Salvatore, R.A. - Todfeind2
der nächsten Tage des Öfteren in die Nähe schlechter Straßen und beobachteten bei mehreren Gelegenheiten den Rauch von alpinadoranischen Lagerfeuern.
»Grazie oder Kraft?«, sagte Vaughna bei einer solchen Gelegenheit zu Crait, als Jameston und Bruder Jond ein Stück abgestiegen waren, um bessere Sicht auf ein Dorf zu haben. Bransen und Olconna waren an der Kante einer Klippe zurückgeblieben und deutlich zu sehen.
Crait lachte glucksend.
»Ah, aber mir gefällt, wie sich dieser Wegelagerer bewegt«, fügte Vaughna hinzu. »Es ist wie ein Tanz, wie der Wind beim Schein des Mondes.«
»Aber der Rothaarige …«, half Crait nach, da er begriff, in welche Richtung Crazy V dachte.
»Arme, um eine Geliebte davonzutragen«, sagte sie. »Ein entschlossener Schwung, der nicht abzublocken oder zu parieren ist …«
Crait lachte laut, und die beiden Männer auf der Klippe wandten sich zu ihm um.
»Nur gut für Euch, dass ich nicht der Typ bin, der leicht errötet«, flüsterte Vaughna.
»Aber andere rot werden lässt.«
»Aye, so macht das Leben richtig Spaß«, sagte Vaughna. »Grazie oder Kraft?«
»Der Wegelagerer hat eine Frau, aber noch gar nicht lange. Und er liebt sie«, erinnerte Crait.
Vaughna seufzte, deutlich enttäuscht. »Dann eben Kraft«, sagte sie, und Crait lachte wieder.
Jameston und Jond kehrten zurück, und das halbe Dutzend wanderte so weiter wie immer und schlug das Lager auf, ebenfalls wie immer – nur dass Olconna in dieser Nacht unerwarteten Besuch bekam.
Sein Schritt wirkte am nächsten Tag beschwingter.
An einem Nachmittag, während sie eine Ansammlung von Kiefern und Felsen passierten, dicht unter der Schneefallgrenze und in einer Luft, die so kalt war, dass sie ihren eigenen Atem sehen konnten, teilte Jameston der Gruppe flüsternd mit, dass sie beobachtet wurden.
»Der Stamm der P’noss«, erklärte er. »Nur klein und nicht sehr zahlreich, aber grimmig. Sie reichen von der Straße unten bis zu den Pässen oben. Dies ist ihr Gebiet.«
Bransen legte eine Hand auf seinen Schwertgriff, eine Geste, die Jameston nicht entging. Der Kundschafter schüttelte den Kopf. »Wir wären dumm, uns aufzuhalten, aber sie werden uns passieren lassen, solange wir den Weg fortsetzen. Sie vertrauen darauf, dass ich sie respektiere.«
Die Gruppe wanderte weiter, im Gänsemarsch, und die fünf, der Gegend unkundig, schauten links und rechts, als erwarteten sie, hinter jedem Baum einen bunt bemalten Barbarenkrieger mit einem Speer in der Faust zu sehen.
»Versucht, nicht so ängstlich dreinzuschauen«, tadelte Jameston sie. »Das macht unsere Gastgeber nur nervös.«
Der Rest des Tages verstrich ohne Zwischenfall. Jameston schlug in dieser Nacht das Lager hoch in den Bergen auf, und die kalten Winde peitschten sie, auch trieben ein paar Schneeflocken vorbei. Aber Jameston Sequin kannte das Gelände genauso gut wie die Alpinadoraner, die hier zu Hause waren. Er hielt ein loderndes Feuer in Gang und sorgte für aufgeheizte Steine, die sie im Schlaf wärmten.
Bransen beobachtete den Mann bis tief in die Nacht und staunte über die heitere Gelassenheit, die Jamestons Miene ausstrahlte. Er erschien hier draußen vollkommen mit sich im Frieden, wie jemand, der längst die banalen Unannehmlichkeiten verfeindeter Fürsten und Kirchen und läppischer menschlicher Zänkereien hinter sich gelassen hatte. Während Jameston auf einem Felsklotz saß und zum nächtlichen Himmel emporschaute, erkannte Bransen einen Mann in ihm, der völlig in sich ruhte, einen Mann, der seinen Platz im Universum gefunden hatte und dort vollkommen zufrieden war. Bransen kam in den Sinn, dass zwischen Jhesta Tu und Jameston Sequin eine Verwandtschaft bestand.
Bransen kam ein Gedanke. Für einen flüchtigen Augenblick dachte er, dass Jameston Sequin sein Vater sein könnte. War es möglich, dass Dawson McKeege sich irrte, dass Bran Dynard seine Wanderung überlebt und seine Ausbildung in der Wolkenfeste benutzt hatte, um zu jener Legende im Nordland zu werden?
Bransen verwarf diese Vorstellung mit einem Schnauben und fragte sich, wie um alles in der Welt diese Idee in seinem Geist hatte entstehen können. Wunschdenken … Er wollte, dass Jameston Sequin sein Vater war. Er wollte irgendjemanden zum Vater, vor allem jemanden, den er bewundern konnte. Bransen hatte versucht, den Gedanken zu verbannen, dass ihm Dawson McKeeges Erklärung bezüglich Bran Dynards Schicksal tiefen Schmerz zufügte.
Jameston kam herüber und fachte die
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