Salvatore, R.A. - Todfeind2
einige weitere Accessoires ab. Nur mit ihrem Nachthemd bekleidet, ließ sie sich an ihrem Schminktisch nieder und betrachtete mit Wohlgefallen ihr gepudertes Gesicht in dem hübschen Spiegel, der auf der kleinen Marmorplatte stand. Nacheinander streifte sie ihre übergroßen Ringe, von denen jeder einen wertvollen Edelstein trug, von den Fingern.
Sie verblassten im Vergleich zu der Halskette, die sie trug. Diese war drei Reihen breit und reichte von Schulter zu Schulter, dicht an dicht mit Diamanten, Rubinen und Smaragden besetzt. Olym streichelte die wertvollen Steine zärtlich und betrachtete sie im Spiegel wie in Trance. Sie fesselten ihre Aufmerksamkeit derart, dass sie nicht einmal bemerkte, wie sich die schwarz gekleidete Gestalt genähert hatte und jetzt dicht hinter ihr stand.
Olym zuckte in der Tat zusammen, als sich eine Hand auf die ihre legte und eine leise Stimme flüsterte: »Lasst mich Euch dabei behilflich sein, liebe Lady.«
Sie setzte schon zu einem Schrei an, aber die Hand presste sich fest auf ihren Mund.
»Ich bitte Euch, schreien Sie nicht«, sagte der Wegelagerer. »Ich werde Euch kein Leid antun, liebe Lady. Mein Wort darauf.« Er senkte den Kopf so weit, dass er mit dem Kinn auf ihrer Schulter ruhte und sie einander im Spiegel in die Augen blicken konnten. Für einen kurzen Moment schien es, als würde Olym, deren Brust sich heftig hob und senkte, ohnmächtig werden.
»Mein Wort darauf«, wiederholte der Eindringling, sah sie bittend und fragend zugleich an und lockerte den Druck seiner Hand auf ihrem Mund nur ein wenig.
Olym reagierte mit einem zustimmenden Kopfnicken, und der Wegelagerer nahm seine Hand fort.
»Ihr seid gekommen, um mich zu schänden!«, jammerte Olym.
Verwirrt starrte er sie an, denn ihr Tonfall klang eher hoffnungsvoll als verängstigt.
Olym drehte sich ruckartig zu ihm um. »Dann nehmt mich«, bot sie ihm an. »Aber macht schnell, und dann verschwindet und wisset, dass es mir keine Freude machen wird.«
Ohne den Seelenstein konnte sich Bransen nur heftig stotternd äußern, aber nie zuvor war es ihm so schwergefallen, die richtigen Worte zu finden, als in diesem Augenblick, obgleich der Seelenstein natürlich fest und unverrückbar auf seiner Stirn festgebunden war.
Olym drehte sich weiter und warf den Kopf nach hinten, während sie einen Handrücken wie in großer Verzweiflung auf den Mund presste. Durch diese Bewegung schoben sich ihre Brüste natürlich nach vorn, und das dünne Nachthemd tat wenig, um ihre offensichtliche Erregung zu verbergen.
»Dann nehmt mich! Schändet mich! Besitzt mich mit Eurer animalischen Wildheit!«
»Und soll ich Euch auch zwingen, solche leisen Heubodenlaute auszustoßen?«, fragte der Wegelagerer und hatte Mühe, nicht zu lachen.
»Oh ja, wenn es unbedingt sein muss! Wenn es das ist, was ich tun muss, um dem Tod durch Eure Klinge zu entgehen!«
Er wusste nicht so recht, wie er das sagen sollte: »Aber ich will nur Eure Juwelen!« Daher geriet er wieder ins Stottern – bis Schritte im Flur erklangen und sich näherten. »Ich bitte Euch zu schweigen«, flüsterte er, legte einen Finger auf seine geschürzten Lippen und verschmolz derart nahtlos mit dem Schatten hinter einem der Wandteppiche, dass Olym blinzeln und ziemlich dumm dreinschauen musste, als sie sich fragte, ob er wirklich da gewesen war.
»Ah, Frau«, sagte Yeslnik, während er das Gemach betrat. »Dieser aufregende Tag hat mich richtiggehend … erregt.« Er hielt inne und betrachtete sie in ihrer fast völlig nackten Erscheinung und ihrem offensichtlichen Zustand mit Bewunderung. »Offenbar bin ich nicht allein in meiner … so besonderen Stimmung!«
Nun war es an Olym, ins Stottern zu verfallen. Immer wieder blickte sie zu jenem Schatten hin, in dem der Dieb gerade eben verschwunden war.
Yeslnik trat neben sie, presste sie an sich und verengte die Augen zu Schlitzen. »Ich bin der Fürst des Lehens Pryd«, sagte er, und dann wiederholte er es wieder und wieder. Und jedes Mal presste er Olym kräftiger an sich.
»Mein Fürst«, sagte Olym und schaute, während er sich umdrehte, an ihm vorbei und suchte erneut die Stelle, wo der Wegelagerer verschwunden war.
Er war weggegangen und wieder zurückgekehrt, stellte sie fest, denn dort stand er an ihren Toilettentisch gelehnt, ein Arm nackt und einer mit schwarzer Seide umhüllt und quer über seine Brust gelegt, mit einem Ausdruck von unbändiger Belustigung auf seinem ach so attraktiven Antlitz.
Olym atmete
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