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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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Flut und ein Pfeil, der geradeaus zeigte. Ich
sah mich weiter um und begann zu laufen. Gry hielt mit mir Schritt und sah sich
ebenfalls um, auch wenn sie wohl nicht genau wusste, wonach sie gerade Ausschau
hielt. Vielleicht war es besser so. Ich war derartig konzentriert darauf
Aljoschas Hinweise zu finden, dass ich die weitere Umgebung total aus den Augen
verlor. Selbst die Nässe meiner Kleidung, die mich im Lauf noch schlimmer
frieren ließ als sowieso schon, bemerkte ich jetzt kaum noch. Es galt nur den
nächsten Pfeil zu finden, je schneller desto besser.
             „Wenn du irgendwo jemanden siehst, dann
gib mir ein Zeichen.“
             „Okay.“ Sie klang schon aus der Puste,
aber ich konnte nicht langsamer werden. Ich wollte Aljoscha finden. Wir waren
immer noch im Industriegebiet und es herrschte eine gespenstische Stille um uns
herum. Es waren nicht einmal Vögel zu hören und zu meiner Nervosität kam noch
Unbehagen. Am Ende der Straße war wieder ein Zeichen und ein Pfeil, der erneut
nach Links zeigte. Wir folgten den Symbolen weiter. Nicht immer sah ich sie
sofort. Sie waren Mal am Boden, mal an einer Hauswand oder an einer
Abflussrinne. Manchmal musste ich es auch übersehen haben, denn die Pfeile
zeigten dann in die Richtung, aus der wir gerade kamen. Das Suchen kostete mich
Zeit und war nervenaufreibend. Für Gry war die ganze Situation wohl noch
verwirrender. Es musste ihr so vorkommen, als würde ich einem unsichtbaren
Hasen nach jagen. In der Ferne konnte ich schon die Altstadt erkennen. Wir
waren tatsächlich am Rande des Industriegebietes angekommen. Seine Hinweise
führten uns nicht nur unweigerlich zu ihm, sie hatten uns auch sicher aus dem
Gefahrengebiet gelenkt. Ich tat mich schwer ein weiteres Symbol zu finden und
war völlig in die Suche vertieft, als Gry mich aus meinen Gedanken riss.
             „Ludmilla, da!“ Sie packte mich an der
Schulter und riss mich herum, damit ich sehen konnte, was sie sah.
Schutztruppen. Es waren vier Mann und sie hatten uns scheinbar noch nicht
entdeckt. Ich packte Gry am Arm und stürzte in den offenen Eingang direkt vor
uns. Sie sah ängstlich zu mir herüber und ich drückte den Zeigefinger gegen die
Lippen, um ihr zu signalisieren, dass wir leise sein mussten. Sie waren zwar
noch weit weg, aber wir konnten jetzt nicht mehr sehen, ob sie in unsere
Richtung kamen. Es war wichtig, dass ich ihre Schritte hören konnte. Ich gab
ihr erneut ein Zeichen, sich an die Hauswand zu stellen und drückte mich nah am
Eingang ebenfalls gegen die Wand. Mein Finger glitt wieder um den Abzug der
Waffe und ich horchte nach Geräuschen von schweren Stiefeln oder Stimmen. Ich
konnte tatsächlich etwas hören, doch es waren nicht die Geräusche, mit denen
ich gerechnet hatte. Es war der Klang von einem einzelnen Paar Stiefel. Mein
ganzer Körper spannte sich an und im nächsten Moment hörte ich Schritte auf dem
Holzboden des Eingangsbereiches. Ich riss die Waffe hoch und vor mir stand ein
junger Mann von den Schutztruppen. Er war wie erstarrt in seiner Bewegung, als
er meine Waffe erblickte. Er selbst hatte nur eine Handfeuerwaffe bei sich und
er machte keinen Versuch sie auf mich zu richten. Stattdessen starrte er mich
nur weiter ungläubig an, dann wanderte sein Blick langsam zur anderen Seite der
Tür und er schaute Gry in die Augen. Auch sie sah geschockt aus. In meinem Kopf
schallte der Gedanke, wie absurd diese Situation war, aber stimmte das? War es
absurd, dass er eine Waffe hatte und die Uniform eine Schutztruppe trug und ich
trotzdem nicht einfach schießen konnte? Er sah wieder zu mir. In seinem Gesicht
ein unbestimmter Ausdruck von ... Hilflosigkeit. Er sah mir einfach in die
Augen. Minutenlang. Ganz langsam und vorsichtig nahm er die Hände in die Luft
und. Die Waffe hing an seinem Zeigefinger, der immer noch im Abzugsbügel
steckte. Ich spürte, wie mein Herzschlag mit jeder Sekunde schneller wurde und
meine Gedanken sich überschlugen. Was sollte ich jetzt machen? Aus den
Augenwinkeln konnte ich Gry sehen. Auch sie hatte sich keinen Millimeter von der
Stelle gerührt. Mein Finger am Abzug begann zu zittern und ich hielt die Luft
an, als der Mann unerwartet, ganz langsam einen Schritt zurück machte und dann
stehen blieb. Er sah mich prüfend an und ich sah fassungslos zurück. Ich wusste
nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Dann, brach er sein Schweigen.
             „Ich will euch nicht töten.“ Und mit
diesen Worten

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