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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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stimmten die Feen mit ein. Sie
flogen hinaus und verbreiteten ihre Worte in melodischer Weise, auf den
Fensterrahmen und in den Blumenbeeten der Menschen. Sie hörten es und es
verzauberte sie. Sie fingen an zu singen, wann immer sie eine Melodie
vernahmen. Und so hatten die Menschen angeblich das Singen gelernt. Als Kind
fand ich dieses Märchen wunderschön, wenn ich jetzt daran dachte, kam es mir
nur noch albern vor. Feen, die in den Haaren einer Elfe wohnten? Wie sollte das
überhaupt gehen? Ich sah wieder zu meiner neu gewonnenen Begleiterin und es
wirkte, als sei sie in Gedanken. Ich fragte mich sofort, woran sie dachte. Es
kam mir gleich komisch vor, wie gefasst sie trotz der Ereignisse war. Lag es
daran, dass sie Ärztin war? Vermutlich hatte sie gesehen, was man dieser
anderen Frau angetan hatte, aber nur weil man ständig verletzte Menschen sah,
hieß das nicht, dass man den Anblick einer Person, die zu Tode gefoltert wird,
leicht ertrug. Vermutlich würden die Bilder sie noch lange verfolgen.
             „Diese andere Frau in der Halle,
kanntest du sie?“ Gry sah mich nicht an, sondern starrte nur in die Ferne.
             „Nein, ich kannte sie nicht.“ Ihr Blick
wurde bitter. Sie war scheinbar nervenstark. Innerlich kämpfte sie wohl mit den
Geschehnissen. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen. Wieder kamen mir die
Bilder der menschlichen Überreste in dem Container in den Sinn und ich musste
sofort gegen sie und eine aufsteigende Übelkeit ankämpfen.
             „Was hatten diese Männer mit euch vor?
Warum haben die das getan?“ Ich war mir ziemlich sicher, dass Gry darauf keine
Antwort hatte. Wie sollte sie auch? Aber ich musste einfach fragen. Ich wollte
es irgendwie begreifen. Gry holte tief Luft.
             „Ich weiß es nicht. Ich weiß auch
nicht, was sie dieser Frau schon alles angetan hatten, bevor sie mich
schnappten und auch dort hin brachten. Vermutlich haben sie hier drin einfach
nur das fortgeführt, was sie auch schon draußen getan hatten...“ Sie schloss
für einen kurzen Moment die Augen und ihr Ausdruck wurde wieder schmerzerfüllt.
Sie sprach das aus, was ich mir auch schon gedacht hatte. Es war schwer zu
begreifen und ich wollte auch gar nicht weiter darüber nachdenken.
             „Kannst du mir noch etwas verraten?“
Gry sah mich wieder an und ihr Blick sagte nur zu. „Wie genau wolltest
du eine Heilung gegen die Medikation finden? Wie geht das?“ Sie überlegte eine
Weile, vermutlich suchte sie nach einem Weg, es mir verständlich zu erklären.
             „Weißt du, was ein Serum ist?“ Ich
schüttelte vorsichtig den Kopf. Ich hatte in meinen Biologieseminaren schon
etwas über Seren gehört, musste aber nicht, ob sie das gleiche meinte. „Ein
Serum ist so etwas wie ein Impfstoff mit Antikörpern. Man gewinnt es auf der
Basis von Blut. Ich hatte daran gedacht, so eine Impfung gegen die Medikation
zu schaffen. Ich hatte davon gehört, dass es Leute geben soll, die dagegen
immun sind. Ihr Blut wäre die Grundlage.“ Ich musste nicht fragen, ich sah an
ihrem Gesicht, dass sie bei ihrer Arbeit keine Durchbrüche erzielt hatte.
Trotzdem sah man sie als Gefahr. Sie musste also das theoretische Wissen haben.
Es fehlte scheinbar nur das 'Material' .
             „Ich wollte das Verfahren etwas
abändern um nicht erst langwierig mit Antikörpern arbeiten zu müssen. Es sollte
eher eine Art 'Anpassung'im Körper stattfinden. Leider kam ich nicht so
weit. Jemand hat mich verraten. Vermutlich einer meiner engsten Mitarbeiter, um
dann an meine Position heranzukommen. Warum tun Menschen so was?“ Sie sah mich
wieder direkt an. Ausgerechnet von mir wollte sie eine Antwort darauf? Würde
ich die Motive vieler Menschen verstehen, wäre ich selbst weniger verwirrt,
aber vermutlich um einiges wütender. Ich erinnerte mich an Veits Worte.
             „Die meisten Menschen sind eben kranke
und egoistische Wesen...“ Es war schrecklich, doch mittlerweile glaubte ich
auch daran. Ich hatte schon zu viel gesehen und an Grys schmerzerfülltem Blick
erkannte ich sofort, dass es ihr nicht anders erging. Sie sagte nichts mehr.
Ich war sowieso in meine eigenen Gedanken versunken. All das Leid in Europa und
wofür? Um uns vor uns selbst zu schützen? Es erschien logisch und trotzdem
wollte ich es nicht wahr haben. Und wenn die ganze Welt durchdrehen würde, dann
wollte ich trotzdem kein Teil davon sein. Auch, wenn das bedeutete,

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