mit dem
toten Körper auf mir liegend und wartete auf weitere Schüsse, auf Schritte von
Soldaten, auf irgendwas, doch es geschah nichts. Ich atmete so schnell, dass
mir schwindelig wurde. Mir wurde gerade das Leben gerettet. Ich dachte sofort
an Veit, doch er konnte es nicht gewesen sein, er war verletzt und hatte
zugestimmt auf mich zu warten. Dann rasten meine Gedanke zu der einzigen
Person, die mir in dieser Situation noch in den Sinn kam: Aljoscha. Ich rollte
den leblosen Körper mit aller Kraft von mir und richtete mich auf, um zu sehen,
wer den Schuss abgefeuert hatte. Mein Verstand war von einer Sekunde auf die
nächste wie abgestellt, als ich sah wer mit gezogener Waffe nur wenige Meter
von mir entfernt stand. Es war Branko. Für einen kurzen Moment war ich mir
nicht sicher, ob ich tatsächlich bei Bewusstsein war oder überhaupt noch am
Leben. Das konnte einfach nicht sein. Das war gar nicht möglich. Erst, als
Branko langsam die Waffe senkte, kam ich wieder zu Sinnen. Das war keine
Einbildung. Er stand wirklich vor mir, dieses so typische, selbstherrliche
Grinsen auf seinem Gesicht, das aber schon im nächsten Moment wieder
verschwand. Er hatte mir tatsächlich das Leben gerettet. Ich sah im direkt in
die Augen und versuchte seinen Blick zu deuten. Wenn ich jetzt los lief, würde
er mich erschießen? Warum zögerte er überhaupt? Ich saß hier und war wehrlos.
„Außer mir darf dich
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