Salvatore, R.A. - Todfeind2
mit dem Schwert sauber das dritte Bein.
Yeslnik und Olym protestierten lauthals, aber ihr Fluchtweg, wie er sich anfänglich bot und den der Wegelagerer sofort weitsichtig erkannt hatte, war durch das Absacken der rechten Betthälfte versperrt worden.
Während er sich umdrehte, nahm der Wegelagerer die rechte Hand vom Schwert. Sobald er wieder genau vor dem Bett stand, zuckten seine Beine und katapultierten ihn schräg nach vorne. Er ließ seine freie rechte Hand hängen und fasste die obere Kante des Kopfteils. Dadurch konnte er sich in der Luft drehen, während er einen gestreckten Salto ausführte, der ihm so viel Schwung verlieh, dass er am Ende aufrecht vor dem Bett stand. Aber nur einen Augenblick lang, denn er ging in die Hocke und führte einen Hieb nach rechts. Dann kippte das vierte und letzte Bein so zur Seite weg, dass das Bett mit seinem gesamten Gewicht auf Yeslnik und Olym landete und ihr unangenehmes Protestgeschrei erstickte.
Der Wegelagerer trat zurück und begutachtete sein Werk mit einem Kopfnicken, das gleichzeitig Verblüffung und Zufriedenheit ausdrückte. Er warf einen Blick auf den kleinen Sack an seinem Gürtel, der mit Münzen und Juwelen prall gefüllt war, und nickte abermals.
»Denkt immer daran, dass ich Euch nicht getötet habe, obwohl es mir ein Leichtes gewesen wäre«, sagte er zu Yeslnik, bückte sich und sah den vor rasender Wut schimpfenden Mann unter dem Bett an. »Und vergesst nicht, dass ich Eure Frau nicht geschändet habe.«
Yeslnik fluchte und spuckte ihn an, aber der Wegelagerer war über seine eigenen Worte verblüfft. Er richtete sich auf, um sie sich durch den Kopf gehen zu lassen, und war unempfänglich für die lahmen Beleidigungen, ob sie nun verbal oder in wässriger Form erfolgten.
»Merkt Euch, dass ich sie nicht geschändet habe«, stellte der Eindringling noch einmal klar und bückte sich wieder zu Yeslnik hinunter. »Ich hoffe inständig, dass mir Lady Olym dies verzeiht, denn ich bin sicher, meine Untätigkeit in dieser Hinsicht hat ihren Zorn mehr geweckt als alles andere, was ich hätte tun können, zum Beispiel Euch zu töten.«
»Was fällt Euch ein?«, fragte Yeslnik.
»Es ist wirklich ganz einfach«, versicherte ihm der Wegelagerer, tippte ihm mit zwei Fingern gegen die Stirn und eilte zum Fenster.
Aber noch war die Dunkelheit nicht hereingebrochen, und auf dem oberen Burghof wimmelte es von Menschen.
Fast eine Stunde verstrich, ehe es Prinz Yeslnik endlich gelang, sich unter dem schweren Bett hervorzuwinden. Es dauerte einige Zeit, bis seine Rufe die Aufmerksamkeit einiger Diener erregten, die schließlich hereinkamen und ihm halfen, das Bett weit genug hochzuheben, damit sich Olym unauffällig darunter hervorrollen konnte.
»Du!«, schrie Olym ihren Ehemann an. Sie machte gar keinen Versuch, sich zu verhüllen, obwohl immer mehr Leute in das Gemach stürmten, um nachzusehen, was los war. »Du betrachtest dich als Fürst eines Lehens und wirst noch nicht mal mit einem ordinären Dieb fertig? Du giltst unter den Männern als Held, und dennoch scheucht dich ein einzelner kleiner Mann wie einen verängstigten Hasen unter das Bett deiner Frau?« Sie machte schon Anstalten, ihn zu schlagen, doch Yeslnik hielt erst den einen ihrer Arme fest, dann den anderen.
»Wärest du weniger wütend, wenn er dich geschändet hätte?«, fragte Yeslnik. Es klang eher wie ein Vorwurf, nicht wie eine Frage. Lady Olym jammerte – die erste ernsthafte Klage, die sie an diesem Tag von sich gab – und ließ sich auf die Reste ihres Bettes fallen.
Es schien, als würde Yeslnik erst in diesem Augenblick bewusst werden, dass der Raum voller Menschen war, von denen viele seine entblößte Frau angafften. »Hinaus! Hinaus!«, befahl er und scheuchte sie aus dem Gemach. Er bedachte Olym mit einem letzten angewiderten Blick und folgte ihnen. Gleichzeitig befahl er den Wachen, den Wegelagerer zu suchen und ja nicht ohne den Kopf des Hundesohns zurückzukehren.
Olym schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte eine lange, lange Zeit vor sich hin, während es im Raum dunkel wurde. Sie war schon kurz davor einzuschlafen, als weiche Lippen ihre Stirn berührten.
»Wunderschöne Lady«, sagte der Wegelagerer, der das Gemach gar nicht verlassen hatte. Olym schlug die Augen auf und stützte sich auf die Ellbogen, um ihren Besucher anzusehen.
»Laut dem Ehrenkodex, der mein Handeln bestimmt, darf ich niemals eine verheiratete Frau schänden«, erklärte der Dieb
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