Salvatore, R.A. - Todfeind2
tief ein und gab einen leisen, wimmernden Laut von sich.
»Oh, meine Prinzessin«, raunte Yeslnik. »Ich bin der Fürst des Lehens Pryd!« Er erschauerte, während er den Druck, mit dem er sie an sich presste, noch mehr verstärkte.
»Das habt Ihr jetzt mindestens ein Dutzend Mal verkündet«, sagte eine männliche Stimme hinter ihm. Yeslnik erstarrte zur Salzsäule. »Wenn Ihr es noch ein weiteres Dutzend Mal wiederholt, dann glaubt Ihr vielleicht am Ende noch selbst daran, dass Ihr diesen Titel verdient habt.«
Yeslnik drehte sich herum. »Ihr!«, schrie er.
»Ich kann niemand anders sein«, erwiderte der Wegelagerer mit einem Achselzucken.
»Wie bitte?«
»Ich fürchte, Eure Verhörtechniken lassen einiges zu wünschen übrig«, sagte der Wegelagerer. »Umso mehr, wenn man bedenkt, dass falls hier jemand ein Gefangener sein sollte, ich es jedenfalls nicht bin.«
»Nicht Ihr?«, stammelte Yeslnik und versuchte mit letzter Kraft zu verstehen, was da gerade mit ihm geschah.
»Ja, Ihr, nicht ich!«, sagte der Dieb.
»Nicht ich?«
»Doch, Ihr!«
»Ihr?«
»Jetzt habt Ihr es aber verstanden!«, sagte er und deutete auf Yeslnik und fügte mit Nachdruck hinzu. »Ihr!«
»Tut ihm kein Leid an!«, schrie Olym und warf sich vor Yeslnik, die Arme ausgebreitet, um ihn zurückzuhalten – und um dem Eindringling gleichzeitig ihre Gesamtansicht zu bieten. »Nehmt mich, wie Ihr wollt! Schändet mich!«
»Olym!«, rief Yeslnik.
»Ich tue alles für Euch, mein Fürst«, jammerte Olym.
»Zurück auf den Heuboden, wie immer«, stellte der Dieb dagegen fest. Yeslnik starrte ihn verständnislos an.
»Ich werde seine Leidenschaft für Euch ertragen, Geliebter«, sagte Olym zu ihrem Ehemann. »Ich werde Euch mit meinen weiblichen Reizen retten.«
»Mit Euren Juwelen, meint Ihr wohl«, korrigierte der Wegelagerer sie. Schneller, als einer der beiden hätte reagieren können, trat er vor und riss die Kette von Olyms Hals, außerdem schnappte er sich auch noch die Ringe von ihrem Toilettentisch.
»Nicht schon wieder!«, brüllte Yeslnik. In einem Anflug ungewöhnlichen Mutes – viel eher war es nur seine Wut, die für einen kurzen Augenblick stärker wurde als seine Vernunft – stieß er Olym beiseite und hob drohend die Fäuste. Er griff mit einer Hand auf den Toilettentisch und angelte sich das scharfe Messer, mit dem sich Olym immer die dunklen Haare von ihrem Kinn schabte. Yeslnik tat einen Schritt vorwärts und fuchtelte mit dem Messer vor dem Eindringling herum.
Der Wegelagerer ließ die Hände herabsinken, seufzte und schüttelte den Kopf.
»Ihr werdet mich nicht mehr lächerlich machen«, verkündete Yeslnik.
»Ich fürchte, an diesem Punkt wart Ihr schon lange, bevor wir uns begegneten«, erwiderte der Wegelagerer.
Der Fürst des Lehens Pryd brauchte einige Zeit, um die Beleidigung zu verstehen, doch dann stach er wild auf den Mann ein. Der Wegelagerer drehte sich weg, und die Klinge glitt harmlos an ihm vorbei.
Yeslnik zielte jetzt nach dem Kopf des Mannes, aber natürlich duckte sich der geschickte Wegelagerer auch unter dieser unbeholfenen Attacke weg, kam wieder hoch und hatte noch weniger Mühe, dem nächsten vergeblichen Stoß auszuweichen.
»Wirklich, Prinz Yeslnik, Ihr macht alles nur schwieriger«, sagte er und entging einem weiteren Streich, entzog sich dann mit einem schnellen Schritt zur Seite einem neuerlichen Stoß und wurde daraufhin mit der Bewegung konfrontiert, auf die er schon gewartet hatte, nämlich einem Messerstoß von unten nach oben, der auf sein Kinn zielte.
Er kam nicht mal in seine Nähe. Die linke Hand des Wegelagerers fing den Unterarm des Prinzen ab, und seine rechte legte sich im genau richtigen Winkel so auf Yeslniks Hand, dass der Dieb das Handgelenk des Prinzen fixieren konnte und die Hand ruckartig nach vorne bog. Der Wegelagerer verstärkte den Druck noch, bog weiter und presste Yeslniks Knöchel kraftvoll auf sein Handgelenk. Unter dieser Spannung und dem daraus resultierenden Schmerz konnte Yeslnik das Messer schließlich nicht mehr festhalten. Im gleichen Augenblick, da ihm bewusst wurde, dass er es losgelassen hatte, schoss die linke Hand des Wegelagerers nach oben und schlug ihm ins Gesicht, traf die andere Seite des Gesichts mit dem Handrücken und landete ein drittes Mal auf dem Punkt.
»Besteht Ihr darauf, weiterhin Schwierigkeiten zu machen?«, fragte der Wegelagerer und hielt dem Prinzen einladend das Messer mit dem Griff nach vorne hin.
In namenloser Wut
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