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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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dass ich
dann nicht überleben könnte.
    Ich
riss meine Gedanken los und konzentrierte mich wieder auf das Tor vor uns. Es
war besser, die Augen offen zu halten. Es war niemand zu sehen und auch nichts
zu hören. Trotzdem nahm ich die Umgebung draußen etwas genau in Augenschein. Es
gab nicht viel zu sehen. Von unserer Position aus sah man schräg in einen
Durchgang zwischen zwei Fabrikgebäuden und die Fassade des gegenüberliegenden
Gebäudes. Die Fenster waren heraus gebrochen und die Rahmen völlig verrostet
oder bereits nicht mehr vorhanden. An diesen Stellen fing der Beton bereits an
zu bröckeln. Die Wand war ebenfalls mit Graffitis beschmiert und wieder einmal
sagten mir die Buchstaben und Zeichen nichts, bis mein Blick an einem Wort
hängen blieb. Ich hielt die Luft an, als mir klar wurde, was dort stand. Ich
las es immer und immer wieder um sicher zu gehen, dass mir meine Fantasie
keinen Streich spielte. Nein, es war echt. Dort an der Wand stand:

 
 
    ← Flut

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    13

 
    Ich
glaubte meinen Augen kaum. Das konnte einfach kein Zufall sein. Mein Blick war
auf das Wort an der Fassade fixiert. Es war das Wort, ganz klar eine
Nachricht von Aljoscha und der Pfeil sollte mir zeigen, wo ich ihn finden
würde. Ein Gefühl von Erleichterung überkam mich so heftig, ich wollte am
liebsten weinen, doch ich hielt es zurück. Die Erschöpfung war wie weggeblasen
und ich stand auf.
             „Stimmt etwas nicht?“ Gry sah nach
draußen und wieder zu mir, bevor auch sie aufstand. Ich ging nach draußen und
sah in die Richtung, in die der Pfeil zeigte. Mein Herz überschlug sich fast
vor Aufregung und ich folgte dem Zeichen, immer auf der Suche nach dem nächsten
Hinweis. Wer weiß, wie oft ich schon an einem Zeichen von ihm vorbei gelaufen
war, ohne es richtig wahrzunehmen, dabei war es so typisch. Das war ganz
Aljoscha. Wie konnte ich nicht vorher daran gedacht haben, dass er irgendwie
Kontakt mit mir aufnehmen würde? Wieso war ich nie auf die Idee gekommen, ihm
eine Nachricht zu hinterlassen? Mir drängte sich auch die Frage auf, ob es
schon damals in Novi Hinweise für mich gegeben hatte, die ich aber damals einfach
nicht gesehen hatte. Ich konnte es mir nicht vorstellen, denn die Gefahr wäre
groß gewesen sich damit zu verraten. Vielleicht waren sie subtiler gewesen als
dieses Graffiti vor meinen Augen. Ich hatte ihn nie gefragt und er hatte nie
etwas gesagt. Seit ich hier war, hatten sich die Ereignisse förmlich
überschlagen. Hätte ich mir nur einen Moment mehr Zeit genommen, dann wäre es
mir vielleicht in den Sinn gekommen, oder mir wäre schon vorher etwas
aufgefallen. Vermutlich hatte er dieses Wort überall an Hauswänden verteilt, um
mich zu seinem Versteck zu lotsen und in der Hoffnung, alle anderen würden es
für bloße Schmierereien halten. Völlig automatisch und ohne es selbst richtig
mit zubekommen, setzte ich mich in Bewegung.
             „Ludmilla, was ist denn los? Wo gehen
wir hin?“ An Grys Stimme konnte ich erkennen, dass mein Verhalten sie in
Aufregung versetzte. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr von dem Zeichen
erzählen sollte. Dieser Ort hatte mich misstrauisch gemacht, aber ich konnte
sie auch nicht völlig im Dunkeln lassen. Vielleicht bekäme sie sonst noch
Angst, ich hätte langsam den Verstand verloren.
             „Mir ist wieder eingefallen, wie wir
einen guten Freund von mir finden. Jemand, der uns helfen kann von hier zu
entkommen.“ Mehr konnte ich dazu nicht sagen. Sie musste es einfach glauben.
Ich sah immer noch kein weiteres Zeichen von Aljoscha und wurde langsam nervös.
             „Der, mit der verletzten Schulter?“ Der
Gedanke an Veit schoss mir wie ein stechender Schmerz wieder ins Gedächtnis,
doch ich konnte mich in diesem Moment auf nichts anderes konzentrieren. Er
musste jetzt warten, so Leid mir das auch tat. Ich wusste einfach, Aljoscha zu
finden, bedeutete auch eine größere Wahrscheinlichkeit für uns alle hier lebend
raus zu kommen.
             „Nein. Ein anderer.“ Jemand, dem ich
mein Leben anvertrauen würde, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, aber diese
Information behielt ich lieber für mich. Ich suchte jede Wand und sogar den
Boden akribisch mit meinen Augen ab. Es war nichts zu sehen. Erst, als wir um
die nächste Ecke bogen, konnte ich etwas auf den Bodenplatten erkennen. Dort
standen wieder das Wort

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